Elf des Bundesliga-Spieltages:"Ich bin fit, eh?"

Gladbachs Trainer Lucien Favre sprintet Richtung Champions League, Shinji Kagawa darf seinen Geburtstag nicht mit Reiswein feiern, Otto Rehhagel kann zumindest im Reichstag nicht die falsche Wahl treffen und Arjen Robben wird plötzlich für seinen Egoismus gelobt.

Die Elf des Spieltags.

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Philipp Lahm

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Quelle: AFP

Gladbachs Trainer Lucien Favre sprintet Richtung Champions League, Shinji Kagawa darf seinen Geburtstag nicht mit Reiswein feiern, Otto Rehhagel kann zumindest im Reichstag nicht die falsche Wahl treffen und Arjen Robben wird plötzlich für seinen Egoismus gelobt. Die Elf des Spieltags.

Philipp Lahm: Überall - auch in Marseille -  wird im Moment davon gesprochen, wie gut doch die Offensive der Bayern ist. Klar, immerhin haben die Bayern 20 Tore in drei Spielen geschossen. Beeindruckend. Doch bei all der Lobhudelei für die Stürmer gerät ein wenig aus dem Blick, warum die Offensive derzeit frei jeder Angst komibinieren kann: Auch die Defensive der Bayern hat sich stabilisiert. Zum Beispiel Philipp Lahm: Durch den Wechsel Lahms von links auf rechts ist das Bayern-Spiel flexibler geworden. Wie Alaba auf links unterstützt er die Offensivarbeit, hinterläuft die Abwehr und hilft so vor allem Arjen Robben, zu alter Stärke zurückzufinden. (segi)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Arjen Robben

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Quelle: AP

Arjen Robben: Alle waren sie gut. Jeder einzelne Spieler des FC Bayern München. Aber einer ragte heraus: Arjen Robben. Noch vor wenigen Wochen war er der Hauptdarsteller in der Tragikomödie "Die Egoismus-Debatte". Im Spiel gegen Berlin erzielte er auf egoistische Art und Weise drei Tore.

Beim 2:0 wollte er den besser postierten Mario Gomez partout nicht bemerken und jagte den Ball ins kurze Eck. Auch den Elfmeter zum 3:0 ließ er sich nicht nehmen. Doch keiner nahm es ihm übel. Da hätte es die selbstlose Geste in der zweiten Hälfte gar nicht mehr gebraucht, als er Mario Gomez einen Elfmeter überließ. "Ein Ruck" sei durch die Mannschaft gegangen, sagte Bayern-Manager Christian Nerlinger: "Sinnbildlich dafür stand Arjen Robben, der Mario Gomez den Ball übergibt." Den dritten Elfmeter, den schoss Robben dann wieder selbst. (segi)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Otto Rehhagel

Bundespräsidentenwahl

Quelle: dpa

Otto Rehhagel: Er wurde von vielen umworben. Von all den Mächtigen der Republik. Der Berliner Trainer war von der CDU eingeladen worden, den Bundespräsidenten zu wählen. Selbst die Bundeskanzlerin suchte seine Nähe. Am Tag zuvor war das noch anders. Da brachen König Otto große Zacken aus der Krone. Nach der vernichtenden Niederlage gegen den FC Bayern, der dritten im vierten Spiel unter seiner Regie, ist von der Euphorie um Rehhagel nicht mehr viel geblieben. Auch weil der Trainer taktische Fehler macht. So ließ er den unerfahrenen Fanol Perdedaj gegen Franck Ribéry spielen und erklärte, nachdem das Experiment gründlich schiefgegangen war: "Meine Pläne sind immer richtig." Ob das für eine verunsicherte Mannschaft das richtige Zeichen ist? Ich, der Trainer, mache alles richtig, aber ihr, die Spieler, könnt es nicht umsetzen. Im Reichstag zumindest konnte Rehhagel keine falsche Wahl mehr treffen. Und auch seinen Humor hatte er dort wieder gefunden und dichtete: "Denk' ich an Bayern in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht." (segi)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Mladen Petric

