Kanada ist bei der Eishockey-WM in Tschechien nicht aufzuhalten. Der Olympiasieger von 2010 und 2014 galt schon vor dem Turnier als hoher Favorit. Mit der souveränen Leistung im Halbfinale gegen Tschechien und einem 2:0-Resultat am Ende gilt diese Rollenverteilung auch für das Finale gegen Russland. Die schlugen am Sonntag im zweiten Halbfinale die USA dank eines starken Schlussdrittels mit 4:0 (0:0, 0:0). Das Endspiel findet am Sonntagabend (20.45 Uhr/Sport1) statt. Sollten die Kanadier dieses genau wie die neun anderen zuvor in regulärer Spielzeit gewinnen, bekommen sie den vom Weltverband IIHF ausgelobten Team-Jackpot in Höhe von einer Million Schweizer Franken.
Doch wer soll sie nun schon daran hindern. Bislang hatte die Mannschaft aus Nordamerika meist sehr hoch, teils sogar zweistellig gewonnen, und am Samstagnachmittag wartete mit Tschechien zwar ein anderes Kaliber, ein Team das dazu noch 17.383 frenetisch lärmende Fans im Rücken hatte, dazu den trotz seiner 43 Jahre extrem wendigen Ausnahmespieler Jaromír Jágr auf dem Eis. Doch es stand früh 1:0, und zeitig 2:0, dann verstummte die Kulisse und Kanada verlegte sich, vielleicht auch um Kräfte zu sparen, auf die Kontrolle der Partie. Endstand in Prag: 2:0 (1:0, 1:0, 0:0), die Kanadier, deren Bester Sidney Crosby endlich auch mal Weltmeister werden will, nahmen den letzten Schritt zum nächsten Erfolg zur Kenntnis, die Tschechen gingen nach Hause. Ihrem Team bleibt nur noch das Verlierer-Duell um Bronze unmittelbar vor dem Finale.
Bislang erzielte Kanada im Turnierverlauf 60 Tore
Die 1:0-Führung (9.) für Kanada zeigte die ganze Klasse und Eingespieltheit im Kader: Nach einem öffnenden Traumpass von Crosby legte Jordan Eberle auf Taylor Hall auf, der den Puck problemlos ins Tor schob. Das 2:0 erzielte Jason Spezza (30.), der mit dem 14. Punkt seine Führung in der Scorerwertung ausbaute. Insgesamt erzielte Team Canada im bisherigen Turnierverlauf bereits 60 Treffer. So torgefährlich war das Eishockey-Mutterland seit der Rückkehr von NHL-Profis bei Weltmeisterschaften im Jahr 1977 noch nie. "Wir können nicht abwarten und zwölf Runden boxen, sondern wir müssen den Knockout gleich in der ersten Runde suchen", hatte Jágr vor dem Spiel gesagt. Und Tschechiens Eishockey-Idol ging voran: Nicht einmal eine Minute war gespielt, da leitete der NHL-Altstar mit einem genialen Rückhandpass die erste Großchance für den Gastgeber ein. Doch Roman Cervenka vergab.
Beide offensivstarken Teams kombinierten sich zu Möglichkeiten, die Kanadier waren jedoch läuferisch und technisch die bessere Mannschaft. Jágr wurde zudem immer wieder hart angegangen und damit größtenteils aus dem Spiel genommen. Was Jágr bereits ist, kann Crosby mit einem weiteren Sieg werden: ein Mitglied im Triple Gold Club. Der WM-Titel fehlt dem zweimaligen Olympiasieger und Stanley-Cup-Gewinner von 2009 noch, um als 26. Akteur in den legendären Klub aufgenommen zu werden.