Eishockey-WM: Bundestrainer:Der Neue könnte der Alte sein

Nach dem WM-Aus gegen Schweden sucht der Deutsche Eishockey-Bund einen Nachfolger für Bundestrainer Uwe Krupp. Es deutet sich eine Übergangslösung an - mit Uwe Krupp. Jedoch nur unter gewissen Bedingungen.

Michael Neudecker, Bratislava

So ein Vakuum kann eine schöne Sache sein. Während dieser Eishockey-WM in der Slowakei, sagt Uwe Krupp, der Bundestrainer, "haben wir in einem völligen Vakuum gelebt", weshalb er nichts mitbekommen habe von all den Diskussionen. "Wir haben absolut in Ruhe gearbeitet", er klingt ein bisschen erleichtert.

German Ice Hockey Cup 2010

Trainer, Sportdirektor, Fan-Liebling: Uwe Krupp hat bei den Kölner Haien das Sagen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Im Umfeld der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft waren die Diskussionen ja so dominant, dass zwischenzeitlich zu befürchten stand, sie könnten das beachtliche Abschneiden der Mannschaft in den Schatten stellen: Es ging um die Trainersuche des Deutschen Eishockey-Bundes und um den Streit zwischen Verband und Liga.

Am Donnerstagmorgen sitzt Uwe Krupp in einem Hotel in der Altstadt von Bratislava, die Journalisten sind vom Verband zu einem Frühstück eingeladen worden, es gibt einiges zu besprechen. Krupp wird ab kommender Woche Sportdirektor und Cheftrainer der Kölner Haie sein, aber zuletzt wurde DEB-intern darüber diskutiert, ob Krupp nicht doch auch beim Verband weitermachen könnte, allen vorherigen Bekenntnissen zum Trotz, auch seitens Krupps.

Jetzt sagt Krupp: Ja, er könne sich das vorstellen, "unter gewissen Bedingungen". Die wären: "Das Team muss zusammenbleiben." Nachfrage: Auch Franz Reindl? "Ja, auch der Franz."

Ein paar Stühle weiter sitzt Uwe Harnos, der Präsident des DEB, er verfolgt Krupps Aussagen mit Interesse. Die Trainersuche war auch ein Politikum geworden im Verband, Reindls Vertrag als Sportdirektor ist fristgerecht gekündigt worden, jetzt ist Reindl nicht mehr Sportdirektor und Generalsekretär, sondern nur noch Generalsekretär.

Harnos sagt, natürlich sei Reindl eingebunden in die Trainersuche, aber Reindl hat mit verschiedenen Aussagen während der WM einen anderen Eindruck erweckt. Bei allen verbandspolitischen Debatten bleibt letztlich eine Frage stehen: Wie geht es jetzt weiter?

Intern bastelt der DEB seit Wochen an einer Nachfolgelösung für Krupp. Wunschkandidat Ralph Krueger, der noch ein Jahr beim NHL-Klub Edmonton Oilers unter Vertrag steht, wäre frühestens nach der kommenden Saison verfügbar, weshalb der DEB nun entscheiden muss, ob er sofort eine endgültige Lösung sucht oder das Risiko eingeht, mit einer Übergangslösung auf Krueger zu warten.

Am kommenden Montag trifft sich der Verband am Münchner Flughafen mit Vertretern der DEL, zum einen, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen um den neuen Kooperationsvertrag fortzuführen, zum anderen, um die Bundestrainerfrage zu diskutieren.

Vieles deutet auf eine Lösung hin, die intern derzeit als favorisiert gilt: Auf Krueger warten, und bis dahin mit Uwe Krupp und einem gleichgestellten Trainer, etwa Krupps Assistent beim DEB, dem Mannheimer Harold Kreis, weiterzumachen.

Es wäre keine Ideallösung, zumal sowohl Krupp als auch der DEB als auch die DEL sich in der Vergangenheit immer wieder gegen eine Doppellösung mit einem Vereins- und Verbandstrainer aussprachen.

Aber manchmal ist alles doch eine Frage der Alternative.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: