Eishockey:Déjà-vu in München

EHC Red Bull München - Nürnberg Ice Tigers

Szene einer umkämpften Spitzenpartie: Keith Aulie (rechts) vom EHC München und Leonhard Pföderl von den Nürnberg Ice Tigers kämpfen um den Puck.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Erneut verlieren die Nürnberg Ice Tigers beim DEL-Tabellenführer EHC. Entscheidend sind die Strafzeiten.

Von Christian Bernhard

Die letzte Arbeitsreise des vergangenen Jahres ist Rob Wilson in Erinnerung geblieben. Nicht, weil seine Nürnberg Ice Tigers damals in der mit 10 000 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle spielten, sondern weil sie das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen den EHC Red Bull München in den Schlussminuten wegen zu vieler Strafzeiten noch aus der Hand gaben. Die Entscheidung fiel eine Sekunde vor Ende der Verlängerung - Brooks Macek traf für die Münchner in Überzahl. Wilsons Fazit: Gegen den Meister dürfe man sich nicht so viele Strafen leisten.

Am Sonntagnachmittag waren die Nürnberger erneut in München zu Gast - und Wilson erlebte ein kleines Déjà-vu. Die Münchner siegten abermals, diesmal 4:3 (1:1, 1:1, 2:1), Macek traf zweimal - und zwei der EHC-Tore fielen in Überzahl. Dadurch hat der Meister innerhalb eines Wochenendes aus einem spannenden Dreikampf um die Tabellenspitze einen Alleingang gemacht. Da neben den Nürnbergern auch die Eisbären Berlin ihre beiden Spiele am Wochenende verloren, hat er nun als Erster fünf Punkte Vorsprung auf die Franken und sieben auf die Eisbären, die zudem eine Partie mehr bestritten haben.

"Wir wollen wieder zeigen, dass wir auf Platz eins gehören", unterstrich Münchens Verteidiger Yannic Seidenberg nach dem 2:1-Sieg in Schwenningen am Freitag. Die Nürnberger waren beim 1:2 gegen Augsburg erst zum zweiten Mal in dieser Saison zuhause ohne Punkte geblieben. "Solche Niederlagen sind wichtig", sagte Wilson - und hatte damit bereits die Playoffs im Blick, die Anfang März starten werden. Wobei: Eigentlich hätten die Playoffs bereits begonnen, sagte er, "jeder kämpft um etwas." Seine Ice Tigers und die Münchner um Platz eins.

So auch am Sonntag. Die Münchner starteten mit viel Schwung in die Partie, Dominik Kahun zwang Nürnbergs Torhüter Andreas Jenike früh zu starken Paraden (2., 8.), Verteidiger Keith Aulie setzte mit einem harten Check an Eugen Alanov in der neutralen Zone ein erstes körperliches Zeichen (5.). Als die Franken die erste Strafzeit kassierten, wurde der Münchner Druck noch größer: Jon Matsumoto setzte die Scheibe aus kürzester Distanz an den Pfosten (10.). Dann fiel die verdiente EHC-Führung. Michael Wolf traf nach schönem Zuspiel von Jason Jaffray mit eienr Direktabnahme zum 1:0 (11.), der Münchner Kapitän hatte dabei viel Platz, weil gleich zwei Nürnberger auf der Strafbank saßen.

Für Wolf war es der 315. DEL-Treffer seiner Karriere, er übernahm damit wieder die alleinige Führung in der ewigen DEL-Torjägerliste - einen Treffer vor Ice-Tigers-Kapitän Patrick Reimer. Die Franken fanden nach dem Rückstand besser ins Spiel und nutzten eine ihrer ersten guten Möglichkeiten. Münchens Maximilian Kastner rutschte aus, wodurch sich Alanov alleine auf den Weg machen konnte und Danny aus den Birken im EHC-Tor zum 1:1 tunnelte (15.). "Zum Glück haben wir das eiskalt ausgenützt", sagte der 22-Jährige nach dem Startdrittel - und dem ersten DEL-Tor seiner Karriere.

Im Mitteldrittel änderte sich die Musik, nun waren es die Franken, die die Partie bestimmten und dem Meister kaum Torchancen ermöglichten. Selbst in Unterzahl erspielten sich die Gäste Möglichkeiten, Tyler Aronson vergab eine große (25.).

Petr Pohl setzte das in die Wirklichkeit um, was in der Luft lag: die Nürnberger Führung. Er verwertete einen schönen Pass von Alanov zum 2:1 (28.). Auch nach der Führung drückten die Ice Tigers weiter, die größte Chance ließ Brett Festerling liegen, als er völlig freistehend am Münchner Tor vorbeischoss. Das rächte sich: Macek, Münchens erfolgreichster Torschütze, staubte aus kurzer Distanz zum 2:2 ab (38.). "Wenn wir es im Schlussdrittel schaffen, wie beim Ausgleich direkt vor ihr Tor zu kommen, gewinnen wir ", sagte er.

Gesagt, getan: Matsumoto traf in Überzahl direkt vor Jenike zum 3:2 (43.), Macek aus kurzer Distanz nach perfekter Vorarbeit von Liga-Topscorer Keith Aucoin zum 4:2 (45.). Alanov machte es mit seinem zweiten Treffer noch einmal spannend (55.), denn in der Schlussphase drückten die Franken vehement auf den Ausgleich. Der fiel aber nicht - und Wilson war erneut bedient.

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