Elf des Spieltags:Guardiola auf Schmusekurs

Pep Guardiola darf endlich an der Seitenlinie knuddeln. Der Tabellenletzte Mats Hummels hat sich nichts vorzuwerfen. Und Hertha-Trainer Jos Luhukay sieht nicht ein, sich nach einem neuen Job umzuschauen. Die Elf des Spieltags.

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Mats Hummels

Borussia Dortmund v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

In der 80. Minute preschte Mats Hummels in den Strafraum des Gegners vor und versuchte es mit einem Dribbling. Doch auch der forsche Vorstoß des gelernten Innenverteidigers brachte nichts. Schon wieder verlor Borussia Dortmund eine Partie und verharrt auf dem letzten Tabellenplatz. Die Fans im Westfalenstadion pfiffen, sie schimpften und tobten. Nach Abfiff machte sich Hummels gemeinsam mit Torhüter Roman Weidenfeller auf zu den Anhängern, sie diskutierten lange am Zaun. "Wenn man nach dem 19. Spieltag dort steht, wäre es eine Frechheit, kein Verständnis für die Reaktion der Fans zu haben", sagte Hummels danach. "Heute Abend kann man uns alles vorwerfen. Und alles ist legitim." Das stimmt nicht ganz: Ein BVB-Spieler muss sich an diesem Abend nur wenig vorwerfen lassen. Mats Hummels zeigte eine gute Partie - und übernahm sogar die Aufgaben eines Stürmers.

(sonn)

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Raúl Bobadilla

FC Augsburg's Bobadilla celebrates his goal against Borussia Dortmund during Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: Ina Fassbender/Reuters

Es ist schon vieles schief gelaufen in der Karriere des Raúl Bobadilla. Er wurde einmal erwischt, wie er viel zu schnell in eine Tempo-50-Zone einfuhr; im November wurde er angezeigt, weil er sich auf dem Augsburger Presseball geprügelt haben soll. Und auch auf dem Fußballplatz musste Bobadilla schwierige Zeiten durchleben: Der bullige Stürmer konnte sich 2009 bei Gladbach nicht durchsetzen, er traf nur selten, wurde verliehen. 2013 lotste ihn Augsburg schließlich zurück in die Bundesliga. Eine Entscheidung, die sich nun auszahlt: Denn plöztlich trifft der 27-jährige Argentinier in fast jedem Spiel. Auch gegen den BVB schob er den Ball ins Tor - und entschied damit die Partie. Nach dem Schlusspfiff hoben ihn seine Mitspieler auf die Schultern. In der Karriere von Bobadilla läuft derzeit gar nichts mehr schief.

(sonn)

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Benedikt Höwedes

FC Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Anlaufen, kurz abstoppen, ein kleiner Haken, dann den Feldvorteil nutzen: So wie Benedikt Höwedes am Dienstagabend gegen die Bayern haben schon Hunderttausende, ach was Millionen Kreisligaabwehrspieler ihre Kopfballtore erzielt. Nun ist Mitchell Weiser nicht der erfahrenste Münchner, trotzdem ließ er Höwedes sträflich alleine. Der Weltmeister traf per Kopf, das Spiel endete 1:1 - und die Münchner haderten mächtig mit sich selbst. "Ich finde es ärgerlich, dass wir den kopfballstärksten Spieler von Schalke das Tor machen lassen", echauffierte sich Arjen Robben, freilich ohne Weisers Namen zu nennen. Höwedes setzte indes seine famose Bilanz gegen die Bayern fort: Schon beim 1:1 am zweiten Spieltag hatte er getroffen, damals noch per Stochertor am langen Pfosten. Da war sein feiner Altherrenkopfball fünf Monate später deutlich netter anzusehen.

(ebc)

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Pep Guardiola

FC Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Über Pep Guardiola sind verschiedene Dinge bekannt: Er zieht sich gerne schick an, er sagt gern "super, super" oder "top, top, top" und er mag Mittelfeldspieler (inbesondere solche, die Thiago heißen). Seit Dienstagabend weiß die Branche auch: Dieser drahtige Asket kann noch immer zackig über den Platz flitzen, wenn es sein muss. Guardiola hatte gegen Schalke zwei große Auftritte: Erst fetzte er nach Lewandowskis abgepfiffenem Treffer zum 1:0 zum Linienrichter, um sich gestenreich zu echauffieren. Und als Arjen Robben nur Sekunden später wirklich zur Führung traf, krallte sich der Bayern-Coach den verdutzten vierten Offiziellen zum Knuddeln. "So hätte ich es auch gerne in Gladbach gemacht", erklärte der Katalane schmunzelnd. Damals hatte ihn die dortige Ersatz-Spielleiterin Bibiana Steinhaus dezent abgewiesen. Wer in Guardiolas Nähe steht, sollte sich wohl auf weitere Annäherungsversuche gefasst machen.

