Eishockey:Im Fluss

EHC Red Bull München - Pinguins Bremerhaven

Wichtiger Mann für die Münchener: Frank Mauer (r.), hier beim Jubel über seinen Treffer zum 4:0 gegen Bremerhaven.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Frank Mauer, Zauber-Torschütze von Pyeongchang, führt den EHC München ins Playoff-Halbfinale, er ist derzeit der torgefährlichste Spieler der DEL. Dabei verlor er vor einem Jahr noch seinen Platz im Nationalteam.

Von Christian Bernhard, München

Steve Pinizzotto, bekannt als Torjäger und Bad Boy der Deutschen Eishockey Liga, hat sich in den laufenden Playoffs noch zurückgehalten - sowohl spielerisch als auch emotional. Auf seinen Teamkollegen Frank Mauer trifft das Gegenteil zu, was Pinizzotto zu schätzen weiß. Auf einem seiner Social-Media-Kanäle postete der streitbare Angreifer des EHC Red Bull München am Freitagabend das Bild eines in einem Fluss stehenden Anglers. Den Kopf des Mannes hatte Pinizzotto durch ein lachendes Gesicht von Mauer ersetzt, ehe er sein Photoshop-Meisterwerk mit dem Hashtag fishkiller versah.

Den Spitzname hat sich Mauer in den vergangenen zehn Tagen verdient. Der Stürmer traf in den fünf Viertelfinalspielen gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven siebenmal, in jeder Partie war er mindestens einmal erfolgreich. Damit führt er die Playoff-Torschützenliste deutlich an, was bei seiner Schussquote nicht verwundert: 50 Prozent seiner Schüsse landeten im gegnerischen Tor, ein Traumwert im Eishockey. Was Mauer derzeit anfasst, klappt. Er ist momentan wohl der formstärkste Spieler der Liga; einer, der im Mittelpunkt steht, und das nicht nur wegen seiner Tore für München. Frank Mauer, 29, ist seit ein paar Wochen einer der berühmtesten Eishockeyspieler Deutschlands.

Sein Playoff-Traumstart passt zu aufregenden Monaten, die hinter ihm liegen. Begonnen hatten diese im vergangenen Jahr mit seiner Hochzeit und der Geburt des ersten Kindes. Dann spielte er sich durch starke Leistungen in München wieder in den Kreis der Nationalmannschaft, für die er bei den letztjährigen Weltmeisterschaften von Bundestrainer Marco Sturm nicht berücksichtigt worden war. Als er es in den Olympia-Kader geschafft hatte, wirkte Mauer einfach froh, wieder dabei zu sein. Doch dann wurde er zu einem der Protagonisten auf der großen Bühne.

In Pyeongchang schuf er einen Moment, der jetzt schon Teil der deutschen Eishockey-Geschichte ist: Gegen Kanada traf er im Halbfinale mit einem Schuss zwischen seinen eigenen Beinen hindurch, das Tor ist das Poster-Bild des deutschen Silbertriumphs. Mauer gab aber nicht nur dieser Treffer einen zusätzlichen Schub. Er habe in Südkorea gesehen, dass er sich auch international nicht verstecken müsse, sagt er. "Diesen Schwung habe ich mit in die DEL genommen." Davor musste er aber erst einmal mit einer etwas ungewohnten Situation fertig werden. "Der Medienrummel nach der Silbermedaille war immens", sagt er. Mauer wurde wie seine Teamkameraden von Termin zu Termin gereicht. Doch der Angreifer sagt, er habe vor dem Playoff-Start im Kreis seiner Familie Ruhe gefunden, "um den Kopf wieder frei zu bekommen."

Zusammen mit Dominik Kahun und Mads Christensen, mit denen er bereits im letzten Jahr durch die Playoffs wirbelte, bildet er nun die gefährlichste Playoff-Angriffsreihe des Meisters. Zudem riss Mauer die Münchner auch mit seiner dynamischen und leidenschaftlichen Spielweise mit, gegen Bremerhaven war er einer der emotionalen Anführer. Mauer traf auch beim 4:1-Sieg des EHC am Freitagabend, durch den der Hauptrunden-Erste und Meister der vergangenen zwei Jahre den Halbfinaleinzug perfekt machte. Und womöglich stehen ihm nun die nächsten emotionalen Momente bevor.

So wie die Münchner gewannen auch die Eisbären Berlin (gegen Wolfsburg) und die Adler Mannheim (gegen den ERC Ingolstadt) ihrer Viertelfinalserien mit 4:1. Den letzten Halbfinalisten machen die Nürnberg Ice Tigers und Kölner Haie unter sich aus. Die Nürnberger führen nach dem 3:2-Erfolg vom Freitag auch in der Serie mit 3:2, am Sonntag können sie sie mit einem Sieg in Köln (17 Uhr) beenden. Sollte sich Nürnberg durchsetzen, würde München im Halbfinale auf Mannheim und damit auf Mauers große Eishockey-Liebe treffen. Der gebürtige Heidelberger stammt aus dem Adler-Nachwuchs, vor seinem Wechsel nach München im Jahr 2015 hatte er in der DEL nur das Mannheimer Trikot getragen.

"Für mich gab es als Kind nur die Adler", erzählte er kürzlich. Dass er eines Tages in München spielen würde, "hat damals ja keiner ahnen können." Dass er nun seinen dritten Meistertitel in Serie als Vater und Olympia-Silbermedaillengewinner feiern könnte, hätte er wahrscheinlich auch nicht gedacht.

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