Eishockey:Erst 1:5, dann 6:5

11 11 2016 Eishockey Saison 2016 2017 DEL 17 Spieltag Thomas Sabo Ice Tigers Icetigers Nür

Jesse Blacker von den Nürnberg Ice Tigers gelang gegen München Bemerkenswertes: drei Treffer. Dabei ist er Verteidiger.

(Foto: imago/Zink)

Gegen den EHC München gelingt den Nürnberg Ice Tigers eine spektakuläre Aufholjagd - zwei Verteidiger stehen im Fokus.

Von Christian Bernhard

Derek Joslin ist kein Torjäger, zehn Treffer in 124 Spielen in der Deutschen Eishockey Liga DEL verdeutlichen das. Joslin muss aber auch kein Torjäger sein, denn er ist Verteidiger, was die Nürnberg Ice Tigers zwei Spielzeiten lang zu schätzen wussten. Am Sonntagnachmittag mussten ausgerechnet die Franken mitansehen, dass auch in Joslin ein Torjäger schlummert: Dreimal traf der Nordamerikaner, der nun für den EHC Red Bull München spielt, in seiner alten Halle.

"Im Eishockey passieren manchmal verrückte Sachen"

Und trotzdem war nicht Joslin die Geschichte des Spiels: Das waren die Ice Tigers, die aus einem 1:5-Rückstand einen 6:5-Sieg machten. Und Jesse Blacker: Der ist ebenfalls Verteidiger und traf auch dreimal - darunter zum Sieg in der zweiten Minute der Verlängerung. "Das zeigt, was für ein Team wir sind", sagte Blacker, "wir geben einfach nicht auf." Joslin blieb nichts anderes übrig, als zu betonen, dass im Eishockey "manchmal verrückte Sachen" passieren. Die Nürnberger gewannen damit auch die zweite Saisonpartie gegen die Münchner, beendeten die neun Spiele andauernde Siegesserie des EHC und kamen bis auf acht Zähler an den Tabellenführer aus München heran.

Beiden Mannschaften war in den ersten Minuten der gegenseitige Respekt anzumerken, der erste gefährliche Torschuss war dann aber gleich drin: Leo Pföderl packte seinen gefürchteten Handgelenksschuss aus und setzte die Scheibe links oben ins Kreuzeck (4.). Die Nürnberger lockten den Meister, indem sie ihn kommen ließen und erst an der Mittellinie attackierten. Dort gewannen die Hausherren im Startdrittel immer wieder die Scheibe und starteten auf diese Weise gefährliche Konter, die Pföderl (7.) und Philippe Dupuis (9.) aber nicht nutzen konnten. Der Tabellenführer hatte große Probleme, sich offensiv zu entfalten, erst in der zehnten Minute gab er den ersten gefährlichen Torschuss ab: Jon Matsumoto traf die Querlatte.

Erst in Minute 13 setzte sich der Meister erstmals im Nürnberger Drittel fest - und belohnte sich gleich dafür: Joslin ließ Ice-Tigers-Torhüter Jochen Reimer mit einem platzierten Schuss keine Chance. Der Ausgleich gab den Gästen Sicherheit, ihre Konteranfälligkeit konnte aber auch er nicht wegwischen. Brandon Segal war der nächste, der sich versuchen durfte, scheiterte bei seinem Alleingang aber gleich zweimal an Münchens Goalie Danny aus den Birken (15.). EHC-Verteidiger Yannic Seidenberg konnte sich die Defensivanfälligkeiten nach dem ersten Drittel nicht erklären: "Wir hatten das schon vor dem Spiel angesprochen", sagte er, "das müssen wir besser machen. Ich verstehe nicht, warum wir es noch nicht machen."

Im Mitteldrittel machte der EHC alles besser. Joslin hämmerte die Scheibe in Überzahl zum 2:1 ins Netz (22.), Steve Pinizzotto erhöhte auf 3:1 (29.), dann sorgte Joslin auf Zuspiel von Pinizzotto für das 4:1 (32.). Ice-Tigers-Trainer Rob Wilson nahm eine Auszeit und sprach wild gestikulierend auf seine Mannschaft ein. Das half vorerst aber auch nicht: Jerome Flaake erhöhte erneut in Überzahl auf 5:1 (37.), woraufhin Jochen Reimer die Sicherungen durchbrannten: Der Torhüter sprang mitten in die Münchner Jubeltraube vor seinem Tor, er schien Pinizzotto, der den Treffer ermöglicht hatte, an den Kragen zu wollen. Marco Pflegers 2:5 (39.) beendete das turbulente Mitteldrittel.

Am Ende hält Andreas Jenike mit seinen Paraden den Sieg fest

Die letzten 20 Minuten begann Nürnberg mit Andreas Jenike im Tor, Reimer blieb in der Kabine. Die Musik fand aber im Münchner Drittel statt: Jesse Blacker brachte die Ice Tigers mit einem Doppelpack auf 4:5 heran (42., 45.), dann sorgte Andrew Kozek für den 5:5-Ausgleich (53.). Die Partie schien da schon kaum mehr zu toppen zu sein, doch Jenike sorgte in der Schlussphase mit mehreren Paraden dafür, dass sie noch spektakulärer wurde. Passend dazu sorgte Blacker in der Verlängerung mit einer feinen Einzelaktion für die Entscheidung (62.). Thomas Sabo, Nürnbergs Eigentümer, hatte nach der hoch intensiven, emotionalen Partie fast keine Stimme mehr, seine einzigen Worte waren: "Fucking awesome." Verdammt großartig.

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