Eishockey-Torwart Jochen Reimer:"Ich war stinksauer"

Training deutsche Eishockey Nationalmannschaft

Eishockey-Nationaltorwart Jochen Reimer (Archivbild).

(Foto: dapd)

Frust, Missverhältnis zum Trainer und ein Misstrauensvotum des Klubs: Erstmals spricht Eishockey-Nationaltorwart Jochen Reimer über seinen Abschied vom EHC München und die Expansionspläne von Klub-Eigentümer Red Bull.

Von Johannes Schnitzler

Der Konflikt mit Trainer Pierre Pagé, Frust über das schwache Abschneiden in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Vertrauensverlust: Jochen Reimer muss nicht lange nachdenken, um Gründe für seinen Wechsel vom EHC München zu den Nürnberg Ice Tigers zu finden. Nach drei Jahren verlässt der Nationaltorwart den EHC, für den die vergangene Saison trotz der Millionen von Klubeigentümer Red Bull nicht mit dem Titel, sondern bereits im Pre-Playoff gegen Iserlohn endete.

Bis 2017 hat sich der 28-Jährige Nürnberg verpflichtet, dem Klub, den Reimers Bruder Patrick als Kapitän anführt. Mit der Süddeutschen Zeitung hat Jochen Reimer nun erstmals nach dem Playoff-Aus öffentlich über seinen Wechsel gesprochen und eine Münchner Saison, die von Querelen zwischen Trainer und Team geprägt war.

Der Hauptgrund für seinen Weggang sei das Missverhältnis zu Trainer Pierre Pagé gewesen, sagt Reimer, ohne den Coach beim Namen zu nennen. "Ich war letztes Jahr sehr unzufrieden. Jeder Mensch braucht bei seiner Arbeit Spaß, und den hatte ich nicht mehr." Wer dafür letztlich verantwortlich gewesen sei, "das lasse ich im Raum stehen". An der Antwort bestehen jedoch keine Zweifel. Er habe sich "sehr unwohl gefühlt", sagt Reimer. Pagé habe sein offensives Spielsystem nie so vermitteln können, dass die Mannschaft damit zurechtgekommen wäre. Die Folge: Reimer, 2011 und 2012 zum besten Torhüter der DEL gewählt, kassierte eine ungekannte Flut von Gegentoren: "Vier, fünf Tore pro Spiel, das ist nicht mein Anspruch."

Zum Bruch führte dann die Verpflichtung des Finnen Mika Noronen kurz vor den Playoffs - für Reimer ein Misstrauensvotum. "Ich war stinksauer. Wir hatten dann ein Gespräch, Trainer und Manager haben mir ihre Sicht erklärt. Aber selbst danach habe ich es nicht verstanden." Der Gedanke an einen Wechsel sei indes schon früher gereift. "Das war eine Entwicklung", sagt Reimer und widerspricht Kritikern, die ihm einen Rückschritt attestieren: "Nürnberg ist eine super Organisation. Wenn ich mehr Geld hätte verdienen wollen, dann wäre ich in München geblieben. Aber dafür bin ich nicht der Typ."

Dass Pagé nicht mehr Trainer beim EHC ist, habe an seinem Entschluss nichts geändert: "Ich stehe dazu." Ob der Weg, den Red Bull eingeschlagen habe, richtig sei, werde sich zeigen. Er könne sich "so nicht damit identifizieren", sagt Reimer: "Ich bin der Meinung, dass das Menschliche nicht fehlen darf."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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