Hamburger SV - SC Freiburg

Quelle: dapd

Mladen Petric: Dem in der Schweiz aufgewachsenen Kroaten ist in diesem Fußballerleben schon viel vorgeworfen worden: Er läuft zu wenig, zu langsam, er verdient zu viel, seit einiger Zeit ist der 31-Jährige auch mal zu alt. Aber dass er mit dem linken Fuß das Tor nicht treffen würde, das hat noch niemand behauptet. Mladen Petric hat immer viele Tore geschossen, am liebsten mit links. Dieser linke Fuß rettete häufig seine Mannschaften. Diesmal aber, da stand sein linker Fuß sinnbildlich für das miserable Auftreten des Hamburger SV. Nach der Hereingabe von Heung-Min Son musste Petric den Ball ins leere Tor schieben, doch Petric schob vorbei. Er versteckte sein Gesicht sogleich unter dem Trikot des HSV, das er ohnehin bald nicht mehr tragen wird - Petric erhält vom Verein kein neues Vertragsangebot. Und ausgerechnet er soll nun den Bundesliga-Dino vor dem Abstieg retten? (hum)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Oliver Baumann

Borussia Moenchengladbach v SC Freiburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Oliver Baumann: Wenn im Abstiegskampf ein guter Torwart vorteilhaft ist, dann hat der SC Freiburg ziemlich gute Aussichten, ein weiteres Jahr in der Bundesliga zu verbleiben. Oliver Baumann liefert schönste Torhüter-Leistungen in Serie ab, auch beim Hamburger SV bot er so gut wie keine Schwäche an.

Der 21-Jährige wechselte 2000 vom 16 Kilometer entfernten Bad Krozingen zum Sportclub, heute reiht er sich ein in die neue Generation deutscher Torwartkünstler um Leno, ter Stegen, Trapp oder Unnerstall. Weil Baumann aus diesem südwestlichsten Eck Deutschlands kommt und weil er den SC Freiburg kennt, klagt er auch nicht über eine 750 Kilometer lange Busfahrt nach einem Bundesliga-Spiel in Hamburg. Er weiß, was dagegen hilft: "Es tut wahnsinnig gut, bei so einer langen Fahrt mit einem Sieg nach Hause zu fahren", sagte Baumann. (hum)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Der Augsburger Platz

FC Augsburg - 1. FSV Mainz 05

Quelle: dapd

Der Augsburger Platz: Ganz in der Nähe von Augsburg beginnt das größte Spargel-Anbaugebiet Bayerns, sandige Böden mit Schluff- und Lehmanteil sind dafür ideal. Die Gegner im Stadion des FC Augsburg müssen das wissen, denn zunehmend spricht sich herum, dass sich auch der Boden im Augsburger Stadion besser zum Spargelanbau als zum Fußballspielen eignet.

"Selbst die Kühe auf der Viehweide würden sich beschweren", schimpfte der Mainzer Manager Christian Heidel über den Platz. Eine Woche zuvor klagte Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller: "Der Platz ist sehr, sehr schlecht, das ist teilweise gesundheitsgefährdend."

Tja, die einen probieren es im Abstiegskampf mit einem Trainer-Opa, die anderen beschwören ihr Dino-Dasein. Und die Augsburger wählen einen Spargel-Anbau-Untergrund - seit dem 6. November sind sie zu Hause ungeschlagen. (hum)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Lucien Favre

Bayer 04 Leverkusen - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Lucien Favre: Er gibt sich bei Pressekonferenzen oft wortkarg, fast ein wenig uninteressiert. Er bedient das Klischee vom bedächtigen Schweizer. Alles unter Kontrolle. Immer. Fast immer. In der letzten Minute des Spiels seiner Gladbacher in Leverkusen war es vorbei mit der Bedächtigkeit. Da spurtete Favre den halben Platz entlang zur Eckfahne, um sich nach dem Siegtreffer in die Jubeltraube seiner Spieler zu quetschen. So hat Gladbach seinen Trainer noch nie erlebt. "Ich bin fit, eh?", rief der 54-Jährige nach dem Spiel triumphierend. Fit ist auch seine Mannschaft. Die Borussen, die Favre in der vergangenen Saison noch vor dem Abstieg bewahrte, bauten ihren Vorsprung vor Leverkusen auf elf Punkte aus. Ein Spurt, der tatsächlich in der Champions League enden könnte. (segi)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Patrick Helmes

