Eishockey:Mannheims Revanche

Adler Mannheim vs. EHC Red Bull Muenchen, Eishockey, DEL, 31.03.18

Revanche für ein böses Foul: Die Mannheimer um Luke Adam bejubeln den Treffer zum 3:2 gegen München.

(Foto: Eibner-Pressefoto / Bermel)

Nach dem üblen Foul von Münchens Steve Pinizzotto ist die Atmosphäre beim zweiten Spiel der DEL-Halbfinal-Serie hitzig - was die Adler zu ihren Gunsten nutzen.

Von Christian Bernhard, Mannheim/München

Das Pfeifkonzert, das den EHC Red Bull München am Samstagabend in Mannheim empfing, hatte es in sich. Von Anfang an war klar, dass die 13600 Zuschauer in der ausverkauften Arena für eine äußerst emotionale Atmosphäre sorgen würden. Er wisse nicht, ob es in seinen drei Jahren in Mannheim schon einmal so laut gewesen sei, sagte Ryan MacMurchy, Angreifer der Adler Mannheim. Am Ende des Spiels war die Stimmung ähnlich, nur ging es jetzt um positive Emotionen: Mannheim gewann die Partie dank einer starken Schlussphase mit 4:2 und glich in der Best-of-seven-Halbfinalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zum 1:1 aus. "Wir haben einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Darum geht's in den Playoffs", sagte Mannheims Stürmer David Wolf.

Im zweiten Halbfinale zwischen den Eisbären Berlin und den Nürnberg Ice Tigers steht es nach dem 3:2-Heimsieg nach Verlängerung der Franken ebenfalls 1:1. Nürnbergs John Mitchell sorgte nach 77. Minuten für die Entscheidung. Doch das zweite Halbfinale in Mannheim war mit weitaus mehr Spannung erwartet worden. Die Atmosphäre in Mannheim war so aufgeladen, da Münchens Steve Pinizzotto im ersten Spiel am Donnerstag, das der EHC mit 4:2 gewonnen hatte, Mannheims Nationalspieler Matthias Plachta mit einem üblen Ellbogencheck gegen den Kopf aus dem Spiel genommen hatte. Plachta verpasste das Spiel am Samstag aufgrund einer leichten Gehirnerschütterung, Pinizzotto wurde von der Liga für fünf Spiele gesperrt. Nach dieser Aktion "war klar, dass es die Mannheimer uns zurückgeben wollen", sagte Münchens Nationalspieler Dominik Kahun.

Das machten die Adler bereits nach 39 Spiel-Sekunden deutlich. Verteidiger Thomas Larkin schoss die Scheibe von der Bande flach aufs Münchner Tor, sie rutschte am kurzen Pfosten von Nationaltorhüter Danny aus den Birken in den Kasten. Drei Minuten später bewahrte aus den Birken den Meister mit zwei starken Paraden gegen Andrew Desjardins und Brent Raedeke vor dem 0:2. Die Mannheimer traten sehr dominant auf, nach knapp sieben Spielminuten lautete die Schuss-Statistik 8:0 zu ihren Gunsten. "Wir waren viel unter Druck", sagte Münchens Verteidiger Yannic Seidenberg.

Zu Pinizzotto sagt Mannheims Christoph Ullmann: "Er steht nicht auf dem Eis, deswegen beschäftigen wir uns nicht damit"

Nach dem ersten Münchner Überzahlspiel wendete sich das Blatt. EHC-Kapitän Michael Wolf scheiterte zwar mit einem Alleingang an Dennis Endras im Adler-Tor (10.), doch der Meister war nun im Spiel und übernahm das Kommando. Nach 18 Minuten sorgte Seidenberg freistehend vor dem Adler-Tor für den Ausgleich. Der emotionale Torjubel des Nationalspielers verdeutlichte, wie erhitzt die Partie war. Es seien "schon wieder viele dreckige Szenen im Rücken der Schiedsrichter dabei" gewesen, sagte Seidenberg nach dem ersten Drittel. "Wir müssen cool bleiben und auf dem Eis das Spiel gewinnen."

Im Mitteldrittel vergab Luke Adam direkt vor aus den Birken das 2:1 für Mannheim (25.), stärker war aber der Meister, der die Adler mit seinen läuferischen Qualitäten und seinem aggressiven Forecheck gehörig unter Druck setzte. Die Münchner nutzten ihre zahlreichen Torchancen aber nicht, selbst ein 79-sekündiges Fünf-gegen-Drei-Überzahlspiel ließen sie aus. "Da hätten wir das 2:1 schießen können, wenn nicht fast müssen", sagte Kahun nach dem zweiten Drittel, der aber betonte: "Jetzt dominieren wir." Adler-Geschäftsführer Daniel Hopp gestand ein: "Wir tun uns schwer, aus der eigenen Zone rauszukommen."

Den Lohn für die spielerisch starke Vorstellung holten sich die Münchner nach nur 28 Sekunden im Schlussdrittel. Nach einem Rückhandschuss von Jason Jaffray rutschte die Scheibe unter dem Körper von Endras zum 2:1 über die Linie (41.). Die Münchner kontrollierten auch danach die Partie, Mannheimer Chancen waren selten. Doch in Minute 52 brachte Marcel Goc die Scheibe vors EHC-Tor, wo sie von Christoph Ullmanns Körper ins Tor trudelte. Die Schiedsrichter gingen zum Videobeweis - und gaben den Treffer nach minutenlangem Studium der Videobilder. 51 Sekunden später drehten die Adler die Partie dank Luke Adams harten Schuss komplett. Als Münchens Trainer Don Jackson aus den Birken zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis holte, machte Adler-Kapitän Markus Kink mit seinem Treffer ins leere Tor alles klar (60.).

Auf Pinizzotto angesprochen, hatte Ullmann vor der Partie erklärt: "Er steht nicht auf dem Eis, deswegen beschäftigen wir uns nicht damit." Der zusätzliche Schub, den die Adler durch die viel diskutierte Aktion erhielten, war aber unverkennbar gewesen.

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