(jbe)

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Jérôme Boateng

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Auch am Tag danach schien sich Jérôme Boateng noch immer mächtig zu ärgern. Vom winterlich-sonnigen Trainingsgelände twitterten findige Reporter, dass der Bayern-Verteidiger seinen Platzverweis gegen Schalke mit grantigem Gebolze verarbeite. Was war passiert? Wer es böse mit dem Nationalverteidiger meint, könnte sagen: eine typische Boateng-Szene. Kurz nicht aufgepasst, den Gegenspieler laufen gelassen, dazwischen gegräscht, Rot. Aber das wäre wohl zu einfach. Es war ein Ball von Schalke-Keeper Fabian Giefer, der über alle hinweg segelte, David Alaba sprang vorbei und plötzlich stand Boateng allein gegen Sidney Sam und musste mit letztem Einsatz das 0:1 verhindern. Es war seine vierte rote Karte in der Bundesliga. Rekord sind fünf. Die Herren Nowotny, Wohlert, Gaudino (Maurizio) und Meira könnten in dieser unrühmlichen Liste bald Gesellschaft bekommen.

(jbe)

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Timon Wellenreuther

Schalke 04's Wellenreuther saves a shot by Bayern Munich's Robben during their Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Dieser junge Typ hätte sich sein Bundesliga-Debüt kaum besser vorstellen können: Dienstagabend, Flutlicht, auswärts vor 75 000 Zuschauern beim Rekordmeister FC Bayern - doch von Aufregung keine Spur. "Der Torwarttrainer hat gesagt, dass Fabi verletzt ist und ich rein muss", erinnerte sich Timon Wellenreuther: "Da hab' ich gegrinst: 'Ja klar, mache ich gerne'." Der Fabi, das ist Fabian Giefer, der zu Beginn der zweiten Halbzeit wegen einer Leistenverletzung raus musste. Und Wellenreuther, gerade 19, machte seine Sache sehr ordentlich: Er parierte zum Einstieg einen Schuss von Arjen Robben, wirkte auch sonst meist souverän und sicher. "Ich bin sehr stolz, jetzt gespielt zu haben. So kann es weitergehen", sagte der gebürtige Karlsruher. Nur gegen Robbens späteren Kopfball war er machtlos. Gut möglich, dass Wellenreuther am Freitagabend gegen Gladbach erneut zwischen den Pfosten steht. Fällt Giefer noch länger aus, winkt ihm womöglich ein besonderes Schmankerl: Ende Februar spielt Schalke in der Champions League gegen Real Madrid.

(fln)

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Niko Bungert

SC Paderborn  -  Mainz 05

Quelle: dpa

Niko Bungert (li.) ist fußballerisch nicht unbedingt der Mann der Stunde, gerade einmal zwei Minuten und ein paar Nachspielmomente erlebte der Mainzer gegen Hannover 96. Doch ein Mann wie Niko Bungert bleibt trotzdem in Erinnerung, weil er sprachlich topfit ist. Bungert lieferte den besten Spruch des Spieltags, als er nach dem 1:1 sagte: "Wenn man drei Spiele in Folge ohne Niederlage übersteht, ist in Mainz immer Fastnacht." Jenes Szenario haben die Mainzer zuletzt im Oktober erlebt, die Zeit ist also definitiv reif für ein bisschen Karnevals-Stimmung - will der Klub die Pappnasen auspacken, muss er am Samstag gegen Hertha BSC bestehen. Sonst könnte das ein trauriges Jeckenfest werden, selbst mit einem Sprachtalent wie Niko Bungert.

