Elf des Spieltags:Aus der Kurve ins Tor und zurück

Der 18-jährige Marius Gersbeck steht plötzlich nicht mehr im Hertha-Fanblock, sondern sichert einen Sieg in Dortmund. Jürgen Klopps Mannschaft beendet das Jahr so katastrophal, dass nur Vorfreude auf 2014 bleibt. Und "Fips" bejubelt im fernen Marokko die Bundesliga-Ergebnisse. Die Elf des Spieltags.

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Elf des Spieltags:Jürgen Klopp

Borussia Dortmund - Hertha BSC

Quelle: dpa

Der 18-jährige Marius Gersbeck steht plötzlich nicht mehr im Hertha-Fanblock, sondern sichert einen Sieg in Dortmund. Jürgen Klopps Mannschaft beendet das Jahr so katastrophal, dass nur Vorfreude auf 2014 bleibt. Und "Fips" bejubelt im fernen Marokko die Bundesliga-Ergebnisse. Die Elf des Spieltags.

Jürgen Klopp: Der Trainer von Borussia Dortmund sah schon beim Tor von Marco Reus wenig frohgemut aus. Eher wie jemand, der mit letzter Kraft und Verbissenheit das Glück erzwingen will und dabei eine Weihnachtswalnuss mit den Zähnen knackt. Jürgen Klopps Mannschaft wirkte ebenso verkrampft und verlor gegen die Hertha das dritte Heimspiel in Serie. "Das wird ein Weilchen dauern, bis wir das verarbeitet haben. Es fühlt sich sehr bescheiden an", erklärte Klopp. Und auch wenn nichts in Mimik und Körpersprache darauf hindeutete - er ging sogleich zur Hoffnung über: "In mir wächst die Zuversicht, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen. Dann kann das Scheiß-Ende von 2013 ein Super-Anfang für 2014 gewesen sein." Erste erwartbare Aktion beim BVB im Januar: Robert Lewandowski erklärt, zu welchem Verein er im Sommer wechseln wird.

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Elf des Spieltags:Marius Gersbeck

Borussia Dortmund v Hertha BSC - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Marius Gersbeck: Die Saison des 18-jährigen Torwarts war recht mittelmäßig verlaufen. 1:4 in Magdeburg und 1:2 in Meuselwitz - das waren seine zwei Einsätze bei Hertha II in der Regionalliga Nord/Ost gewesen. Andererseits hatte er auch Grund zur Freude gehabt, denn Hertha I spielt ja eine wunderbare Saison und so konnte Marius Gersbeck als engagierter Fan viel Feiern. Er stehe jedes Wochenende in der Ostkurve und fahre auch auswärts oft mit, sagte Gersbeck. In Dortmund war er auch wieder dabei, nach dem Spiel stand er unter seinen Kumpels auf der Tribüne und feierte den 2:1-Sieg beim Champions-League-Finalisten. Der Unterschied: Zuvor war er auf dem Platz gestanden. Hertha-Trainer Jos Luhukay hatte Gersbeck als Ersatz für den verletzten Thomas Kraft ins Tor gestellt. Dieser verbockte gleich das Herauslaufen und hatte Anteil am 0:1. Doch danach hielt er alles und wirkte sehr ruhig. "Nach den ersten sieben Minuten dachte ich: Scheiße", sagte Gersbeck, "aber die Mannschaft hat meinen Arsch gerettet." Die Torwartleistung war bundesligareif, die Ausdrucksweise noch auf ostkurvenniveau.

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Elf des Spieltags:Robin Dutt

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Quelle: AFP

Robin Dutt: Der 48-Jährige ist nicht verschrien als sentimentaler Typ. Eher als Analyst und knallharter Schlüssezieher. Diesmal aber, am Samstagabend in Bremen, da gingen die Gefühle mit Robin Dutt durch. 1:0 hatte seine Mannschaft gegen den Tabellenzweiten aus Leverkusen gewonnen, und hatte dabei die spielerischen Defizite mit enormem Einsatz überspielt. Hatte das 0:7 gegen Bayern irgendwie weggerannt und gekämpft. Und damit auch die Sorgen und die Debatten rund um Trainer Dutt. "Ich bin jetzt sechs Monate hier, die sich aber wie sechs Jahre anfühlen", sagte Dutt. Es gab gleich mehrere Momente während und nach dem Spiel, da konnte der Trainer nur knapp verhindern, dass ihm die Tränen über Gesicht liefen. Doch auch das schaffte er und durfte besinnliche Jahresabschiedsworte sprechen: "Wir haben gekämpft und sind alle einfach nur glücklich nach einem unglaublich schwierigen Jahr. Frohe Weihnachten."

