Eishockey-Meister Eisbären Berlin:Die Chance des Aufschwungs

Die Finalserie 2012 zwischen Berlin und Mannheim erfüllt alle Kriterien, die Sport so interessant machen. Und sie ist eine Bestätigung, dass das deutsche Eishockey sportlich auf einem beachtlichen Weg ist. Die Gesamtsituation in den Geschäftsstellen stellt sich dagegen nicht überall so erfreulich dar.

Michael Neudecker

Schon wieder die Eisbären also, der vierte Titel in fünf Jahren: "Ära" ist die korrekte Beschreibung der derzeitigen Berliner Dominanz im deutschen Eishockey. Langweilig?

Frank Hoerdler, player of new German champion Eisbaeren Berlin celebrates their victory in the fifth match of the final best-of-five series of the German Ice Hockey League against Adler Mannheim in Berlin

Frank Hördler mit dem Pokal: "Werbung für den Sport"

(Foto: REUTERS)

Die Finalserie 2012 zwischen Berlin und Mannheim war weit davon entfernt, im Gegenteil: Sie erfüllte alle Kriterien, die Sport so interessant machen, Spannung, Dynamik, Ausgeglichenheit, Wettkampf auf höchstem Niveau, und das in stets ausverkauften Hallen. "Werbung für den Sport", das sagen Funktionäre gerne nach solchen Ereignissen; selten traf das in einem Maße zu wie bei diesen fünf Endspielen.

Das Finale 2012 aber war noch mehr: Es war eine Bestätigung, dass das deutsche Eishockey sportlich auf einem beachtlichen Weg ist. Es ist noch nicht lange her, da hinkte das Niveau in Deutschlands Top-Liga dem in anderen europäischen Ligen hinterher, etwa dem in der Schweiz, wo schneller und technisch besser gespielt wurde. Keiner würde das nun noch behaupten. Das deutsche Eishockey hat eine bemerkenswerte Niveausteigerung geschafft, dokumentiert nicht zuletzt durch diese zehn Tage im April.

Auch für die Nationalmannschaft ist das eine gute Nachricht: Längst sind die Nationalspieler tragende Säulen in Spitzenklubs wie Berlin und Mannheim, in Spiel fünf standen allein neun potentielle Kandidaten für die in eineinhalb Wochen beginnende WM in Stockholm auf dem Eis. Nicht alle wird Bundestrainer Jakob Kölliker nominieren - er hat ja schon einen Kader. Er hat eine Wahl, auch das ist das Resultat der guten Arbeit, die auf vielen Trainerbänken der DEL geleistet wird.

An der Gesamtsituation in den Geschäftsstellen aber dürfte das wenig ändern. Während sie in Berlin feiern, bangen sie in Düsseldorf und München um ihre Zukunft, auch in Hannover wurde schon über einen Verkauf der Lizenz verhandelt.

Und was die Eisbären angeht: Der Dauer-Meister, finanziert vom US-Milliardär Anschutz, schließt Geschäftsjahre stets mit roten Zahlen ab, vor zwei Jahren erst betrug die Überschuldung der Gesellschaft rund 40 Millionen Euro. Derartiges ist zwar auch in anderen Sportarten eher die Regel als die Ausnahme. Besser macht das die Situation aber nicht.

Ob der sportliche Aufschwung Chancen zur Besserung bietet, ist ungewiss. Es wäre jedoch die Auf- gabe aller am Produkt Beteiligten, von Liga wie Verband gleicher- maßen, genau das herauszufinden.

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