Eishockey:Wille genügt nicht

Ingolstadt Freude bei den Tigers nach dem 0 2 vl Martin Hinterstocker und Ryan Bayda Straubing Ti

Straubings Martin Hinterstocker (hinten) feiert mit Ryan Bayda sein Tor zum 2:0 nach 15 Minuten.

(Foto: imago)

Ingolstadt steht in den Pre-Playoffs gegen die Straubing Tigers vor dem Aus - es fehlt an offensiver Konstanz.

Von Christian Bernhard

Petr Taticek hat am späten Mittwochabend von den Playoffs geschwärmt. Die Endrunde bedeute "Spaß", sagte der Stürmer des ERC Ingolstadt, sie sei das Beste überhaupt für einen Eishockeyspieler. Für Taticek war es allerdings ein schwer dechiffrierbarer Abend gewesen. Er hatte zwei Treffer erzielt, was in einem Playoff-Spiel alles andere als die Regel ist - und musste dann trotzdem eine Niederlage kommentieren.

Sein ERC habe eine "Lektion" erhalten, sagt Kleinendorst

Die Straubing Tigers haben am Mittwochabend das erste Pre-Playoff-Spiel beim ERC Ingolstadt mit 4:3 gewonnen und können nun an diesem Freitag vor heimischem Publikum (19.30 Uhr) den Viertelfinal-Einzug perfekt machen. Sollte der ERC dort siegen, gäbe es am Sonntag ein alles entscheidendes Spiel in Ingolstadt (14.30 Uhr). Für die Straubinger war es der erste Sieg gegen Ingolstadt nach zuvor zwölf Niederlagen in Serie, damit belegten sie abermals ihre Auswärtsstärke, die sie dank dreier Siege in Serie bei Hauptrunden-Meister München, Titelverteidiger Mannheim und in Augsburg überhaupt erst in die Pre-Playoffs geführt hatte. Grundlage für den Sieg war ein laut Tigers-Trainer Larry Mitchell "nahezu perfektes" Auftaktdrittel, in dem die Niederbayern wacher, bissiger und frischer - sowohl gedanklich als auch körperlich - auftraten und dank der Treffer von Sean O'Connor (3.) und Martin Hinterstocker (15.) verdient mit 2:0 in Führung gegangen waren. Selbst Ingolstadts Trainer Kurt Kleinendorst war von der Tigers-Leistung sehr angetan. Der ERC sei auf eine Mannschaft getroffen, die "besser auf diesen Moment" vorbereitet gewesen sei als sein Team, sagte er. Kleinendorst sprach sogar von einer "Lektion", die sein ERC und er gelernt hätten. In Sachen Einsatzbereitschaft machte Kleinendorst seiner Mannschaft keinen Vorwurf, er fand, sie habe "hart gekämpft". Auch Taticek sagte: "Wir wollten, wollten, wollten." Der Wille alleine reichte gegen die clever und diszipliniert agierenden Niederbayern aber nicht aus.

Larry Mitchell ist begeistert vom "cleveren" Spiel seines Teams

Straubing trat wie schon in den vergangenen Wochen mannschaftlich geschlossen auf. Wie ein "verschworener Haufen", befand Trainer Mitchell. "Wir haben sehr gut als Team gespielt", sagte O'Connor, während er nach der Partie gut gelaunt auf dem Ergometer saß. Das "simple" Eishockey der Tigers sei womöglich nicht sehr "aufregend und glitzernd", erzählte er, "aber wir arbeiten hart und spielen als Team." Mitchell, der seine Mannschaft dafür lobte, die Nerven behalten zu haben, war speziell auf jene Phasen stolz, in denen sein Team Rückschläge einstecken musste. Wie nach dem 1:2 von Taticek (28.) und den zwei Ingolstädter Toren im Schlussdrittel (John Laliberte 41., Taticek 51.), mit denen die Hausherren auf 3:4 herangekommen waren, nachdem Straubings Maury Edwards (32.) und Thomas Brandl (34.) im Mitteldrittel für ein zwischenzeitliches 4:1 gesorgt hatten. Mitchell zeigte sich "überrascht" davon, dass sein Team in diesen Situationen nicht zurückgesteckt habe, sondern immer stärker geworden sei. "Nach dem drittem Gegentor haben meine Spieler bewiesen, dass sie mit einfachem, cleveren Eishockey eine Führung verteidigen können", betonte er. In den letzten zehn Minuten habe seine Mannschaft "so gespielt, dass ihr Trainer sehr stolz sein kann".

Auf Ingolstädter Seite rückte nach der Partie jener Spieler in den Fokus, der gar nicht dabei gewesen war. Topscorer Brandon Buck hatte verletzungsbedingt passen müssen, ohne seinen wichtigsten Angreifer war Kleinendorst gezwungen, die Angriffsreihen, die in den letzten Wochen gut harmoniert hatten, umzustellen. Wirklich zufrieden war der Trainer mit den Änderungen auch während der Partie nicht, alleine das Duo Brandon McMillan/John Laliberte bekam über die 60 Minuten drei verschiedene Partner an seine Seite gestellt. Trotzdem betonte Kleinendorst hinterher, sein Team sei "nicht auf Brandon angewiesen, um ein Spiel zu gewinnen".

Dafür ist der ERC nun angewiesen auf einen Sieg in Straubing - mit oder ohne Buck. "Mal schauen, was wir am Freitag in unserem Herzen haben", sagte Taticek. Kleinendorst, der bereits in neun verschiedenen Ligen als Trainer gearbeitet hat, analysierte die Situation des ERC gewohnt smart. Bei jedem seiner Meistertitel habe er irgendwann mit dem Rücken zur Wand gestanden, erzählte er. Er hätte gerne darauf verzichtet, diesen Moment so früh zu erleben, "aber Meisterschaftsanwärter finden einen Weg, auf solche Situationen zu reagieren", betonte er. "Wir werden nun herausfinden, ob wir ein Meisterschaftsanwärter sind."

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