Elf des Bundesliga-Spieltags:Seuche an den Händen

René Adler trägt auf ungewöhnliche Weise seinen Teil zur HSV-Krise bei. Claudio Pizarro ist der bestgelaunte Bundesliga-Spieler seit Gerald Asamoah. Und wenn Theodor Gebre Selassi in München trifft, bedeutet das wirklich nichts Gutes.

Die Elf des Spieltages

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Fredi Bobic

VfB-Sportdirektor Fredi Bobic

Quelle: dpa

René Adler trägt auf ungewöhnliche Weise seinen Teil zur HSV-Krise bei. Claudio Pizarro ist der bestgelaunte Bundesliga-Spieler seit Gerald Asamoah. Und wenn Theodor Gebre Selassi in München trifft, bedeutet das wirklich nichts Gutes.

Die Elf des Tages.

Fredi Bobic: Sportler fühlen sich gerne vom Unrecht verfolgt, an diesem Wochenende niemand so sehr wie Stuttgarts Sportchef Fredi Bobic. Nach dem unfasslich trostlosen 0:0 gegen Hannover wetterte Bobic in alle verfügbaren Richtungen. Er beklagte, dass Hannover gar keinen Fußball spielen wollte (im Gegensatz zu Bobics Stuttgartern natürlich). Und dieser Elfmeter, der dem VfB versagt worden war, ein "Tausendprozentiger". Wer Bobic zuhörte, konnte den Eindruck erlangen, dass seine Stuttgarter ein richtig gutes Fußballspiel gemacht hatten, und nur durch alles Pech dieser Welt nicht 3:0 oder 4:0 gewannen. Dem war aber nicht so. Das 0:0 zwischen biederen Hannoveranern und biederen Schwaben ging schon in Ordnung. Fanden übrigens auch alle anderen.

(ebc)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Stefan Kießling

Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Stefan Kießling: Das Saisonende kam in der 83. Minute. Ein Sprint an der Außenlinie, stechender Schmerz im Oberschenkel, Kießling humpelte vom Feld, legte sich ab. Er ahnte wohl, was die Diagnose bringen würde: Muskelfaserriss. Nun ist es müßig zu debattieren, was dies für Kießlings WM-Chancen bedeutet. Bundestrainer Joachim Löw ist nicht als sonderlich großer Fan des Leverkuseners bekannt und hätte ihn wohl ohnehin nicht mit nach Brasilien genommen. Schwerwiegender ist der Ausfall für seinen Klub. Um den Champions-League-Qualifikationsplatz vier zu sichern, braucht Leverkusen aus den verbleibenden beiden Partien vermutlich sechs Punkte. Auf Kießlings Tore kann Bayer dabei nicht mehr zählen.

(ebc)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Torsten Lieberknecht

Hertha BSC - Eintracht Braunschweig

Quelle: dpa

Torsten Lieberknecht: Aus Braunschweiger Sicht verlief der Spieltag so, wie sie es dort kennen. Die Eintracht kämpft, die Spieler wollen, aber es fehlen die Ergebnisse. Trainer Torsten Lieberknecht erlebte das 0:2 in Berlin zutiefst frustriert an der Seitenlinie - er konnte es auch nicht ändern. Als er schließlich vor den Reportern stand, musste er zum hundertsten Mal erklären, wie er mit den ständigen Enttäuschungen umgeht. Seine Antwort: "Einfach so hinnehmen und fertig." Und dann schweifte er noch kurz ins Metaphysische ab: "Wir machen trotzdem weiter, weil wir an diese Dinge glauben, die es im Fußball gibt und die manchmal nicht erklärbar sind." Vielleicht hoffen sie bei der Eintracht tatsächlich, dass der Fußballgott ein Braunschweiger ist.

