Eishockey:Schwer auszurechnen

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Bereits nach 13 Spielminuten führte der EHC München gegen die Eisbären Berlin mit 3:0.

(Foto: imago/Contrast)

Der EHC München gewinnt 5:2 bei den Eisbären Berlin und übernimmt die Tabellenführung in der DEL. Die Stärke der Münchner: Defensiv lassen sie wenig zu und offensiv treffen sie momentan fast nach Belieben.

Von Christian Bernhard, Berlin

Die Eisbären Berlin sind mit einem positiven Gefühl in den 43. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegangen. Warum auch nicht? Als Tabellenführer lässt es sich in den allermeisten Fällen sehr gut leben. "Das wird heute ein gutes Spiel", war sich Berlins Trainer Uwe Krupp am Freitag sicher, seine Mannschaft sei bestens vorbereitet. Eisbären-Angreifer Florian Busch schloss zudem taktische Überraschungen aus. "Wir wissen genau, wie München spielt", erklärte er mit Blick auf den Gästetrainer, der Don Jackson heißt und in sechs Jahren als Chefcoach der Eisbären fünf DEL-Titel geholt hatte.

Nach nicht einmal 13 Spielminuten war all das am Freitagabend Makulatur. 3:0 führte der EHC München zu diesem Zeitpunkt, am Schluss stand ein 5:2-Auswärtssieg (3:0, 2:2, 0:0) für die Münchner. Damit stieß die Jackson-Mannschaft die Eisbären von Platz eins und ist nun erstmals seit Dezember 2014 wieder Tabellenführer der DEL. Hierher zu kommen und so ein Spiel abzuliefern, sei "richtig gut", schwärmte Münchens Verteidiger Jeremy Dehner, Krupp erkannte neidlos an: "München war besser, war heißer."

Das Berliner Unheil hatte bereits in der zweiten Minute seinen Lauf genommen, als Toni Söderholm einen Eisbären-Pass in deren Drittel abfing und zum 1:0 einnetzte. Berlins Marcel Noebels hatte vor der Partie noch davor gewarnt, dass der Druck auf die Eisbären bei Scheibenbesitz "enorm" sein würde, da München noch offensiver als die Berliner spiele - Söderholm setzte das lehrbuchartig um. Da Frank Mauer (6.) und Jerome Samson (13., Überzahl) schnell nachlegten, war Mauers Prophezeiung, in so einer Partie schenke "man sich nichts", früh widerlegt. Vorne ließen die Berliner einige gute Möglichkeit liegen, und hinten luden sie den EHC immer wieder zum Toreschießen ein. So wie bei Mauers Treffer, als er nach einem langen Pass von Daryl Boyle alleine auf Berlins Torhüter Petri Vehanen zulaufen konnte oder beim 4:0 von Keith Aucoin (43.), der direkt vor dem Berliner Kasten völlig freistehend nur noch den Schläger in den nächsten starken Boyle-Pass halten musste.

"Wir spielen nicht so schlecht", erklärte Berlins Michael DuPont nach der Partie. Nicht so schlecht ist für den aktuellen EHC aber nicht gut genug. Zwei schnelle Treffer von Mark Bell (29.) und Florian Busch (31., Unterzahl) hatten bei den Eisbären noch einmal Hoffnung aufkommen lassen, doch die wurde von Konrad Abeltshausers Debüt-Treffer im EHC-Trikot gleich wieder erstickt (32.). Abeltshauser war nach sechs Jahren in Nordamerika im Januar zu den Münchnern gestoßen und steht damit stellvertretend für die EHC-Möglichkeiten auf dem Spielermarkt: Solche Transfers kann während der Saison kaum ein DEL-Team realisieren. Da Dehner in Berlin nach wochenlanger Verletzungspause sein Comeback feierte, konnte Jackson es sich leisten, dem erkälteten Richie Regehr eine Pause zu geben. Damit illustrierten die Münchner, wie tief ihr Kader besetzt ist.

Die Kadertiefe ist nur ein Grund für den Höhenflug der Bayern, denn bei ihnen passt es derzeit in allen Bereichen. Defensiv lassen sie wenig zu, und offensiv treffen sie momentan fast nach Belieben: 19 Mal klingelte es alleine in den letzten vier Partien im gegnerischen Kasten. Das kommt nicht von ungefähr: Die Münchner geben mit Abstand die meisten Schüsse aller DEL-Teams ab (im Schnitt 36 pro Spiel) - und das, obwohl Dominik Kahun, der den EHC als auffälligster Offensivspieler durch die turbulenten ersten Saisonmonate geführt hatte, aufgrund einer Viruserkrankung nur eines der zehn Spiele im neuen Jahr bestreiten konnte. "Wir sind schwer auszurechnen", erklärte Mauer, und die sieben Münchner, die bereits zweistellig getroffen haben, belegen diese These. Jackson findet, dass alle "ziemlich gut" spielen, "jeder trägt zum Erfolg bei und hilft dem anderen."

Das wird der EHC auch am letzten Spieltag vor der Länderspielpause brauchen, denn in der Düsseldorfer EG kommt am Sonntag der Tabellendritte, der nur zwei Punkte hinter dem neuen Spitzenreiter liegt, zum nächsten Topspiel nach München (14.30 Uhr). Das gute Gefühl begleitet diesmal den EHC: Noch in Berlin erklärte Jackson in seiner typisch ruhigen Art, dass er "selbstverständlich" bereits einen Plan für diese Partie in petto habe.

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