(Archivbild)

(ska)

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Stefan Kießling

Hertha BSC - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

Eine seltsame Saison erlebt Stefan Kießling ja schon: Plötzlich ist er nicht mehr fürs Toreschießen bekannt, sondern fürs Foulen und Gefoult-Werden. Niemand wurde in der Hinrunde so häufig umgesenst wie der Mann von Bayer Leverkusen, beim Austeilen war nur Valon Behrami aktiver. Gegen Hertha BSC trug sich nun eine Verschmelzung seiner Fähigkeiten zu: In der 49. Minute stolperte er den Ball ins Tor, war dabei in ein Knäuel mit Thomas Kraft verwickelt. Dabei konnte kaum zwischen Foulen und Gefoult-Werden unterschieden werden. Kießling rannte, schnippte und kugelte über den Torwart hinweg, zu guter Letzt wickelte er sich auch noch mit den Haxen um den Pfosten. Immerhin sprang dabei ein Tor heraus - fast schon wie in alten Zeiten.

(ska)

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Lukas Kruse

SC Paderborn 07 v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

15 Tore fielen am 19. Spieltag in der Fußball-Bundesliga - so wenige wie nie zuvor in dieser Saison. Kölns Timo Horn oder Stuttgarts Sven Ulreich mussten kein einziges Mal den Ball aus dem Netz holen, auch Gladbachs Yann Sommer hatte einen recht entspannten Fußballabend. Lukas Kruse vom SC Paderborn dagegen hatte mehr zu tun. Ein Fünftel aller Tore kassierte er. 0:3 verlor sein Team gegen den Hamburger SV, nach dem 0:5 gegen Mainz am Wochenende war es die nächste Klatsche. Acht Gegentore in nur zwei Spielen! Es gibt derzeit schönere Berufe, als Torwart in Paderborn zu sein. Dabei hatte die Saison so schön begonnen für Kruse und sein Team. Am vierten Spieltag übernahmen sie die Tabellenführung der Bundesliga. Immerhin trägt Paderborn nun dazu bei, dass es in der Sportschau nicht langweilig wird - und wenigstens ein paar Treffer zu sehen sind.

(fln)

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Jos Luhukay

Hertha BSC - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

Als der Stadionsprecher vor dem Spiel den Namen des Trainers Jos Luhukay erwähnte, da pfiffen die Fans im Berliner Olympiastadion. Als nach der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen Sportchef Michael Preetz nach dem Coach gefragt wurde, da sagte er: "Wir müssen das erst mal verdauen, und dann reden wir miteinander und nicht übereinander." Und dann schob Preetz vielsagend hinterher: "Wir sind nicht naiv und können die Tabelle lesen." Auf Platz 17 rangiert Hertha, dreimal in Serie hat Luhukays Team verloren, der Rückhalt für ihn scheint weg zu sein. Während die Verantwortlichen wohl schon nach einem Nachfolger Ausschau halten und in den Medien bereits der Name Mirko Slomka kursiert, fürchtet Luhukay allerdings nicht um seinen Job: "Ich glaube, die Mannschaft hat heute gezeigt, dass sie hinter dem Trainer steht." Er wolle sich nun auf das Spiel gegen Mainz vorbereiten. Dazu kam es nicht mehr, am Mittag musste er den Posten räumen.

(sonn)

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Patrick Herrmann

Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg

Quelle: dpa

Max Kruse und Raffael, das sind die Garanten bei Borussia Mönchengladbach. Normalerweise. Denn derzeit spielt sich ein ganz anderes Duo in den Vordergund: der "H-und-H-Angriff". Patrick Herrmann, Borussias Torschütze beim 1:0-Sieg über den SC Freiburg, bedankte sich nach dem Spiel euphorisch bei seinem Mannschaftskollegen Branimir Hrgota. Und das aus gutem Grund: Wieder 1:0 gewonnen, wieder durch Herrmann, und wieder nach Vorarbeit des Schweden Hrgota. Insbesondere Herrmann erlebt gerade eine wundersame Wandlung: Zu Saisonbeginn noch auf die Ersatzbank verbannt, trifft er nun in hübscher Regelmäßigkeit. Fünf Saisontore hat der 23-Jährige bereits erzielt, und immer, wenn er traf, gab es am Ende einen Sieg. Gut möglich, dass der "H-und-H-Angriff" auch am Freitagabend gegen Schalke 04 wieder zuschlägt. Bereits vorherige Saison gab es für die Borussia auf Schalke einen Sieg. Torschütze damals: Patrick Hermann.

(fln)

© SZ.de/jbe
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