Eishockey:Tor stehen lassen!

Lesezeit: 2 min

Münchens Torhüter David Leggio. (Foto: dpa)
  • Mit dem absichtlichen Verschieben seines Tores hat Münchens Torhüter David Leggio eine Regeldiskussion entfacht.
  • Die Deutsche Eishockey Liga hat nun entschieden: Wenn ein Torwart in einer Kontersituation absichtlich sein Tor verschiebt oder seine Maske abnimmt, erhält die angreifende Mannschaft künftig ein "technisches" Tor.

Von Johannes Schnitzler

Am Montag sandte der EHC Red Bull München Bilder in die digitale Welt, wie man sie in der Konzernzentrale in Österreich gerne sieht. Bilder vom "Kampf der Geschlechter", einem Schauwettrennen zwischen den Münchner Eishockeyprofis Konrad Abeltshauser, Patrick Hager und Maximilian Kastner, drei gestandenen bayerischen Mannsbildern, und der Shorttrackerin Anna Seidel. 5,50 Meter mal 260 Kilo Muskeln gegen die "zierliche 166 Zentimeter kleine und 43 Kilo leichte Seidel", eine Markenkollegin aus der Brausefirma aus Fuschl am See. Ein kleiner PR-Gag.

Am vergangenen Freitag hatte der EHC Red Bull München ein anderes Bild abgegeben: Das Bild von Torhüter David Leggio, der im Spiel gegen Bremerhaven einfach sein Tor aus der Verankerung rempelte, als zwei Gegenspieler frei auf ihn zuliefen. Das Spiel wurde unterbrochen, Bremerhaven war der Konterchance beraubt, es stand weiterhin 1:1. Den anschließenden Penalty hielt Leggio, München gewann 5:2. Nach der Schlüsselszene musste man nicht lange suchen.

Absolut professionell - und hundert Prozent unfair

In den sozialen Netzwerken brannte die Diskussion danach auf höchster Flamme. "Clever", meinten die einen, "Sauerei" die anderen. Irgendwie hatten beide recht. Laut Regelwerk der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war Leggio juristisch kein Vorwurf zu machen. Aber dass ausgerechnet der kraftstrotzende deutsche Meister zu solchen Mitteln greift, empfanden die meisten Diskutanten als schäbig. Zumal Leggio denselben Trick 2014 schon einmal aus seinem Kasten hervorgezaubert hatte, in der American Hockey League. Die AHL führte daraufhin die "Leggio Rule" ein. Seitdem werden Verstöße dieser Art dort mit einer Spieldauerstrafe geahndet.

Auf Geheiß des Klubs durfte Leggio selbst sich öffentlich nicht dazu äußern. Am Montag tat er es dennoch. Dem kanadischen Sender NHL Network sagte der Amerikaner, der sich Hoffnung auf eine Nominierung für die Olympischen Spiele macht: "Ich wollte einfach dem Team helfen. Deshalb habe ich lieber den Penalty in Kauf genommen." Absolut professionell. Und hundert Prozent unfair. Dass Trainer und Teamkollegen Leggio verteidigten, war nachvollziehbar, rundete aber das schlechte Bild ab. Ein PR-Fiasko für die PR-Profis.

Nicht immer gefällt, was erlaubt ist. Am Mittwoch, fünf Tage nach dem Vorfall, reagierte auch die DEL mit einer "Lex Leggio". Wenn ein Torwart in einer Kontersituation absichtlich sein Tor verschiebt oder seine Maske abnimmt, erhält die angreifende Mannschaft künftig ein "technisches" Tor. Die Schiedsrichter dürfen in entsprechenden Situationen den Videobeweis zu Hilfe nehmen. Leggio wurde von der DEL wegen "grob unsportlichen Verhaltens" mit einer Geldstrafe in nicht genannter Höhe belegt. Eine nachträgliche Spieldauerstrafe oder Sperre, wie viele Fans sie gefordert hatten, sprach die Liga nicht aus.

Anna Seidel hat den Firmenlauf gegen die Münchner Eishockeykollegen übrigens gewonnen. Man stelle sich vor, Hager, Abeltshauser und Kastner hätten angesichts ihrer drohenden Niederlage gehandelt wie Kollege Leggio - und die zierliche Shortrackerin mit Anlauf in die Bande gestemmt. Aber dabei ging es ja nicht um Sport. Sondern um PR. Also fair bleiben.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Eishockey
:Der Torwart, der sein eigenes Tor wegschiebt

Was macht man als Eishockey-Torwart, wenn der Gegner auf einen zustürmt? Münchens David Leggio hatte eine sehr eigene Idee und sorgt nun für eine hitzige Diskussion: Ist das clever oder unsportlich?

Von Christian Bernhard

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: