Eishockey:Querpass Schütz, Abschluss Hager

Deutschland - Österreich

Erfolgreich gegen Österreich: Patrick Hager (r.) erzielte am Freitag das 2:0 für Deutschland.

(Foto: Stefan Diepold/dpa)

Bei dem entscheidenden Qualifikationsspiel für die Olympischen Spiele gegen Lettland am Sonntag setzt Bundestrainer Marco Sturm auf eine effektive Taktik.

Von Johannes Kirchmeier

Schießen konnte er nicht, das wusste Patrick Hager, als der Puck von rechts in Richtung seines Schlägers schlingerte. Denn dann würde Hager, der mittig vor dem Tor postiert war, freiweg Österreichs Torhüter David Kickert anschlenzen. Also musste er umdenken, als er alleine auf Kickert zuglitt. Hager dachte um, wie Eishockeyspieler immer umdenken müssen, sie führen ja den schnellsten Mannschaftssport aus. In einem Bruchteil einer Sekunde entschied sich Hager, die Scheibe mit der Schlägerinnenseite anzunehmen, sie von der linken Torseite in die Mitte mitzunehmen und per Rückhand an Kickert vorbei ins Netz zu schießen. Der geschlagene Österreicher, nicht gar so handlungsschnell wie Hager, kam nicht mit und schaute ihm anschließend vom Boden aus beim Jubeln zu.

Hager hatte gerade das 2:0 für Deutschland gegen Österreich am Freitag erzielt, es war ein wegweisendes Tor in dieser Olympia-Qualifikation für die Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang 2018. Denn der Treffer erstickte die Ausgleichsbemühungen der Österreicher, am Ende stand es 6:0 für das DEB-Team, Spiel zwei von drei beim Turnier in Lettland hatte es damit gewonnen und sich damit die Chance auf das einzige Ticket für 2018 erhalten. Auch wegen Hager konnte Bundestrainer Marco Sturm vor dem Abschlusspiel gegen den ebenfalls ungeschlagenen Gastgeber am Sonntag (17 Uhr) tönen: "Neue Spieler, neuer Trainer, neue Umgebung. Alles neu. Wir wollen zu Olympia."

Sturm muss seine erste Hürde meistern

Sturm würde keinen schlechten Schauspieler abgeben, wie man in diesen Tagen bemerken kann. Äußerlich wirkt er zwar äußerst locker, innerlich dürfte er jedoch äußerst angespannt sein. Er muss gerade seine erste große Hürde als Bundestrainer meistern. Nachdem das DEB-Team vor drei Jahren an der Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Sotschi scheiterte, muss das Team sich nun qualifizieren. Ansonsten würde die Wahrnehmung des Deutschen Eishockey-Bundes in Deutschland stark leiden. Verbandspräsident Franz Reindl sagte vor dem Turnier zur Qualifikation: "Das ist extrem wichtig. Nicht nur für die Spieler selbst, sondern für die gesamte Sportart."

Sturms Pflichtaufgabe ist inzwischen nicht viel leichter geworden. Nur bei einem Sieg gegen Lettland gelingt den Deutschen auch die Qualifikation, die zwei Siege vorher sind nun mehr oder weniger egal. Mehr als 10 000 Zuschauer werden am Sonntag in der Arena in Riga sein, fast alle werden freilich den Gegner unterstützen. Was für den in Riga betont lässigen Sturm allerdings weder von Vor- oder Nachteil ist: "Natürlich kann das Publikum einen entscheidenden Faktor spielen", sagte er. Er schränkte jedoch ein: "Es ist nicht immer unbedingt ein Vorteil vor den eigenen Fans mit einer so hohen Erwartungshaltung zu spielen. Mit diesem Druck muss man erst mal klarkommen."

Sprachen vor Riga die meisten Beobachter vor allem über die sieben NHL-Spieler, die Marco Sturms Aufgebot erstrahlen lassen, also etwa über den aktuellen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl oder den von 2011, Dennis Seidenberg, skaten sich nun andere in den Vordergrund. Denn wie bei der WM in Russland im Mai ragen auch in Lettland vor allem Patrick Hager und Felix Schütz, sein Vorlagengeber zum 2:0 am Freitag, heraus beim deutschen Team.

"Ich glaube einfach, dass wir besser sind"

Bereits bei der WM waren die beiden die Topscorer des deutschen Teams. Vor dem abschließenden Endspiel um Olympia führen die beiden wieder die interne Scorerliste an, Schütz mit vier Punkten sogar die des Turniers. Anders als die deutschen Nordamerika-Exporte sind der Kölner Hager und der beim schwedischen Rögle BK angestellte Schütz bestens vertraut mit der größeren Eisfläche in Europa, sie profitieren zudem vom Spielstil des Bundestrainers, der die Mannschaft selbstbewusst auftreten und früh attackieren lässt. Was den beiden oberbayerischen Kämpfern, die stets den schnellsten Weg zum Tor suchen, entgegenkommt.

Und so ist Schütz auch nicht bange vor dem anstehenden Endspiel gegen die Letten: "Ich glaube einfach, dass wir besser sind", sagt er trocken. Alles Weitere verlegt er aufs Eis. Querpass Schütz, Abschluss Hager - es wäre den beiden Stürmern und ihrem Bundestrainer wohl ganz recht, wenn sich die paar Sekunden vom Freitag am Sonntag wiederholen ließen.

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