Eishockey:Kalinka im Curt-Frenzel-Stadion

Eishockey Deutschland Cup 2017 Slowakei vs Russland am 12 11 2017 im Curt Frenzel Stadion in Augsbu

„Riesiger Farbklecks“: Turniersieger Russland um Kapitän Dmitry Kagarlitsky mit DEB-Präsident Franz Reindl, Maskottchen Urmel (v.l.) und Pokal.

(Foto: Duckwitz/osnapix/Imago)

Augsburg erhält Lob für die Organisation des Deutschland Cups. Ob es jedoch weiter Ausrichter bleibt, ist offen.

Von Johannes Schnitzler

Seit 2015 ist Marco Sturm Cheftrainer des Deutschen Eishockey-Bundes. Seitdem ist der 39-Jährige immer auch in diplomatischer Mission unterwegs. Ein Lächeln hier, ein Kompliment dort, und stets eine kleine Aufmerksamkeit für jedermann parat: Sturm weiß, was das gesellschaftliche Protokoll verlangt. Wenn Deutschland Cup ist, zum Beispiel, wechselt der Niederbayer Sturm ins lokale Idiom: Die Stimmung sei immer prächtig in "Augschburg", sagt Sturm dann, mit "sch" in der Mitte, und lächelt. Und die Augschburger freuen sich.

Seit 2015 findet der Deutschland Cup, das wichtigste Eishockey-Turnier hierzulande, jährlich in Schwaben statt. Sturm kennt es nicht anders. Sein dritter Cup als Bundestrainer war auch der dritte im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion. Zu den Spielen mit Russland, der Slowakei und dem Team USA kamen insgesamt 32 000 Zuschauer, so viele wie nie zuvor, was nicht zuletzt an dem kleinen Coup der Veranstalter lag, statt der Schweiz Rekordweltmeister Russland als Teilnehmer zu verpflichten. Die Sbornaja (wenn auch nur ein B-Team) spielte im 28. Jahr zum fünften Mal beim Deutschland Cup mit - und verließ das Turnier zum fünften Mal als Sieger. "Die Russen", sagte DEB-Präsident Franz Reindl in der Abschluss-Pressekonferenz, "waren noch mal ein Farbtupfer, mehr: ein riesiger Farbklecks." Reindl verglich die Atmosphäre in der Halle mit einer "kleinen WM". Wie bei der großen Weltmeisterschaft im Mai in Köln strömten die russischen Fans zu den Spielen und sangen und feierten. Die Stadionregie tat das Ihre und spielte, was sie an russischer Folklore zur Verfügung hatte: "Kalinka", ein Volkslied, 1860 von einem gewissen Ivan Larionow komponiert, weder verwandt noch verschwägert allerdings mit dem 1960 geborenen viermaligen Weltmeister Igor Larionow.

Das Publikum nahm jede Vorlage dankbar auf und unterstützte das DEB-Team auch bei den Niederlagen gegen Russland (2:8) und die Slowakei (0:3) bis zum Schluss, ehe es am Sonntag beim 5:1 gegen die USA feiern durfte. "Die Stimmung", sagte Reindl, "hatte schon WM-Niveau."

Ob der Deutschland Cup in Augsburg bleibt, ist allerdings nicht sicher. Die Vereinbarung zwischen dem DEB, der Stadt und den Augsburger Panthern als lokalem Ausrichter läuft aus. "Der erste Deutschland Cup hier war gut, der zweite war besser. Der dritte jetzt war perfekt", sagte Reindl. Das örtliche Organisationsteam um Leonardo Conti, den Marketingmanager des DEL-Klubs Augsburger Panther, habe großartige Arbeit geleistet: Für "so ein kleines Team" sei ein solches Event eine große Herausforderung, man müsse verstehen, wenn es an Grenzen stoße: "Das ist schon nah am Maximum, was bei so einem ,Privatturnier' möglich ist." Conti sagte, er sei stolz und glücklich. Der 39-Jährige verhehlte aber nicht eine gewisse Erschöpfung. Er werde sich erst einmal zwei Tage frei nehmen, kündigte der ehemalige Nationaltorhüter an. Alternativen zu Augsburg gibt es wohl, von anderen Bewerbern bis zu einer dezentralen Austragung des Turniers. Eine Entscheidung könnte bis Ende des Jahres fallen, so Reindl: "Vielleicht gelingt uns hier ein Weihnachtsgeschenk. Ich finde, der Deutschland Cup sollte in Augsburg bleiben." Wichtig wäre allerdings eine zweite überdachte Eisfläche für das Training. Als es am Wochenende in Augsburg zeitweise in Strömen regnete, stand die sogenannte Bahn II unter Wasser. "Die Stadt ist ein Faktor", sagt Conti. Von einer Überdachung würde schließlich auch der AEV, der älteste noch Eissport treibende Verein der Republik (seit 1878), profitieren.

Für Conti und die Panther geht erst einmal die Arbeit in der Liga weiter. Am Freitag erwarten sie die Kölner Haie. Aber das ist eine andere Herausforderung für Augschburg.

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