Eishockey:Die Kraft des Hammers

Ingolstadt Mark Mancari Nr 25 Augsburger Panther ERC Ingolstadt vs Augsburger Panther Eishockey; Mark Mancari

Erst seit sich Mark Mancari an den zusätzlichen Raum auf dem Eis gewöhnt hat, trifft er regelmäßig.

(Foto: imago)

Mit fünf Toren in sechs Spielen hat Mark Mancari großen Anteil am Hoch der Augsburger Panther.

Von Christian Bernhard

Die Stimmung auf der Spielerbank der Augsburger Panther war am vergangenen Sonntag an einem entscheidenden, da sehr späten, Zeitpunkt nicht besonders gut. Zweimal hatten die Schwaben bei den Hamburg Freezers bereits geführt, einmal sogar mit zwei Toren Vorsprung, nun aber, eine Minute vor Schluss, lagen sie 4:5 zurück. Einer aber war fest davon überzeugt, dass noch etwas zu holen war. "Mark hat auf der Bank gesagt: Wir machen hier noch eines", erzählte Stürmer Daniel Weiß. Er meinte: Mark Mancari. Und dieser beließ es nicht nur bei Worten, er ließ auch Taten folgen: 23 Sekunden vor Schluss traf er zum 5:5, ehe sich die Augsburger im Penaltyschießen durchsetzten.

Der Erfolg war Augsburgs fünfter im sechsten Spiel des neuen Jahres in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) - kein Team hat 2016 mehr Punkte gesammelt. Der schwarze Dezember, in dem die Mannschaft von Trainer Mike Stewart nur zweimal gewonnen hatte, ist vergessen, mittlerweile sind die Panther als Tabellenachter wieder mitten im Rennen um die Playoffplätze. Das von Stewart anberaumte Mannschaftstreffen am Neujahrstag, bei dem er seinen Spielern verdeutlichte, dass noch viele Partien vor ihnen lägen und er von ihnen einen Neuanfang forderte, hat Wirkung gezeigt.

Dabei hatten die Panther erst Ende Dezember einen herben Rückschlag verkraften müssen. T.J. Trevelyan, einer der wichtigsten Angreifer im Team, hatte sich einen Schlüsselbeinbruch zugezogen; er wird frühestens im März wieder einsatzbereit sein. Stewart war gezwungen, seine Angriffsreihen, die sein Team zum torgefährlichsten der Liga gemacht hatten, umzustellen. Das bedeutete: neue Positionen, neue Rollen und neue Verantwortungen für Teile der Mannschaft. Trevelyans Platz in der Paradereihe neben John Matsumoto und Ben Hanowski nahm Mancari ein - und das funktionierte auf Anhieb. Mancaris spätes Tor im wichtigen Duell gegen Hamburg war sein fünftes im Jahr 2016, damit ist der 30-jährige Kanadier ein Symbol für den Aufschwung der Panther. "Manchmal tut frischer Wind gut", sagt Stewart.

Seine Schüssen kommen mit mehr als 160 km/h aufs Tor

Mancari war im Sommer mit großen Vorschusslorbeeren nach Augsburg gekommen. In 727 Spielen in der American Hockey League (AHL) hatte er 229 Tore erzielt sowie 586 Scorerpunkte gesammelt und sich damit einen veritablen Ruf als Torjäger erworben: In sechs Spielzeiten war er der Topscorer seines Teams gewesen, in der vergangenen Saison stand er in San Antonio zusammen mit Nürnbergs Ex-NHL-Star Dany Heatley in einer Angriffsreihe. Sein erster Europa-Aufenthalt als Profi begann aber alles andere als erhofft. Seine Torjägerqualitäten schien er in Nordamerika zurückgelassen zu haben, dreimal traf er in seinen ersten 32 Partien für die Panther, obwohl er mit Abstand die meisten Schüsse abgab. "Er war total frustriert", erzählt Stewart, der trotzdem nicht unzufrieden war, da Mancaris Defensivarbeit nicht unter der Ladehemmung litt. "Ohne Scheibe hat er immer gut gearbeitet", betont Stewart. Zudem habe er innerhalb der Mannschaft "vom ersten Tag an" Führungsarbeit übernommen.

Der Kanadier brauchte Zeit, sich an die größere Eisfläche in Europa zu gewöhnen, das Plus an Raum und Platz musste er erst verarbeiten. "Er hat sein Stellungsspiel in der Offensive finden müssen", erklärt Stewart. Dieser Prozess scheint nun abgeschlossen zu sein. Fünf seiner acht Saisontore erzielte Mancari in den vergangenen sechs Spielen, das neue Selbstvertrauen hilft ihm, seinen mit mehr als 160 km/h hammerharten Schuss erfolgreich einzusetzen. "Wenn solche Spieler spüren, dass ihre Schüsse die Chance haben reinzugehen, treten sie anders auf", erklärt Stewart.

Für die Augsburger gilt es nun, Mancaris Schwung mitzunehmen, am Wochenende warten zwei Derbys auf sie: Erst geht es am Freitag zu den Straubing Tigers (19.30 Uhr), wo der langjährige Panther-Trainer Larry Mitchell an der Bande steht, am Sonntag kommt der Rivale EHC München ins Curt-Frenzel-Stadion (17.45 Uhr). "Für die Top-Zwölf ist jetzt fast schon Playoff-Zeit", sagt Stewart mit Blick auf die enge Tabelle. Augsburg liegt nur einen Punkt hinter Platz sechs, der die direkte Viertelfinal-Qualifikation bedeuten würde, aber auch nur fünf vor dem ersten Nicht-Playoff-Platz elf. Ein paar weitere Mancari-Tore würden den Schwaben sicherlich nicht schaden.

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