(jbe)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:HSV-Fans

Hamburger SV supporters react after German first division Bundesliga soccer match against Augsburg in Augsburg

Quelle: REUTERS

HSV-Fans: Wer es mit dem Hamburger Sportverein hält, musste in dieser Saison schon so manche Krise bewältigen. Eigentlich ist die gesamte Spielzeit eine einziges Desaster. Neueste Episode: Das 1:3 in Augsburg, bei dem die Mannschaft so wenig Tauglichkeit für die Bundesliga an den Tag legte, dass die Anhänger nur noch verbittert schimpften. Als die Spieler mit hängenden Köpfen in ihre Fankurve trotteten, schallte ihnen zünftiger Ärger entgegen: "Wir haben die Schnauze voll", brüllte die Kurve und irgendwie war das ob der neuerlichen Enttäuschung verständlich. Nach der achten Auswärtsniederlage in Serie muss der HSV befürchten, dass die Mannschaft sogar noch den Relegationsplatz versemmelt.

(jbe)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:René Adler

FC Augsburg - Hamburger SV

Quelle: dpa

René Adler: Der Fußballspieler Andreas Brehme prägte einst einen Satz, in dem ein unschönes Wort gleich zweimal vorkommt: "Haste Sch...am Fuß, haste Sch...am Fuß", beschrieb der frühere Weltmeister eine längere Frustphase auf dem Platz. Im Fall von HSV-Keeper René Adler ließe sich der Aphorismus nun auf andere Gliedmaßen umdeuten. Adler passierte gegen Augsburg einer dieser Patzer, wie sie Torhüter hassen: Ein wenig furchteinflössener Ball von André Hahn flutschte dem Nationaltorhüter durch die Hände und zischte ins Tor. Ausgerechnet Adler, der in dieser Hamburger Seuchensaison stets einer der Besseren war. Wie seine Kollegen Jansen oder Westermann will der 29-Jährige noch mit zur WM. Mit solchen Einlagen dürfte das schwer werden.

(jbe)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Franck Ribéry

Bayern Muenchen v Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Lennart Preiss/Getty Images

Franck Ribéry: Sagen wollte er nach dem Spiel nichts. Franck Ribéry hatte ja genug Taten für sich sprechen lassen. Und war vom eigenen Anhang entsprechend gewürdigt worden ("Ribéry, Ribéry!"). Viele Beobachter hatten ihm vor der Partie gegen Werder Bremen eine Schaffenskrise attestiert, zuletzt war Ribéry abwechselnd gehemmt und lustlos aufgelaufen. Auch beim 5:2-Erfolg am Samstag rannte er sich wiederholt fest, spielte schlechte Pässe - doch diesmal wog der Franzose seine Missgeschicke mit gelungenen Taten auf. Vor Pizarros Führungstreffer beschäftigte er zwei Bremer, leitete den Ball in den freien Raum zu Alaba. Mit jeder Minute wagte Ribéry mehr, mehr Dribblings, mehr Torschüsse, mehr Tacklings in der Defensive. "Er war besser. Er hat diese Aggressivität mit und ohne Ball", sagte Trainer Pep Guardiola später, er fügte an: "Gegen Real Madrid brauchen wir den ganzen Kader, nicht nur Franck." Immerhin: Ribéry hat sich wieder zum Dienst gemeldet.

(jkn)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Philipp Lahm

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Quelle: AFP

Philipp Lahm: Bei all den Verdiensten, die sich Philipp Lahm als Mittelfeldspieler erworben hat, ist eines fast in Vergessenheit geraten: Wie gut der 30-Jährige auch ohne Eingewöhnungszeit seine Stammposition interpretiert, als Rechtsverteidiger. Wobei das mit dem Rechtsverteidiger gegen Werder Bremen nur bedingt zutraf. "Philipp war kein Rechtsverteidiger, mehr ein Rechtsaußen", sagte Bremens Trainer Robin Dutt. Lahm hatte in der Halbzeit Aushilfskraft Mitchell Weiser ersetzt. Er belebte den rechten Flügel, war gewohnt ballsicher, leitete diverse Torschüsse seiner Mitspieler ein, eine seiner zwei Flanken landete wie ferngesteuert bei Bastian Schweinsteiger, kurz darauf lag der Ball im Netz. Auf welcher Position Lahm am Dienstag in der Champions League gegen Real Madrid aufläuft, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Ziemlich sicher ist: Gegen die flinken Flügelstürmer von Real wäre der Kapitän auf der rechten Seite gut aufgehoben.

