Eishockey:32 aus 16

Lulea Hockey v Frolunda Gothenburg - Champions Hockey League Final

Um diese Trophäe geht es: Karl Fabricius von Lulea HF präsentiert im Februar den Cup für den Sieger der Champions Hockey League.

(Foto: Martin Rose/Getty)

Die Champions League im Eishockey kämpft um ihren Stellenwert - ein neuer Modus soll nun den chancenlosen deutschen Teams helfen.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

"Champions League": Das klingt glorreich und großartig. Nach Geld und Goldglitter, nach Champion-Teams und tollen Fernsehquoten. Beim Fußball stimmt das ja auch, beim Handball noch bedingt, beim Eishockey aber? 48 Mannschaften aus zwölf Nationen spielen von diesem Donnerstag an zum zweiten Mal den Sieger der Champions Hockey League (CHL) aus. Die besten europäischen Klubs aus Russland spielen zwar wieder nicht mit, dafür aber je acht Vereine aus Schweden und Finnland, die mit je vier Vertretern im Viertelfinale der vergangenen Saison rein skandinavisch unter sich waren. Das schwedische Siegerteam aus Lulea kam am Ende auf ein überschaubares Preisgeld von 135 000 Euro.

Aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) dürfen auch dieses Mal wieder sechs Mannschaften mitspielen, obwohl die sechs deutschen Vertreter in der vergangenen Saison alle schon in der Gruppenphase gescheitert waren. Aber ums Niveau geht es beim Versuch, die Champions League zu etablieren, nur bedingt. Mit den Gründungsmitgliedern Eisbären Berlin und Krefeld Pinguine dürfen jetzt sogar zwei Klubs mitspielen, die in der DEL zuletzt nicht einmal die Playoffs erreicht haben, während Halbfinalist Wolfsburg zuschauen muss.

Vor einem Jahr, als die Champions League neu war, hatten sich die deutschen Klubs darauf gefreut, im Vergleich mit den besten europäischen Teams die Stärke der deutschen Liga austarieren zu können. Aber Köln, Berlin, Mannheim, Ingolstadt und Krefeld wurden in ihren Vierergruppen nur Letzter, Hamburg Vorletzter. Zum letzten Heimspiel der Ingolstädter gegen den EV Zug aus der Schweiz kamen 954 Zuschauer. Die Düsseldorfer EG verramscht ihre teuerste Sitzplatzkarte in dieser Champions-League-Saison für 20 Euro. Für den CHL-Geschäftsführer Martin Baumann aus Zürich wäre deutsche Ignoranz aber eine Katastrophe. "Für die Entwicklung der Champions League spielen die deutschen Teams eine entscheidende Rolle", sagt er. Deutschland ist wirtschaftlich ein Kernmarkt. Die hiesigen Klubs schienen die Champions-League-Gruppenphase kurz vor Beginn der DEL-Saison im vergangenen Jahr aber nicht allzu ernst zu nehmen. Weil Berlin, Mannheim und Hamburg im Schnitt aber trotzdem auf mehr als 5000 Zuschauer kamen und weil der Fernsehsender Sport 1 auch diesmal wieder sieben Spiele mit deutscher Beteiligung live überträgt, hält der Schweizer Baumann am deutschen Potenzial fest und spricht den Klubs freundlich, aber fordernd ins Gewissen: "Jetzt brauchen die deutschen Mannschaften nur noch ein bisschen sportlichen Erfolg", sagt er.

Um ihnen dabei auf die Sprünge zu helfen, haben sie den Modus der Champions League sogar extra verändert. Statt der 16 Teams aus elf Vierergruppen wie im vergangenen Jahr qualifizieren sich diesmal 32 Teams aus 16 Dreiergruppen für die K.o.-Runden. Jedes deutsche Team muss in der Dreiergruppe also nur mindestens Zweiter werden, um die Playoffs zu erreichen. "In der K.-o.-Runde werden die TV-Quoten besser", sagt Baumann, "und wir werden an den TV-Zahlen gemessen." Dass viele Klubs in der Vorbereitung auf ihre nationale Saison in den Champions-League-Spielen bei der ersten Aufführung noch nicht auf Top-Niveau waren, stört Baumanns Vision: "Wir dürfen nicht das bestorganisierte Vorbereitungsturnier im europäischen Eishockey sein", fordert er.

Das Niveau soll kontinuierlich wachsen, damit eines Tages auch die besten Klubs aus der russischen Liga KHL teilnehmen. "Irgendwann will ich nur noch die Champions dabei haben", sagt Baumann. 32 Teilnehmer hält er für ideal. "Bis jetzt sieht uns die KHL als Konkurrenzprodukt, aber es wird der Tag kommen, an dem sie bei uns mitmachen will."

Bevor am 11. September die Deutsche Eishockey-Liga den Betrieb wieder aufnimmt, werden die Gruppenspiele in der Champions League absolviert sein. Zum Auftakt empfängt München an diesem Donnerstag den slowakischen Vertreter Kosice, während Krefeld bei Oulu in Finnland antritt. Am Freitag spielt Mannheim bei Grodno in Weißrussland, und am Samstag trifft Ingolstadt auf die Schotten aus Glasgow, Düsseldorf auf den österreichischen Vertreter Linz und Berlin auf die Lions aus jenem Zürich, in dem CHL-Boss Baumann inständig hofft, dass die sich deutschen Klubs diesmal aber so richtig anstrengen.

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