Eishockey:Angriffslustiger Anführer

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Aus Köln nach München: Der Nationalspieler Patrick Hager (r.) wechselt zum EHC. (Foto: Martin Rose/Getty Images)

Nationalstürmer Patrick Hager wechselt nach München. Beim Meister soll er zur Leitfigur werden.

Von Johannes Schnitzler

Bei der soeben zu Ende gegangenen Eishockey-Weltmeisterschaft in Köln, seinem sechsten WM-Turnier, hatte Patrick Hager drei Szenen, die im Gedächtnis blieben. Die erste, als er im Auftaktspiel gegen die USA das 2:1-Siegtor schoss. Die zweite, als er den russischen Kapitän Sergej Mosjakin mit einem Schlittschuh-Tritt aus dem Turnier beförderte und für zwei Partien gesperrt wurde. "Da muss er sich besser benehmen", sagte Bundestrainer Marco Sturm hinterher. Zustimmung erhielt Sturm von Hans Zach, einem seiner Vorgänger. Hager, sagte der ehemalige Nationaltrainer, müsse sich in seinen Körperattacken "besser kontrollieren, da ist er manchmal übermotiviert". Die Angriffslust des 1,78 Meter kleinen Stürmers zeigte sich danach gegenüber Journalisten. Er habe sich weder nach seinem Siegtor als "der gefeierte Held gefühlt noch jetzt als der große Trottel", blaffte Hager. "Das ist das, was Ihr daraus macht." Er spiele gerne hart, "auch an der Grenze", aber andere zu verletzen sei nie seine Absicht.

Auch drei ehemalige Münchner haben einen neuen Verein

Es war Hagers letzte große Szene bei diesem Turnier. Und doch blieb der Stürmer stets Tagesgespräch, ob er wollte oder nicht. Beziehungsweise sein angeblich für 2018 verabredeter Wechsel von den Kölner Haien zum deutschen Meister EHC Red Bull München, den der EHC an diesem Mittwoch nun offiziell bekannt gab. Über die Vertragslaufzeit - kolportiert wurden fünf Jahre - machte der Klub wie üblich keine Angaben. Dafür aber über den Zeitpunkt, an dem der Kontrakt wirksam wird: Hager, 28, wird bereits in diesem Sommer in die Landeshauptstadt wechseln. Vorausgegangen war eine Mitteilung der Kölner Haie über die sofortige Auflösung von Hagers Vertrag, der in der vergangenen Saison während der Playoffs suspendiert worden war, wegen angeblich "mannschaftsschädigenden Verhaltens".

Hager soll sich mit dem Teamkollegen Dane Byers in der Kabine in die Wolle geraten sein.

Jenseits gelegentlicher Verletzungen körperlicher oder seelischer Natur ist Hager einer der komplettesten deutschen Angreifer. In 559 DEL-Spielen für Köln, Krefeld und den ERC Ingolstadt, mit dem er 2014 Meister wurde, kam er auf 323 Scorerpunkte. Beim EHC werde er sich "schnell zu einer wichtigen Führungspersönlichkeit in der Mannschaft entwickeln", glaubt Don Jackson. Hager, der in Rosenheim sozialisierte Bayer, sagt: "München ist aus meiner Sicht einer der besten Standorte in Deutschland, um Eishockey zu spielen."

Natürlich gibt es auch noch andere Orte in Deutschland, wo man mit Eishockey Geld verdienen kann, und das ist gut so, jedenfalls für die ehemaligen Münchner Jochen Reimer, Danny Richmond und Martin Buchwieser. Reimer, 31, spielte zuletzt drei Jahre an der Seite seines Bruders Patrick für die Nürnberg Ice Tigers. Davor stand er drei Jahre in München unter Vertrag, ehe er an Pierre Pagés didaktischem Eigensinn verzweifelte. Für Nürnberg bestritt der ehemalige Nationalspieler, 2011 und 2012 im Wolfsburger Trikot DEL-Torhüter des Jahres, verletzungsbedingt nur 53 Punktspiele in drei Jahren. In Ingolstadt soll er mit Timo Pielmeier "ein starkes Gespann" bilden, wie Sportdirektor Larry Mitchell sagt. Darauf darf man gespannt sein: Beide gelten als Torhüter, die am liebsten immer zwischen den Pfosten stehen würden. Noch geben sich beide professionell. Pielmeier sagt: "Für die Mannschaft ist es positiv, dass wir auf der Torhüterposition sehr gut besetzt sind." Reimer sagt: "Es hilft einem, wenn man jeden Tag gepusht wird. Man weiß: Wir haben immer einen im Tor, der das Spiel gewinnen kann." Gerade in der kommenden Saison, die wegen der Olympia-Pause im Februar einen dichten Spielplan hat, könne der Faktor Frische entscheidend sein, sagt Mitchell.

Aus Ingolstadt verabschiedet sich indes Martin Buchwieser nach nur einer Saison. Der 28-jährige Stürmer aus Garmisch-Partenkirchen, 2010 mit dem EHC München Aufsteiger in die DEL, wechselt wie Richmond (Mannheim) zu den Berliner Eisbären. Auch ein schöner Ort, um dort Eishockey zu spielen.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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