Eintracht hadert mit 0:0:"Ich könnte heulen"

01 04 2017 xpsx Fussball 1 Bundesliga Eintracht Frankfurt Borussia Moenchengladbach emspor v

Frankfurts Branimir Hrgota (Mitte) trauert einer vergebenen Chance hinterher. Die Borussia verdankt den Auwärtspunkt vor allem einer starken Leistung von Keeper Yann Sommer (li.).

(Foto: Jan Huebner/imago/)

Frankfurt kommt zu vielen Chancen, vergibt diese allerdings kläglich oder scheitert am starken Torwart Yann Sommer. Der Mann des Tages ist dennoch ein anderer Gladbacher.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Max Eberl schnellte aus seinem Sitz und schimpfte an der Seitenlinie mächtig los: Voll in Aktion war der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach in dieser 20. Minute, nachdem Jesus Vallejo, der Innenverteidiger der Frankfurter Eintracht, den Gladbacher Techniker Mahmoud Dahoud an der Mittelinie brutal umgetreten hatte. Vallejo sah Gelb, Dahoud konnte weiterspielen und Eberl wurde vom Frankfurter Trainer Niko Kovac besänftigt - und trottete wieder auf die Ersatzbank zurück.

Eberl und Dahoud - diese beiden bestimmten in den vergangene Tagen die Schlagzeilen bei der Borussia: Der hochtalentierte Mittelfeldspieler Dahoud gab seinen Abschied am Ende der Saison zur Borussia aus Dortmund bekannt und am Samstag verkündete Sportdirektor Eberl via Videobotschaft seine vorzeitige Vertragsverlängerung beim VfL bis 2022. Eberl, ohnehin mit einem Kontrakt bis 2020 ausgestattet, war immer wieder mit einem Wechsel zum FC Bayern München in Verbindung gebracht worden. Nun aber stellte er klar: "Borussia Mönchengladbach ist mein Verein." Definitiv kein Aprilscherz sei diese Botschaft am 1. April, erklärte Eberl, der bei der Borussia seit 2008 amtiert. Er habe die Hoffnung, "bald wieder große Erfolge" mit seinem Klub feiern zu können: "Das heißt, Europapokal spielen zu können und tolle Spieler zu finden."

Gladbachs Sommer pariert seinen ersten Bundesliga-Elfmeter

Doch nach dem 0:0 bei Eintracht Frankfurt am Samstagabend bleibt die Borussia Relegationsplatz 16 genau so nah wie einer möglichen Europapokalteilnahme: Mit 33 Punkten auf Rang 10 beträgt der Abstand auf den 1. FC Köln auf dem ersten sicheren Europa-League-Platz sechs ebenso vier Zähler wie auf den Drittletzten FC Augsburg. Dass die Gladbacher nicht näher an den Relegationsrang abgerutscht sind, verdanken sie ihrem Torwart Yann Sommer. Der Schweizer Nationalspieler parierte nicht nur einen Schuss von Eintracht-Stürmer Branimir Hrgota aus kurzer Distanz (59.), sondern wehrte auch einen Strafstoß von Frankfurts Spielmacher Marco Fabian ab (78.). Oskar Wendt hatte zuvor den Ball mit nach einem Kopfball des eingewechselten Haris Seferovic nur mit der Hand abwehren können. Es war der erste Elfmeter, den Sommer in der Bundesliga parieren konnte: "Es wurde auch Zeit", freute sich der Torwart, der von VfL-Trainer Dieter Hecking ein Sonderlob bekam: "Die deutlich schlechtere Mannschaft hat heute einen Punkt geholt, wir müssen uns bei Yann bedanken, der eine super Phase hat."

Auch die Schlussphase in Unterzahl überstanden die Gladbacher - Schiedsrichter Harm Osmers hatte VfL-Mittelfeldspieler Tobias Strobl nach zwei Fouls mit Gelb-Roter Karte frühzeitig in die Kabine geschickt (84.). Die einzige Gladbacher Chance verstolperte der schwache Jonas Hofmann zweimal in aussichtsreicher Position (62.) - ansonsten aber spielte die Elf bei eigenem Ballbesitz zu fehlerhaft.

Man habe bei Spielern, die den aus langen Verletzungen zurückgekommen seien, gemerkt, dass diesen der Rhythmus fehlte, analysierte Hecking. Besonders Lars Stindl - nach muskulären Problemen, erstmals seit Anfang März wieder im Einsatz - fehlte ebenso die Präzision im Abspiel wie Thorgan Hazard oder dem Brasilianer Raffael. Die Gladbacher profitierten in Frankfurt von der chronischen Abschlussschwäche der Eintracht, die in den letzten sieben sieglosen Spielen nur ein Tor erzielen konnte. "Ich könnte heulen", scherzte Eintracht-Trainer Niko Kovac nur halbherzig, bevor er aber die positiven Aspekte des Auftritts hervorhob: "Es ist in so einer Phase wichtig, dass wir trotzdem gut spielen und uns Chancen herausspielen, irgendwann geht schon wieder einer rein." Am besten schon vor dem 25. April, an dem die Eintracht in Mönchengladbach um den Einzug ins DFB-Pokalfinale kämpft.

Eberl kritisch: "Mit der Leistung von heute müssen wir nach unten gucken"

Die kuriose Tabellensituation beschäftigt beide Kontrahenten. Niko Kovac, dessen Team als Tabellensiebter nur acht Punkte vor Relegationsrang 16 platziert ist, sagte: "Ich bin nicht blauäugig, im letzten Jahr glaubte der VfB Stuttgart an Spieltag 25 auch noch, er könne nach oben schauen - und ist dann abgestiegen." Gladbachs Yann Sommer war ratlos und sagte: "Die Tabellensituation birgt Gefahren, aber auch ein Stück weit Hoffnung."

Wohin das Pendel ausschlägt, wird man am Ende dieser Woche klarer einzuschätzen wissen: Frankfurt spielt zunächst in Köln und dann gegen Bremen, Gladbach zuerst gegen Berlin und dann gegen Köln. Max Eberl, nach seiner Vertragsverlängerung so etwas wie der Mann des Tages bei der Borussia, meint: "Mit der Leistung von heute müssen wir eher nach unten gucken." Aber was die Verlängerung von Eberls Vertrag bedeutete, wussten sie in Gladbach dann ganz genau: "Das ist sensationell für die Borussia, das zeigt, was der Verein will", jubelte Lars Stindl und Trainer Dieter Hecking erklärte: "Ich habe mit Max oft über die Spekulationen gelacht in den letzten drei Monaten. Er ist und bleibt eine herausragende Persönlichkeit von Borussia Mönchengladbach."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: