Einzelkritik FC Bayern:Ulreich lernt beim Elfmeter schnell

Der Torwart erahnt, was in Füllkrugs Kopf vor sich geht. Coman zieht den Zorn Lewandowskis auf sich. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

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Sven Ulreich

Bundesliga - Bayern Munich vs Hannover 96

Quelle: REUTERS

Hatte an diesem Samstagnachmittag eine unangenehme Aufgabe zu bewältigen. Zumindest 25 Minuten lang. Da war er nämlich in der Fröttmaninger Arena hauptsächlich damit beschäftigt, sich keine dieser hässlichen Frostbeulen zu holen, weil er nur beschäftigungslos vor dem Tor stand. Dann bekam er aber mehr zu tun, als ihm lieb sein konnte. Erst ließ er gegen Felix Klaus im Strafraum sein rechtes Bein stehen und sah Gelb. Den fälligen Elfmeter verwandelte Niklas Füllkrug - doch der Schiedsrichter annullierte ihn, weil ein paar Hannoveraner zu früh in den Strafraum losgelaufen waren. Ulreich lernte schnell und ahnte, dass Füllkrug wieder die linke Ecke wählen würde, der Bayern-Keeper wehrte ab. Beim Kopfball Benschops wenig später war er chancenlos.

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Joshua Kimmich

Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Zwischen Alb und Schwarzwald aufgewachsen. Kälte ist ihm also bestens vertraut. Um später nicht an Frostbeulen zu leiden, lief er die rechte Seite rauf und runter, als würde sein Gehalt als Kilometergeld ausgezahlt werden. Hätte kurz vor der Pause fast das 2:1 per Kopf erzielt, doch Hannovers Torwart Tschauner lenkte den Ball noch an die Latte.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Wählte bei der Fröttmaninger Eiseskälte das sommerliche Trikot mit kurzen Ärmeln, grätschte einmal so lustvoll, dass im Rasen zwei fünf Meter lange Streifen zurückblieben. Ansonsten verrichtete er unaufgeregt und souverän sein Tagwerk.

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Mats Hummels

Bundesliga - Bayern Munich vs Hannover 96

Quelle: REUTERS

Grätschte nicht, lief die Bälle mit der Noblesse eines Oberkellners im Grand Hotel ab. Im Spiel nach vorne fehlte ihm aber die Akkuratesse: Seine Außenristpässe kamen nicht bei den Mitspielern an.

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Rafinha

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Quelle: AP

Gebürtiger Brasilianer, der aber nicht nur einen deutschen Pass besitzt, sondern sich auch längst mit der Kälte im Winter arrangiert hat. Holte das kurzärmelige Jersey aus dem Schrank und spielte in der Defensive abgeklärt. Ein Torjäger wird nicht mehr aus ihm, vor der Pause erschrak er wie ein Achtjähriger in der Geisterbahn, als er im Strafraum frei zum Schuss kam.

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Javi Martínez

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Quelle: AFP

Muss kein Tor schießen, um Szenenapplaus zu bekommen - es reicht, wenn er dem Gegenspieler den Ball klaut. Bayerns Wellenbrecher hat so viel Spaß als Balldieb, dass die Zuschauer ihm auch den einen oder anderen Fehlpass verzeihen.

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Arturo Vidal

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Quelle: AP

Stammt aus Chile, wo die Berge doppelt so hoch sind wie die Zugspitze. Ist also kälteerfahren. Vidal wählte das kurzärmelige Jersey, ohne Handschuhe. Unter Heynckes wieder erstarkt, war überall dort, wo es gefährlich wurde. Köpfelte folgerichtig auch das Führungstor.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Oberbayer, kein Brasilianer. Will den Südamerikanern künftig auch die Hackentricks überlassen, weil er sich dabei zuletzt einen Muskelfaserriss zugezogen hat und deshalb so lange pausieren musste wie nie zuvor als professioneller Kicker (40 Tage). Spielte gegen Hannover ohne brasilianische Sperenzchen, bereitete erst Vidals Führung mit einer Flanke vor, später noch Comans Traumtor, ebenfalls mit einer Flanke, und hätte beinahe selbst ein Tor geschossen.

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James Rodríguez

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist Kolumbianer, kennt hässliche Frostbeulen nicht mal aus Erzählungen, wählte deshalb lange Ärmel und Handschuhe. In der ersten Hälfte neben Vidal auffälligster Bayern-Profi, ließ mit seinen fantasievollen Pässen und seiner geschmeidigen Ballbehandlung erahnen, warum Real Madrid einst viel Geld für ihn ausgegeben hat.

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Kingsley Coman

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Quelle: AP

Zeigte hübsche Haken und Dribblings, sollte aber auch den einfachen Pass im Repertoire haben. Provozierte in der zweiten Hälfte den Zorn Lewandowskis, als er nach einem 50-Meter-Sprint lieber selbst aufs Tor schoss, als den Polen anzuspielen. Doch dass der verspielte Franzose auch schnörkellos kann, zeigte er bei seinem Tor zum 2:1, als er den Ball mit rechts kunstvoll annahm und mit links wuchtig über die Linie bugsierte. Ein Friedensangebot an Lewandowski scheiterte zunächst, weil der Stürmer die Flanke nicht im Tor unterbringen konnte. Verhalf ihm aber danach zu einem Elfmetertor.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Kämpfte in der ersten Hälfe mit seinen widerspenstigen Schnürsenkeln, gleich zweimal kniete er auf den Boden, um sie fest zu knoten. Drückte den Ball zwischendurch auch über die Linie, aber er durfte sich nur knapp eine Minute als Torschütze feiern lassen, dann verfinsterte sich sein Miene, nachdem der Videoassistent eine Abseitsposition von ihm erkannt hatte. Beschwerte sich in der zweiten Hälfte mit dirigentenhaften Gesten über Coman, der ihn im Strafraum übersehen hatte. Bedankte sich kurz vor Schluss doch noch bei ihm, weil er einen Elfmeter verwandeln durfte, den der Franzose herausgeholt hatte.

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Einwechselspieler

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Corentin Tolisso: Wurde eingewechselt. Hätte beinahe sogar getroffen wie weiland Uwe Seeler. Zwang Hannovers Torwart mit dem Hinterkopf zu einem starken Reflex.

David Alaba: Durfte noch ein paar Minuten für Thomas Müller die Eiseskälte auf dem Rasen erleben, eine Frostbeule zog sich der Österreicher im kurzärmeligen Leiberl aber nicht zu.

Franck Ribery: Durfte nach langer Pause noch ein paar Minuten für Coman aufs Feld. Holte sich keine Frostbeule mehr.

© SZ.de/ebc
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