Einzelkritik:Einzige Attraktion: Leroy Sané

Der Spieler von Manchester City macht fast ein Wembley-Tor, Julian Draxler wird kurz ausgepfiffen und Ilkay Gündogan sorgt für Gefahr nach vorne und hinten. Das DFB-Team in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, London

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Marc-André ter Stegen

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Quelle: AFP

Flog in der ersten Hälfte einmal spektakulär durch den Fünfmeterraum, nach einer erstaunlich kraftvollen Brustablage von Joshua Kimmich, um einen Eckball zu verhindern. Ansonsten kaum gefordert, konnte sich deshalb überlegen, ob er vorher schon mal etwas vom Poppy-Brauch gehört hatte. Denn er trug wie alle seine Teamkollegen auch eine schwarze Armbinde, darauf rote Mohnblüten. In England wird so am 11. November der Remembrance Day gefeiert. Er soll an die Toten der Weltkriege erinnern. Kurz nach der Pause musste er sich aber dann doch kurz konzentrieren, als er einen Kopfball von Vardy von der Linie wischte - Weltklassereflex.

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Antonio Rüdiger

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Quelle: AP

Lebt in London, hatte deshalb bestimmt schon vom Poppy-Brauch gehört, überall in der Stadt gab es Verkaufsstände und die Menschen trugen die Anstecker am Revers mit Noblesse spazieren. Spielte solide, rannte aber aufsehenerregend. In einem Laufduell nahm er mal Jamie Vardy ein paar Meter ab, als hätte Usain Bolt ein Rüdiger-Trikot an.

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Mats Hummels

England v Germany - International Friendly

Quelle: Getty Images

Führte die deutsche Mannschaft im Wembley-Stadion als Captain an, auch für einen hochdekorierten Fahrensmann wie Hummels kein alltägliches Erlebnis. Verrichtete seinen Dienst so abgeklärt und erhaben wie ein Mitglied der königlichen Leibgarde vor dem Buckingham Palace.

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Matthias Ginter

International Friendly - England vs Germany

Quelle: REUTERS

Ist weder Wachsoldat noch lebt er in London, sondern neuerdings am Niederrhein in Mönchengladbach. Macht deshalb auch kein Aufhebens um seine Arbeit, sondern tut das, was zu tun ist, damit der Bundestrainer mit ihm zufrieden ist.

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Joshua Kimmich

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Quelle: AP

Nimmt sich Löws Wort zu Herzen. Es reiche nicht mehr, erst im April in Form zu sein, mahnte der Bundestrainer. Wer bei der WM in Russland dabei sein möchte, muss schon früher performen, wie es neudeutsch heißt. Kimmich bewegt sich beim FC Bayern schon seit Wochen an seinem Leistungslimit, in England perfektionierte er aber eher die Rolle des Unscheinbaren, Löw wird bestimmt nachsichtig mit ihm sein.

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Marcel Halstenberg

England - Deutschland

Quelle: dpa

War weder von seinem Debüt in der Nationalmannschaft noch vom "Home of Football" eingeschüchtert, wie die Engländer unbescheiden ihr Wembley-Stadion nennen. Der 26-jährige Leipziger trat so routiniert und ruhig auf, als hätte er schon 36 Länderspiele und nicht erst 36 Bundesligaspiele in seiner Vita stehen. Kann als linker Verteidiger eine echte Alternative für den derzeit verletzten Jonas Hector werden, weil er auch offensiv das Spiel beleben kann.

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Ilkay Gündogan

England v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lebt nicht in London, aber in England. In Manchester. Ein Jahr musste er wegen eines Kreuzbandrisses auf das nächste Länderspiel warten. Nach seiner Rückkehr ein zweifacher Unruhestifter, im Spiel nach hinten für die eigene Mannschaft, weil ihm noch das Raumgefühl fehlt. Im Spiel nach vorne für den Gegner, weil er mit seinen Pässen die Mitspieler besser machen kann.

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Mesut Özil

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Quelle: AP

Will angeblich aus London weg, wenn er beim FC Arsenal nicht das Jersey mit der Nummer 10 überstreifen darf. In der deutschen Nationalmannschaft darf er es tragen, von ihm erwartet man bei jeder Ballberührung Wunderdinge, er ist ein Artist am Ball, ein Ästhet, aber keine Maschine, sondern auch nur ein Mensch, der nicht jedes Mal brillieren kann. Deutete aber in einigen Aktionen an, warum er zu den besten Technikern dieses Planten gehört.

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Leroy Sané

England - Deutschland

Quelle: dpa

Bescherte dem deutsch-englischen Publikum 51 Jahre danach fast ein zweites Wembley-Tor. Doch sein lässiger Schlenzer mit links prallte von der Unterkante nicht auf oder hinter, sondern eindeutig vor der Linie zurück. Der Spieler von Manchester City ist eine Attraktion, vermischt auf hinreißende Weise Technik, Schnelligkeit und Kreativität. Kann mithilfe eines strengen Ausbilders Pep Guardiola ein sehr wichtiger Spieler bei der WM werden. Ein Tor verhinderte später auch noch der Kopf von Phil Jones, der danach ausgewechselt werden musste.

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Julian Draxler

England v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Fiel einmal im Strafraum nach einem kleinen Rempler seines Gegenspielers um, die meiste Zeit über distinguierten englischen Zuschauer schrien sofort auf und pfiffen. Sogenannte Diver, also Schwalbenkönige, mögen sie im Vereinigten Königreich nämlich überhaupt nicht. Fiel außer dem Rempler auch nicht groß auf und verließ in der zweiten Hälfte als Erster den Platz.

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Timo Werner

England v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hätte schon in der ersten Hälfte zwei Tore machen müssen, hatte zweimal so viel Platz wie ein einsamer Wissenschaftler im Botanischen Garten des Richmond Parks, doch beide Male scheiterte er an Englands Torhüter Jordan Pickford. Ansonsten sehr lauffreudig, aber ein Mittelstürmer wird halt an seinen Toren gemessen.

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Einwechselspieler

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Quelle: AFP

Emre Can

Kam für Draxler nach gut einer Stunde ins Spiel, fiel aber auch nicht mehr auf.

Sandro Wagner

Stürmte in den letzten 20 Minuten für Timo Werner, ein Tor gelang dem Hoffenheimer aber auch nicht mehr.

Sebastian Rudy und Julian Brandt

Durften noch ein paar Minuten die besondere Architektur des Wembley-Stadions erleben. Ein stimmungsvolles Erlebnis war es aber nicht wirklich, weil an diesem Abend vorwiegend Menschen im Stadion waren, die sonst distinguierte, englische Theater besuchen.

© Sz.de/schm
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