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Elf des Spieltags:Fans der Kellerklubs

Werder Bremen - Bayer 04 Leverkusen

Quelle: dpa

Fans der Kellerklubs: Es war das erwartet besinnliche Fußball-Wochenende. So kurz vor Weihnachten zieht man Bilanz und verteilt seine Danksagungen. Besonders emotional ging es in Bremen (Bild) und Freiburg zu - weil die ansässigen Klubs Werder und Sportclub nach langer, langer Zeit mal wieder ein Spiel gewannen. Und dass jeweils mit einem Publikum, dass eine Art Erste-Hilfe-Service leisteten. Sowohl in Bremen wie auch in Freiburg unterstützten die Leute auf den Tribünen ihre Mannschaften mit enormer Intensität und tankten die Spieler mit positiven Energien voll. Die Trainer Robin Dutt und Christian Streich kriegten sich vor Begeisterung kaum mehr ein. "Was hier in Bremen abläuft, gibt es nicht so oft in der Bundesliga. Das ist Wahnsinn", sagte Dutt. Und Streich: "Wo gibt es denn ein Publikum, das so viele Niederlagen verzeiht und immer wieder kommt und die Mannschaft so anfeuert? Ich weiß nicht, ob es das in Deutschland so noch gibt." In Braunschweig, Nürnberg oder Frankfurt ist es nicht viel anders. Die Zuschauer haben vor Weihnachten offenbar Gefallen daran gefunden, ihre leidenden Klubs besonders stark zu unterstützen.

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Elf des Spieltags:Josip Drmic

1. FC Nuernberg v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Josip Drmic: Stichwort Nürnberg. 17 Spiele, eine ganze Hinrunde ohne Sieg, das gab es in 50 Jahren Bundesliga noch nie. Dennoch: "Die Mannschaft hat eine gute Mentalität. Wir haben nicht viel falsch gemacht", sagte Trainer Gertjan Verbeek. Nun ja, zuletzt in Hannover verspielte die Mannschaft ein 3:0 (okay, da war ein Abseitsgegentor dabei), diesmal brachten sie es nicht fertig, gegen eine schauerliches Schalke ein Tor zu schießen. Josip Drmic bugsierte die Kugel einmal über die Linie, doch bei ihm pfiffen die Schiedsrichter abseits. Später scheiterte der Schweizer Stürmer am Schalker Torwart Fährmann, dann schoss er aus der Ferne knapp vorbei. Josip Drmic war eine Art Sinnbild für dieses 17. sieglose Spiel der Franken. Und sorgte dafür, dass sein Trainer haarige Weihnachten erlebt: Der Niederländer will sich bis zum nächsten Sieg seines Clubs nicht mehr rasieren. Das ist nun frühestens am 25. Januar gegen Hoffenheim möglich. Und was, falls Drmic und Kollegen weiter vorbeischießen? "Dann spiele ich nächstes Jahr Santa Claus", sagte Verbeek.

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Elf des Spieltags:Oka Nikolov

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg

Quelle: dpa

Oka Nikolov: Der "ewige Oka" verlas vor dem Anpfiff gegen Augsburg die Aufstellung der Frankfurter. Nach jedem Vornamen schrien die 46.400 Zuschauer: "Ni-ko-lov". Von 1992 bis 2013 spielte der Deutsch-Mazedonier bei der Eintracht, in 415 Pflichtspielen stand er für die Eintracht im Tor. Nur zum Ende der Karriere wurde er den Hessen untreu und in wechslte die USA zu Philadelphia Union. Nun kehrte Nikolov ein letztes Mal nach Frankfurt zurück für seine offizielle Verabschiedung. Die Fankurve hatte sich eine herzliche Choreographie ausgedacht: "Danke Oka", war in riesigen Lettern zu lesen. "Oka" sagte: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe diese Zeit genossen, leider ist es jetzt vorbei." Die Zuschauer im Stadion jubelten - so laut, wie die kommenden 90 Minuten nicht mehr.

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Elf des Spieltags:Admir Mehmedi

SC Freiburg v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Admir Mehmedi: Zur Beruhigung von Weihnachtsmann Verbeek sei gesagt: Irgendwann endet in der Regel jede Serie (okay, der FC Bayern wir natürlich NIE mehr ein Bundesliga-Spiel verlieren). Zum Beispiel in Freiburg. Dort schaffte der Sportclub am letzten Spieltag der Hinrunde den ersten Heimsieg der Saison, 2:1 gegen Hannover. Und während in Nürnberg ein Schweizer die tragische Figur war, gab hier ein Schweizer den Helden des Tages. Admir Mehmedi schoss beide Treffer und stand (Achtung!) beim 2:0 hauchdünn im Abseits. In Nürnberg wird gepfiffen, in Freiburg nicht - so ist das Fußballerleben. "Ich habe ihn entscheidend abgefälscht. Ein Stürmer muss auf solche Bälle lauern und dort stehen", durfte Mehmedi danach sagen. Aber vielleicht sahen es die Fußballgötter auch so: Ein Christian Streich mit Vollbart sieht sicher komisch aus.

