Eishockey:Der Playoff-Experte

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Thomas Greilinger ist in der Halbfinal-Serie gegen Düsseldorf in Ingolstadts erste Angriffsreihe gerückt - seitdem hat der ERC großen Erfolg.

Von Christian Bernhard

Spielen, reisen, trainieren, ausruhen und wieder spielen: Die Playoffs sind in der Eishockeywelt eine besonders intensive Phase, für andere Dinge bleibt da wenig bis gar keine Zeit. Thomas Greilinger gehört zu jener Kategorie von Spielern, die in den Playoffs gerne noch einmal einen Gang zulegen und damit noch wichtiger für ihre Mannschaften werden, er fühlt sich in diesem ganz speziellen Kosmos äußerst wohl. "Ich spiele lieber, als dass ich trainiere", sagte der Stürmer des ERC Ingolstadt am Karfreitag, dem Tag vor dem fünften Halbfinalspiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Düsseldorf (Samstag, 14.30 Uhr), das Ingolstadt bereits ins Endspiel gegen Mannheim katapultieren kann. Die Anspannung, die besondere Stimmung in den Stadien, sich nicht so viele Gedanken machen zu müssen über das vergangene Spiel, "weil es gleich weitergeht" - all das gefällt dem 33-Jährigen, der vergangene Saison mit dem ERC Meister geworden ist.

Ingolstadts Aufschwung im Halbfinale gegen Düsseldorf ist eng mit Greilingers persönlichem verbunden. In Spiel eins lief es für den ERC lange nicht nach Wunsch, er lag zu Hause 0:1 zurück und schien trotz optischer Überlegenheit kein Mittel gegen die Rheinländer um ihren herausragenden Torhüter Tyler Beskorowany zu finden. Erst im letzten Drittel gelang spät der Ausgleich - dank Greilinger, der mittlerweile von der vierten in die erste Angriffsreihe aufgerückt war, da Ryan MacMurchy aufgrund einer Gehirnerschütterung vom Eis gegangen war.

Ingolstadt verlor die Auftaktpartie zwar in der Verlängerung, doch seit Greilinger in der Top-Reihe deutlich mehr Eiszeit hat - im Startdrittel des ersten Spiels war er nur drei Minuten auf dem Eis gestanden - läuft es nicht nur bei ihm deutlich runder. Er erweckte auch seine Nebenleute im Parade-Angriff, Petr Taticek und Brandon Buck, aus ihrer Scoring-Lethargie. Buck und Taticek waren in der Viertelfinalserie gegen Iserlohn weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben, neben Greilinger kamen sie in den drei Spielen nach der Halbfinal-Auftaktpartie auf herausragende fünf Tore und sieben Vorlagen.

Die Chemie habe sofort gepasst, sagte Buck, und verwies darauf, dass Greilinger immer auch das Auge für den Mitspieler habe: "Er weiß, was er zu tun hat." Greilinger selbst steuerte in dieser Phase zwei Tore und zwei Vorlagen bei, die Ingolstädter gewannen all diese drei Partien. "Die Reihenwechsel haben ordentlich Schwung reingebracht", sagt Greilinger, der sich nun "besser im Rhythmus" sieht und "selbst überrascht" ist, dass es mit seinen neuen Nebenleuten "gleich so gut" funktioniert habe.

Weniger überrascht dürfte ihn haben, dass ihm dies gegen die Düsseldorfer EG gelingt. Kaum sieht Greilinger die DEG auf der anderen Seite des Eises, läuft er zu Topform auf. Sein spielentscheidender Treffer am Donnerstagabend in Spiel vier war sein 27. DEL-Treffer gegen die Rheinländer - kein anderer Spieler in der höchsten deutschen Spielklasse hat so oft gegen die DEG getroffen. Im Viertelfinale der Saison 2011/12 hatte Ingolstadt die Serie gegen Düsseldorf mit 4:1 Siegen entschieden, Greilinger hatte dabei sensationelle acht Tore erzielt.

ERC-Trainer Larry Huras ist - wenig überraschend - mit dem Deggendorfer "sehr zufrieden". Greilinger habe Fortschritte gemacht, sagte der Kanadier, dem kein einfaches Verhältnis zu seinem routinierten Stürmer nachgesagt wird. Greilinger, der in Viertelfinal-Spiel fünf gegen Iserlohn auf der Tribüne Platz nehmen musste, will sich dazu nicht äußern. In den Playoffs gehe es "weder um mich noch um andere einzelne Personen", betont er, im Vordergrund stehe einzig und allein der Erfolg der Mannschaft.

Dass der Verein langfristig mit Greilinger plant, hatte er Anfang des Jahres klargemacht, als er den Vertrag des 33-Jährigen, der seit 2008 beim ERC unter Vertrag steht, bis 2018 verlängert hatte. Mit Sicherheit auch, weil Greilingers Playoff-Ausbeute so stark ist: Sein Treffer in Spiel vier gegen Düsseldorf war sein 30. in den DEL-Playoffs, damit ist er der erfolgreichste aller noch aktiven Spieler und bereits unter den Top Ten der ewigen Torjägerliste. Man brauche zur "richtigen Zeit einen Lauf", sagt Greilinger, "Gott sei dank war das bei mir in den letzten Jahren in den Playoffs so."

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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