Eishockey:In aller Ruhe

Ice hockey Eishockey DEL RB Muenchen vs Augsburg MUNICH GERMANY 30 DEC 14 ICE HOCKEY DEL De

Umkämpftes Derby: Der Münchner Florian Kettemer setzt sich gegen Augsburgs Daniel DaSilva durch.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Auch dank Francois Methot untermauert der EHC München seine Derbystärke. Der kurzfristig verpflichtete Angreifer bereitet beim 4:2 gegen Augsburg gleich ein Tor vor.

Von Christian Bernhard

Beachtliche 17 lange Jahre ist Francois Methot mittlerweile Eishockey-Profi. Der 36-Jährige wurde in Kanadas Eishockey-Hochburg Montreal geboren und spielte bereits für so klangvolle Teams wie die Saint-Hyacinthe Laser, Rouyn-Noranda Huskies oder Shawinigan Cataractes. Vor nunmehr zehn Jahren zog es ihn nach Deuschland, wo er in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für Augsburg, Nürnberg, Mannheim und zuletzt - mehr als drei Jahre lang - Krefeld auflief.

Methot hat viel gesehen und erlebt, etwas fehlte ihm allerdings noch: ein Mannschaftswechsel während der Saison. Seit vier Tagen kann er auch hinter diesem Punkt einen Haken machen. Nach 13 Saisonspielen für die Krefeld Pinguine, in denen er neun Assists gesammelt hatte, aber ohne Tor geblieben war, wurde er kurz vor Weihnachten vom Verein suspendiert, ehe sein Vertrag am 30. Dezember in "beidseitigem Einvernehmen" aufgelöst wurde. Noch am selben Tag unterschrieb er beim EHC München - und stand am Abend bereits gegen Augsburg auf dem Eis. Beim 4:2-Sieg gab Methot, der seit Oktober 2013 auch den deutschen Pass besitzt, gleich seine erste EHC-Torvorlage.

In Krefeld wurde Methot angeblich suspendiert, weil er eine Runde Golf gespielt hatte

Münchens Trainer Don Jackson schwärmte hinterher von seinem neuen Stürmer. Methot sei ein erfahrener Spieler und "echter Teamplayer", der eine "gute Technik und Spielübersicht" mitbringe. "Er kennt die Liga gut", sagte Jackson, "und spielte lange bei ein und demselben Team", was er als Zeichen großer Wertschätzung von Seiten des Vereins auslegte. Methots letzte Wochen in Krefeld scheinen allerdings nicht reibungslos verlaufen zu sein, seine Suspendierung erfolgte angeblich aufgrund einer Runde Golf. Laut der Rheinischen Post war Methot beim Golfen gesichtet worden, obwohl er sich verletzt gemeldet hatte. Auch Jacksons Sorge galt am Dienstag Methots Gesundheitszustand. Der Angreifer hatte seit November, als er sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hatte, nicht gespielt, die Münchner wollen es vorsichtig angehen lassen. "Wir bringen ihn langsam ein", sagte Jackson, "und wollen sicher stellen, dass er gesund bleibt." Bei zehn Spielern, auf die Jackson aus verschiedenen Gründen verzichten muss, genießt dieses Thema beim EHC derzeit absolute Priorität.

Im mit 6142 Zuschauern ausverkauften, aber spielerisch schwächsten der drei bisherigen Saisonderbys zwischen dem EHC und Augsburg hatten die Münchner einmal mehr ihre Derbystärke untermauert. Zehnmal hat das Jackson-Team in dieser Saison gegen seine bayerischen Rivalen gespielt, neunmal verließ es dabei das Eis als Sieger. Völlig zufrieden war Jackson allerdings nicht. Die Leistung seines Teams sei "ok" gewesen, sagte er und forderte: "Wir müssen besser spielen." Toni Ritter betonte, der EHC habe "mit einem kleinen Kader gut gekämpft".

Bei den Augsburgern stach das Überzahlspiel heraus - allerdings im negativen Sinn. Die Schwaben präsentierten sich mit einem Mann mehr auf dem Eis erschreckend schwach und führten eindrucksvoll vor, wieso sie das schlechteste Überzahlspiel der Liga haben. Bezeichnend dafür war eine Szene im ersten Drittel, als Münchens Alexander Barta in Unterzahl die Scheibe in aller Ruhe quer über das Eis führen und so wichtige Sekunden von der Uhr nehmen konnte. Augsburg-Trainer Greg Thomson beklagte nach dem Spiel allerdings etwas anderes. "Unser Unterzahlspiel war einfach nicht gut genug", sagte er und spielte damit auf die Gegentreffer Nummer eins (Daryl Boyle, 4.) und drei (Barta, 35.) an, die der zuletzt in Überzahl ebenfalls schwache EHC mit einem Mann mehr auf dem Eis erzielt hatte. Auch deshalb setzten die Augsburger ihre Auswärtsschwäche fort. Die Niederlage in München war die zwölfte in Serie in fremden Stadien, auswärts hat das Team zuletzt Mitte Oktober gewonnen (2:1 in Iserlohn).

Auf den EHC wartet nach dem schlechtesten Überzahlspiel der Liga nun das beste. Die Münchner empfangen am Freitag die Grizzly Adams Wolfsburg (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle), die 46 Tore in Überzahl erzielt und damit 26 Prozent ihrer Powerplay-Situationen erfolgreich abgeschlossen haben. Die Niedersachen reisen allerdings ohne ihren besten Torschützen an: Brent Aubin (15 Tore, 15 Assists), der in der Saison 2012/13 für den EHC gespielt hatte, fällt aufgrund einer Beinverletzung bis Februar aus. Zudem kassierten sie zuletzt drei Niederlagen in Serie, eine davon auf besonders spektakuläre Weise: Gegen Tabellenführer Mannheim hatten sie Zuhause 4:0 geführt, ehe sie fünf Gegentreffer in Folge kassierten und am Ende 5:6 in der Verlängerung unterlagen. Auch der EHC hat vor Kurzem gegen Straubing einen Vier-Tore-Vorsprung aus der Hand gegeben, schlussendlich aber doch noch gewonnen. Und das Team weiß, wie Wolfsburg zu schlagen ist: Beide bisherigen Saisonduelle - 5:1 und 6:0 - gewann der EHC klar.

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