Eishockey:Des Meisters Comeback-Protokoll

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Geschickt eingenetzt: Jason Jaffrey (15) erzielt das zwischenzeitliche 3:1 für die Münchner. (Foto: nordphoto/imago)

Der EHC München gewinnt das bayerische Derby gegen die Straubing Tigers mit 4:2 und kehrt wieder an die Tabellenspitze zurück. Die Straubinger bleiben dagegen Letzter.

Von Christian Bernhard

Eishockeyspieler, die nach Verletzungspausen ihr Comeback geben, berichten hinterher oft, sie hätten ein Drittel gebraucht, um sich wieder an das Tempo und den Spielrhythmus zu gewöhnen. Dominik Kahun übersprang am Sonntag diesen Teil des Comeback-Protokolls. Der Angreifer des EHC Red Bull München kam gegen die Straubing Tigers nach 14-tägiger Verletzungspause erstmals wieder zum Einsatz - und hatte nach weniger als zwei Spielminuten schon seinen ersten Treffer des Spiels erzielt. Damit gab sich der 22-Jährige aber noch nicht zufrieden, nur 13 Minuten später ließ er den zweiten folgen.

Auch deshalb gewann der große EHC das Derby gegen kleinen EHC, den Tabellenletzten, mit 4:2 (2:1, 1:1, 1:0) und feierte den sechsten Sieg in Serie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Kein Team der Liga ist derzeit stärker, das drückt nun auch die Tabelle aus. Da die Eisbären Berlin auch ihr zweites Spiel des Wochenendes verloren, schnappte sich der Meister aufgrund der besseren Tordifferenz die Tabellenführung zurück - nach drei Wochen.

Münchens Trainer Don Jackson verzichtete im Derby auf seinen neuesten Spieler. Verteidiger Keith Aulie, der am Freitag erstmals auf Münchner Eis gestanden war, kam nicht zum Einsatz, da Jackson auch ohne ihn sieben Verteidiger aufbieten konnte. Der 28-jährige, 1,98 Meter große kanadische Hüne wird in der kommenden Zeit genug Möglichkeiten haben, sich zu zeigen: Bis zum 5. Januar bestreitet der EHC sieben Spiele, schon am Dienstag steht das nächste Heimspiel gegen Krefeld an (19.30 Uhr). Dort ist er laut Jackson aber auch noch nicht eingeplant, er soll Anfang der Woche erst noch weitere Leistungstests absolvieren.

Nach nur 20 Spielsekunden geht München in Führung

Die Straubinger hätten freilich gerne solche Luxusprobleme. Nach nur 20 Spielsekunden kassierte Tigers-Angreifer Levko Koper eine unnötige Strafe hinter dem Münchner Tor. Kahun nutzte diese, indem er in Überzahl nach einem Schuss von Yannic Seidenberg per Abstauber das 1:0 erzielte (2.). Statistisch gesehen konnte sich der Meister dadurch schon zurücklehnen, denn 14 seiner vorangegangenen 16 Spiele, in denen er 1:0 führte, hatte er auch gewonnen. Doch die Tigers glichen durch Mike Zalewski ebenfalls in Überzahl schnell aus (6.). Die Partie war hitzig, alleine im ersten Drittel gab es zehn Strafzeiten. Nutznießer davon war Kahun: Wieder schoss Seidenberg im Powerplay von der Blauen Linie, wieder staubte Kahun ab - zum 2:1 (15.).

Trotz des knappen Rückstands war Straubings René Röthke mit der Leistung seines Teams im Startdrittel zufrieden. "Bei Fünf gegen Fünf bieten wir ihnen auf jeden Fall Paroli", sagte er im Gespräch mit Telekom. Er war davon überzeugt, "dass hier heute Punkte drin sind". 87 Sekunden nach Beginn des Mitteldrittels erhielt dieser Plan einen herben Dämpfer, Jason Jaffray traf mit der Rückhand zum 3:1 (22.). Doch der Tabellenletzte, der letztmals vor knapp zwei Jahren in München gewonnen hatte, kam dank Mike Connollys Abpraller-Tor erneut zurück (31.).

Im Schlussdrittel reichten dem EHC dann 18 Sekunden, um die aufkeimende Straubinger Hoffnung zu ersticken. Jon Matsumoto brachte die Scheibe von der linken Seite vors Tor, wo sie vom Schlittschuh des Straubinger Verteidigers James Bettauer in den Kasten rutschte (41.). Den erneuten Zwei-Tore-Vorsprung gaben die Münchner bis zum Ende nicht mehr her.

Der Straubinger Trainer Tom Pokel lächelte trotzdem, als er Jackson auf der Pressekonferenz mit den Worten "Du hast mich wieder" entgegenkam. Beide Trainer waren sich 2014 im österreichischen Playoff-Finale zwischen Salzburg und Bozen gegenüber gestanden, das bessere Ende hatten damals Pokels Bozner. Pokel weiß, dass die Playoff-Aussichten seines neuen Teams bei 16 Punkten Rückstand auf Rang zehn jetzt schon nur noch sehr gering sind. Die anstehenden Feiertage sieht er aber als ideale Motivation: "Das schönste Weihnachtsgeschenk", sagte er schließlich, "sind Siege."

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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