Eishockey:Rheinische Schweden

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Köln behält die Nerven: Patrick Hager (hinten) erzielt den 1:1-Ausgleich gegen München. Später gelingt den Haien noch der Siegtreffer.

(Foto: imago)

Die Kölner Haie zeigen beim 2:1 in München, dass sie sogar auf ein paar der von Trainer Sundblad geholten Skandinavier verzichten können. Die Mannschaft steht für attraktives Eishockey.

Von Christian Bernhard, München

Niklas Sundblad und Petri Liimatainen hatten einiges zu besprechen, als sie am Freitagabend im Pressekonferenzraum des EHC München auf EHC-Trainer Don Jackson warteten. Anders als viele Trainerkollegen, die solche Besprechungen aufgrund der anwesenden Journalisten gerne im Flüsterton abhalten, unterhielten sie sich lautstark quer durch den Raum. Sie waren sich wohl (zurecht) ziemlich sicher, dass niemand im Raum des Schwedischen mächtig war.

Sundblad, 42 Jahre alter gebürtiger Stockholmer, hat als Trainer der Kölner Haie aus den Rheinländern die "schwedischste" Mannschaft der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gemacht. Sechs Spieler aus Schweden stehen im Haie-Kader, fünf davon hat Sundblad im Sommer geholt. Sein Co- und sein Torwart-Trainer sind ebenfalls Landsmänner von ihm. Auch deshalb sind die Kölner in dieser Saison einer der Favoriten auf den Titel, schließlich steht Schweden in der Eishockeywelt für hohe Qualität. Das zeigten sie am Freitag beim 2:1-Erfolg über den EHC München, der ohne vier der sechs Schweden gelang. Das Tre-Kronor-Trio Per Aslund, Dragan Umicevic und Andreas Falk war gar nicht erst angereist, Torhüter Gustav Wesslau, einer der besten seines Faches in der DEL, bekam eine Verschnaufpause.

Kölns starker zweiter Torhüter: 37 Paraden

Der Freitagabend machte zwei Dinge klar. Zum einen, dass Köln nicht nur einen starken Nummer-eins-Torhüter hat. Wesslau-Vertreter Daniar Dshunussow rettete die Haie in seinem erst dritten Liga-Spiel in dieser Saison mehrfach in brenzligen Situationen und wurde nur durch einen Penalty von Steve Pinizzotto bezwungen (18.). Besonders in den zahlreichen Unterzahlsituationen, die Köln zu überstehen hatte - rund dreieinhalb Minuten davon sogar bei Drei gegen Fünf - strahlte er große Ruhe aus. "Daniar war überragend", erklärte Sundblad, Dshunussows 37 Paraden untermauerten diese These.

Wenn Sundblad prinzipiell über "sein" Eishockey spricht, fällt immer der Begriff Schlittschuhlaufen. Für den 42-Jährigen, der den ERC Ingolstadt 2014 zum Meistertitel geführt und dabei im Finale Köln bezwungen hat, ist der läuferische Aspekt die "Grundidee" seines Konzeptes. Darauf baut alles auf, sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive. Sundblads schwedische Prägung ist unübersehbar: Die Haie spielen unaufgeregt und ruhig, und legen großen Wert auf Spielkultur - auch wenn ihnen, wie in München, wichtige Offensiv-Spieler fehlen. "Wir wollen die Scheibe schützen und benutzen", sagt er. Er meint damit: viel Scheibenbesitz und viele Pässe. Damit kommt er seinem Ziel, "attraktives Eishockey" zu spielen, sehr nahe.

"Wir haben einige gute Schlittschuhläufer"

Auch, weil sich seine Mannschaft gut ergänzt. Neben eleganten Spielern wie Aslund oder Johannes Salmonsson stehen engagierte, unangenehm zu spielende Profis wie Ex-NHL-Spieler Ryan Jones oder Jean-Francois Boucher im Kader. Dazu gesellt sich seit drei Spielen der Königstransfer des Sommers: Jason Williams. Der 35-jährige Kanadier, der 2002 mit den Detroit Red Wings den Stanley Cup gewann, plagte sich monatelang mit einer Rückenverletzung herum, ehe er am vergangenen Wochenende sein Comeback feierte. In München wirkte er noch etwas schwerfällig, hin und wieder unterliefen ihm einfache, technische Fehler. Alleine sein Überzahl-Querpass auf Patrick Hager, der zum 1:1 führte (38.), machte aber deutlich, wie wichtig er für dieses Team sein wird. "Wir haben einige gute Schlittschuhläufer", erklärt Sundblad, "Jason ist mehr Torjäger und verfügt über viel Geduld in Überzahl. Deshalb passt er gut bei uns rein."

Die zweite, wohl noch wichtigere, Erkenntnis des München-Spiels lautete: Die Haie können Spiele nicht nur spielerisch lösen, sondern auch kämpferisch. Und das gefiel Sundblad besonders. Seiner Mannschaft wurde zuletzt mehrfach nachgesagt, in engen Spielen, in denen das spielerische Element alleine nicht ausreicht, nicht so stark zu sein. "Heute haben wir aber gezeigt, dass wir auch kämpfen können. Und Schüsse blocken. Und gut Unterzahl spielen", betonte er. Dieser Aspekt ließ ihn München "sehr zufrieden" verlassen. Und brachte ihn zur Erkenntnis: "Die Mannschaft sieht gut aus." Christian Bernhard

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