(jkn)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Claudio Pizarro

Bayern Muenchen v Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Lennart Preiss/Getty Images

Claudio Pizarro: Stellen wir uns mal einen typischen Tag im Leben des Claudio Pizarro vor: Aufwachen, grinsend die Vorhänge zur Seite schieben, eine luftige Schlabberhose anziehen, mit den Kindern rumalbern, im Sportwagen zum Training flitzen, ein paar Bälle jonglieren, Tore schießen, Massage, Rindersteak verputzen, Faxen machen mit Herrmann Gerland und David Alaba, abends mit den Kumpels in einer Münchner Bar (alkoholfreie) Drinks mit Schirmchen drin schlürfen. So oder so ähnlich muss es sein. Kein Bundesligaprofi ist so locker drauf wie Pizarro - für ihn ist im Karriereherbst eh alles nur noch Zugabe. Und wenn der Peruaner wie gegen Bremen doch nochmal von Anfang an spielt, dann schraubt er weiter an seiner erstaunlichen Torbilanz: Gegen Werder schaffte er den 33. Doppelpack seiner Bundesliga-Laufbahn. So gut gelaunt wie Pizarro war seit Gerald Asamoah keiner mehr im deutschen Fußball.

(jbe)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Theodor Gebre Selassie

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Theodor Gebre Selassie: Toreschießen ist nicht unbedingt die Kernkompetenz von Bremens Außenverteidiger. Aber wenn Theodor Gebre Selassie trifft, dann gegen die Bayern. Vor über einem Jahr gelang ihm in München ein Treffer, der ihn wenig gefreut haben dürfte: Beim 1:6 unterlief ihm ein Eigentor. Diesmal klappte es am richtigen Ende. Weil die Bayern noch im Nachmittagsschlaf verharrten, rannte der Tscheche mit nach vorne und erzielte bei einem Konter das 1:0. Was dann folgte, war leider wieder nicht nach seinem Geschmack. Nach guter erster Halbzeit bauten die Bremer ab, während die Münchner ins Tiki-Taka-Land entschwebten. "Wenn du hier mit einer 2:1-Führung in die Pause gehst, hoffst du natürlich, dass du am Schluss etwas mitnimmst", sagte Trainer Dutt. Mitgenommen hat Werder dann aber nur die Erkenntnis: Wenn Gebre Selassie Tore macht, bedeutet das nichts Gutes.

(jbe)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Kevin Trapp

1899 Hoffenheim - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

Kevin Trapp: Die Saison ist für Eintracht Frankfurt seit einiger Zeit nahezu beendet. Es geht nix mehr, nicht nach oben, nicht nach unten. Zu wenig Spannung, dachte sich Torhüter Kevin Trapp, und besorgte sich selbst ein wenig Nervenflimmern. Am Samstag holte er den Hoffenheimer Modeste höchstpersönlich von den Beinen, um den Elfmeter anschließend zu parieren. Trapps lässiger Kommentar: "Ich wollte halt gefeiert werden." Für den Keeper war es bereits der dritte gehaltene Strafstoß der Saison. Auch ziemlich lässig.

(ebc)

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Elf des Bundesliga-Spieltags:Roger Prinzen

1. FSV Mainz 05 - 1. FC Nürnberg

Quelle: Fredrik von Erichsen/dpa

Roger Prinzen: In Nürnberg haben sie mal wieder den Trainer gewechselt. Dass ist an sich ein recht gewöhnlicher Vorgang - und doch hatte man sich einiges erwartet von Roger Prinzen. Neue Impulse in den verbleibenden drei Spielen, mehr Stabilität und endlich wieder Tore. Beim 0:2 in Mainz erfüllte sich davon nichts. Der "Club" trat zwar engagiert auf, aber hinten passierten Fehler, vorne klappte wenig. "Es war klar, dass Roger Prinzen kein Wundertrainer ist, der nur mit den Fingern schnippt und wir gewinnen dann in Mainz", sagte Torwart Raphael Schäfer. So taumeln die Franken weiter dem Abstieg entgegen.

(jbe)

© SZ.de/jbe/ebc
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