1. FC Nuernberg - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

Patrick Helmes: Wo schaut man hin, wo holt man Hoffnung, wenn einen der Trainer zu den Amateuren schickt? Wo findet man als früherer Nationalstürmer Hoffnung, wenn man nicht zum Kader gehört, aber bei Minusgraden dennoch auf der Ersatzbank Platz nehmen muss? Patrick Helmes hat das alles erlebt unter Felix Magath. Ein paar Wochen ist das erst her. "Ich habe viel mitgemacht." Dann bekam der Wolfsburger Angreifer eine neue Chance. Und er nutzte sie. Helmes traf beim 3:2 gegen Leverkusen in der vergangenen Woche und er erzielte nun zwei Tore beim 3:1 in Nürnberg. Der VfL ist wieder da, Helmes ist wieder da. Und wohin geht der Blick jetzt? "Ich denke, wir sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu schauen", sagt er. Das reicht in der Floskeltabelle in jedem Fall für ganz oben. (fred)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Sebastian Kehl

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Quelle: AFP

Sebastian Kehl: Hatte man richtig gehört? Wochenlang hatten die Dortmunder alles gegeben, um sich mit ihren Statements zur Tabellensituation in Richtung Tabellenkeller zu reden. In Helmes'schem Duktus hieß es immer wieder: "Wir schauen nur zum nächsten Wochenende." Gleichzeitig stellte der BVB jedoch eine Rekordserie von 20 Spielen ohne Niederlage auf und der Beobachter war geneigt, sich zu fragen, ob sich da nicht jemand ordentlich lächerlich mache. Und so betrat Kapitän Sebastian Kehl nach dem 1:0 gegen Bremen die Bühne: "Ich würde mich ja lächerlich machen, wenn ich nicht zugeben würde, dass wir ein Meisterschaftskandidat sind." Aha, jetzt also, geht doch. Andererseits: Wenn der Dortmunder nach dem Duschen die erneute Gala der Bayern im Fernsehen verfolgt hat, könnte er seine Worte vielleicht schon wieder bereut haben. (fred)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Shinji Kagawa

Borussia Dortmund's Kagawa celebrates a goal against Werder Bremen during the German first division Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

Shinji Kagawa: "Reiswein muss nicht sein", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem Sieg gegen Werder Bremen auf die Frage, ob Geburtstagskind und Torschütze Shinji Kagawa in der Kabine jetzt eine Runde ausgibt. Kagawa war der überragende Mann in einem Spiel, das die Dortmunder unaufgeregt mit 1:0 gewonnen haben. Mit meisterhafter Routine spult die Borussia im Moment ihr Programm ab. Da bleibt Zeit, sich um andere Dinge Gedanken zu machen: Kagawa, so scheint es, macht sich Sorgen wegen seines Single-Daseins. Gleich zweimal betonte er das nach dem Spiel. "Ich bin ja Single, deshalb schenkt mir niemand etwas. Das habe ich dann mit dem Tor selbst gemacht." Und kurze Zeit später: "Auch wenn ich Single bin, werde ich jemanden finden, der mit mir noch essen geht." Liegt's vielleicht am Reiswein? (segi)

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Elf des Bundesliga-Spieltages:Vedad Ibisevic

1899 Hoffenheim v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vedad Ibisevic: Für Fredi Bobic war klar: "Natürlich musst du, Vedad". Bruno Labbadia, der seinen neuen Lieblingsstürmer eine "coole Socke" nennt, sah es ähnlich: "Ein Tor ist viel zu geil, um nicht zu jubeln." Zwei ehemalige Stürmer und eine Debatte, die es vor zehn Jahren noch nicht gegeben hätte. VfB-Angreifer Vedad Ibisevic kehrt nach zwei Monaten in Stuttgart nach Hoffenheim zurück. Doch was interessiert den Boulevard? Jubelt er - oder jubelt er nicht? Ibisevic tat das einzig Richtige. Er sagte, mal sehen. Dann traf er zweimal eiskalt, sein Trainer Labbadia würde sagen, wie eine "coole Socke" und freute sich darüber, wie man sich als Stürmer nun mal über Tore freut. Er sprang, schwang die Faust und zeigte den Jubelfinger. Ende der Diskussion - bis zum nächsten Stürmerwechsel in der Bundesliga. (fred)

© SZ.de/lala
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