Eishockey:Unantastbar?

Köln Lanxessarena 16 09 16 Münchens Jerome Flaake rechts scheitert im Zweikampf mit Kölns Morit; ehc köln

Dagegengestemmt: Die Bemühungen der Münchner (hier Jerome Flaake, r.) scheiterten regelmäßig an Kölns Torhüter Gustaf Wesslau.

(Foto: imago)

Meister EHC München verliert zum Auftakt in Köln. Die Frage ist: Was haben die Verfolger aus Mannheim, Berlin und Nürnberg zu bieten?

Von Johannes Kirchmeier, München

Es sah so aus, als müsste Gustaf Wesslau erst etwas Anlauf nehmen, bevor er seinen Anspruch an diese Saison formulieren konnte. Der schwedische Torhüter rutschte mit seinen Schlittschuhen auf dem Eis hin und her, mit seinen Augen fixierte er das Mikrofon vor ihm, bevor er aufblickte und lächelnd sagte: "Ich hoffe, dass wir den Fans, die uns immer großartig unterstützen, auch mal eine Meisterschaft schenken können."

Der Kölner Wesslau, 31, will Meister werden. Das war keine großartig neue Botschaft, das hatte er die vergangenen Tage vor dem DEL-Auftakt schon betont - nach dem ersten Spiel, einem 3:1 (0:0, 3:0, 0:1)-Sieg gegen den Titelverteidiger EHC München, hatte er aber allen Grund, die Ansage zu erneuern. Denn Wesslau war der überragende Mann auf dem Eis gewesen, hielt den Sieg gegen spielbestimmende Münchner fest. Und sorgte so für eine kleine Überraschung beim Auftaktspiel. Die Münchner waren plötzlich doch nicht so unantastbar, wie viele Experten vermuteten.

München hat die Meistermannschaft weiter verstärkt - klare Sache?

Viel hatte sich ja in dieser Sommerpause vor dieser neuen DEL-Saison nicht verändert. Der Meister München hat weiterhin den höchsten Etat und gilt nicht nur deswegen erneut als der große Favorit für den Titelgewinn. "Ihr Kader spricht für sich", sagt etwa Straubings Coach Larry Mitchell. Denn der EHC konnte das starke Team noch einmal mit den Nationalspielern Jerome Flaake und Brooks Macek verstärken. Sieben von 13 Trainern legten sich jüngst auf eine erneute Münchner Meisterschaft fest.

Auch im Auftaktspiel am Freitagabend hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Die Münchner bestimmten die Eislaufeinheit in der Kölnarena, schnürten die Kölner, letztmals übrigens Meister 2002, in ihrem Drittel ein. Doch die Tore wollten dieses Mal nicht fallen - wegen Wesslau, der sich als nahezu automatische Schussabwehranlage entpuppte. Wegen Wesslau war auf den zweiten Blick doch nicht alles beim Alten an diesem Freitagabend: " Wir sind letztes Jahr im Halbfinale an ihnen gescheitert. So ein bisschen wollten wir heute schon die Revanche", sagte Wesslau hinterher.

Die Kölner spielten immerhin ein paar Minuten lang furios, trafen zwischen Minute 24 und 27 dreimal, erst Shawn Lalonde, dann Ryan Jones und besonders sehenswert: Der talentierte Zugang Nicolas Krämmer, der aus Hamburg kam, und in penaltyähnlicher Situation Münchens Meistertorwart David Leggio narrte - in einer Leichtigkeit, die am Ende selbst die eingespielte Münchner Maschine stoppen könnte: Erst täuschte der 23-Jährige einen Schuss an, dann legte er den Puck am schon liegenden Leggio vorbei und lupfte ihn mit der Rückhand ins Netz. "Am Schluss haben sie dann in fünf Minuten drei Tore geschossen", analysierte Münchens gefrusteter Kapitän Michael Wolf, "uns muss man vorwerfen, dass wir einfach die Chancen nicht genutzt haben."

Ärgster Münchner Konkurrent sind die Adler Mannheim

Die Kölner Haie bringen sich also schon einmal in Stellung als Meisterschaftsanwärter. Als ärgste Konkurrenz sehen die Coaches allerdings nicht die jüngsten Meisterbesieger, sondern die Adler Mannheim, die nach der schwachen vergangenen Saison viel umbauten, viel investierten und etwa Matthias Plachta zurück aus den USA in die Kurpfalz, Chad Kolarik aus der Schweiz und David Wolf und Gerrit Festerling von den Hamburg Freezers holten. Der Mannheimer Angriff dürfte in diesem Jahr also deutlich stärker agieren, wenn es auch der ehemalige NHL-Akteur Marcel Goc dieses Jahr noch verletzungsfrei durch die Saison schafft, hinten zwickt's aber noch. Beim Auftakt in Krefeld unterlag Mannheim 3:4.

Die anderen ewigen Meisterschaftsfavoriten von den Eisbären Berlin und den Nürnberg Ice Tigers haben dagegen nicht viel an ihrem Kader gewerkelt im Sommer. Berlins Trainer Uwe Krupp vertraut dem eingespielten Team, das immerhin zum Auftakt 5:2 gegen die Straubing Tigers gewinnen konnte. Nürnberg (1:2 gegen Augsburg) legte personell nach. Die Ice Tigers haben vier Kontingentstellen frei, möglicherweise warten sie auf einen ähnlich reizvollen Deal wie den von Ex-NHL-Profi Dany Heatley in der vergangenen Saison.

Aber erst einmal müssen die favorisierten Teams am Sonntag ihre Leistungen des ersten Spieltags bestätigen - allen voran Wesslaus Kölner. Wie ernst es der Schwede mit seinem Meisterschaftsanspruch meint, darf er gleich zum zweiten Mal unterstreichen: Köln trifft auf Mannheim.

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