Eisschnelllauf:"Das war es nicht"

Nico Ihle wird nach seinem achten Platz über 500 Meter auch über 1000 Meter Achter - und findet danach deutliche Worte. Den deutschen Eisschnellläufern droht eine ähnlich schwache Bilanz wie bei den Spielen in Sotschi.

Von Barbara Klimke

Die besten Läufe sind die schmerzhaftesten für Sprinter, aber als Nico Ihle am Freitagabend über die Ziellinie schoss, spürte er nichts davon: keine brennenden Lungen, keine gefühllosen Oberschenkel. Dieses "Knockout-Gefühl", sagte er, habe gefehlt. Platz acht belegte er nach 1:08,93 Minuten in der olympischen Eisschnelllauf-Entscheidung über die 1000-Meter-Distanz, den "Lauf meines Lebens", auf den er gehofft hatte, hat er verpasst: "Das war es irgendwie nicht."

Mit zwei achten Plätzen über 500 und 1000 Meter verabschiedet sich Ihle, 32, nun von den Spielen, rätselnd, warum er nicht in der Lage war, das Letzte aus sich herauszuholen. Es sei zwar ein gutes Rennen gewesen, "aber gut reicht bei Olympia für eine Medaille nicht". Ein Platz unter den besten Drei war sein Ziel, nachdem er im vergangenen Jahr, ebenfalls in Gangneung, WM-Zweiter über die Kurzdistanz geworden war.

Am Ende fehlte ihm fast eine Sekunde auf die Bestzeit von Kjeld Nuis (1:07,95), der im Oval das siebte Olympia-Gold für die niederländische Kufen-Kompanie eroberte, Zweiter wurde der 500-m-Olympiasieger Havard Lorentzen aus Norwegen vor dem Südkoreaner Kim Tae Yun. Das ist zunächst eine große persönliche Enttäuschung für Ihle, der abwechselnd in Chemnitz und Berlin trainiert. Bohrende Fragen muss sich nun aber vor allem die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) stellen lassen. Nachdem die Eisschnellläufer vor vier Jahren bereits ohne Medaille geblieben waren, droht nun ein ähnliches Ergebnis. Nur ein Rennen steht noch aus, der Massenstart der Frauen mit Claudia Pechstein am Samstag. Sportdirektor Robert Bartko will erst am Wochenende Bilanz ziehen; weil keiner der Verantwortlichen am Freitag Stellung nehmen wollte, hat Ihle das fürs Kollektiv erledigt: "Du musst bei Olympischen Spielen auf den Punkt da sein. Das haben wir durch die Bank weg nicht geschafft."

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