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Elf des Spieltags:Jens Keller

Heldt und Keller

Quelle: dpa

Jens Keller: Meldet sich ein Mitarbeiter vor einem heiklen Quartalsgespräch krank, schwillt sogleich der Flurfunk an im Betrieb. Will sich wohl drücken! Hat der Angst? Jens Keller steht seit Tagen, ach was, Monaten beim FC Schalke 04 wechselweise unter Druck oder Beobachtung, sein Vorgesetzter Horst Heldt kündigt seit Tagen eine Aussprache bzw. Analyse an. Die war für diesen Sonntag angedacht und viele raunten schon: Entlassung kurz vor Weihnachten! Doch weit gefehlt. Zuerst sickerte die Nachricht durch, dass Keller weitermachen darf. Und dann konnte man Keller nicht einmal das fade 0:0 in Nürnberg anhängen, denn der fehlte wegen eines Magen-Darm-Virus. Und nun? "Alle Themen wurden konstruktiv und offen besprochen, dabei auch klar analysiert, was es zu verbessern gilt. All dies wird das Trainerteam mit Jens Keller mit Beginn der Rückrundenvorbereitung am 3. Januar konsequent anpacken", twitterte der Fußball-Bundesligist am Sonntag. Es soll also weitergehen, mit Keller. Bleibt abzuwarten, was passiert, wenn die ersten beiden Rückrundespiele verloren gehen.

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Elf des Spieltags:Guido Winkmann

Eintracht Braunschweig - 1899 Hoffenheim

Quelle: dpa

Guido Winkmann: DFB-Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel kritisiert bereits seine Referees: "Man kann sicher vorab sagen, dass wir mit dem Verlauf der Hinrunde insgesamt nicht rundum zufrieden sein können." Und kündigt eine (Obacht!) Analyse bzw Aussprache an. Mal sehen, wie viele Schiedsrichter in den kommenden Wochen krank werden. Oder ihre Fehler freizügig selbst zugeben. Wie Guido Winkmann. Der 40-Jährige aus Kerken stellte sich nach dem hektischen und harten Bundesligaspiel zwischen Braunschweig und Hoffenheim vor die Kameras - und gab gleich zwei Fehler zu. Das Tor von Torsten Oehrl (14. Minute) hatte Winkmann wegen einer falschen Abseitsentscheidung nicht gegeben. Vor dem Elfmetertreffer der Eintracht hatte der Referee hingegen eine Abseitsstellung übersehen - und gestand auch das ein. Recht so, Herr Winkmann. Dass im Fußball mal ein Kollege vor dem Fernseher sitzen wird und Sie über Funk gleich aufklärt, werden Sie in ihrer aktiven Karriere nicht mehr erleben. Deshalb muss ein Schiedsrichter das Fehlereingestehen gut beherrschen.

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Elf des Spieltags:Juan Arango

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Quelle: AFP

Juan Arango: Die Gladbacher Fans sind ziemlich verwöhnt. Acht Heimspiele in Serie hatte ihr Verein gewonnen. Am Sonntag folgte nun allerdings das erste Unentschieden - es reichte nur für ein 2:2 gegen den VfL Wolfsburg. Enttäuscht mussten die Fans allerdings nicht nach Hause gehen: Denn das Ergebnis reicht, um in der Tabelle an Borussia Dortmund vorbeizuziehen und auf Platz drei zu überwintern. Auf einer so guten Position wie seit 19 Jahren nicht mehr. Und: Juan Arango zauberte den Ball in der 64. Minute derart spektakulär ins Tor, dass allein diese eine Aktion das Eintrittsgeld wert gewesen wäre. Der Venezolaner zirkelte den Ball bei einem Freistoß aus 25 Metern in den rechten Winkel. Anhänger, Mitspieler und Gegner blickten der Kugel staunend hinterher, als wäre eben das Christkind vorbeigeflogen.

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Elf des Spieltags:Philipp Lahm

Club-WM - Pk Bayern München

Quelle: dpa

Philipp Lahm: Obwohl diesmal gar nicht in der Bundesliga unterwegs, gehört ein Platz dieser Elf des Spieltags selbstverständlich den Weltmeistern. Ein Klub-Weltmeister aus der Bundesliga! Nach dem 2:0 im Finale gegen Casablanca musste Philipp Lahm viel erklären. Er stand im Bauch des Marrakescher Stadions und schwärmte von den ganzen Titeln seines Klubs - und dann ging es natürlich auch um den Bundesliga-Spieltag: "Für uns war das sicherlich ein schöner Samstag, aber entschieden ist noch nichts", sagte Lahm. Mit seiner Haltung stand er irgendwie sinnbildlich für die bayerischen Fließband-Gewinner, die nie zufrieden sind, nie genug haben und nach Erfolgen sofort an den nächsten Triumph denken. Lahm und seine Bayern räumen alles ab, der Nationalspieler musste nach dem Finale der Klub-WM so viele Glückwünsche entgegen nehmen, dass er fast nicht mehr ins Bett gekommen wäre. Ein Glück, dass sein Kollege Thomas Müller ihm irgendwann zurief: "Komm Fips, jetzt gehma!"

© SZ.de/hum/jbe/sonn
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