Eintracht Frankfurt:Spritzenfoto

Wirbel um Änis Ben-Hatira: Der Profi hatte ein Foto ins Netz gestellt, auf dem ein Tisch mit Kanülen, einer Spritze und ein verdächtiger Behälter zu erkennen sind.

Von Thomas Kistner

Es gerät derzeit einiges in Bewegung in einem sportmedizinischen Bereich, der stets als vorbildlich sauber im Spitzensport verkauft wird: Pharmasünden im Fußball galten bisher als ausgeschlossen - jedenfalls aus Sicht der Branche, die gern auf die Fülle von Negativtests verweist, die der Fußball so produziert. Seit kurzem herrscht aber Aufruhr: In England ist die Anti-Doping-Agentur Ukad selbst wegen Untätigkeit trotz klarer Verdachtshinweise auch im Fußball zum Untersuchungsobjekt geworden. Und in einem anderen Fall hat die Europa-Union Uefa soeben den Liverpooler Profi Mamadou Sakho wegen Dopingverdachts für 30 Tage gesperrt.

Auch die deutsche Anti-Doping-Agentur Nada sieht sich seit Donnerstag zu Aktivitäten veranlasst: Sie kündigte Ermittlungen zu einem Vorgang um Änis Ben-Hatira an. Der Bundesliga-Profi von Eintracht Frankfurt hatte über seinen Snapchat-Account ein Foto veröffentlicht, auf dem Kanülen, eine gefüllte Spritze sowie Ampullen zu sehen sind. Ein Behälter ist mit "Lipotalon" beschriftet, das Mittel enthält den Wirkstoff Dexamethason. Dabei handelt es sich um ein Kortison, das im Wettkampf verboten ist. Nur per Ausnahmegenehmigung, über die der Eintracht-Stürmer laut Angaben seines Klubs nicht verfüge, darf die Substanz in kleinen Dosen zur lokalen Behandlung eingesetzt werden, etwa bei Gelenkbeschwerden. Ohne Genehmigung könnte die Einnahme als Doping gelten.

Alles nur ein Scherz? Man werde sich "mit den geeigneten Maßnahmen" darum kümmern, teilte Nada-Geschäftsführer Lars Mortsiefer der SZ mit: "Genaues möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber weitere Ermittlungen und zeitnahe, gezielte Kontrollen sind ganz oben auf der Maßnahmenliste."

Der Klub bestreitet, dass der Profi das Mittel appliziert habe. Eintracht-Medienchef Markus Jestaedt erklärte auf SZ-Anfrage, das Foto sei "weder in den medizinischen Räumen von Eintracht Frankfurt noch in der Praxis unserer Mannschaftsärzte aufgenommen worden", sondern "in der Praxis eines Arztes des Vertrauens von Ben-Hatira". Entstanden sei es "durch eine Unachtsamkeit von Änis Ben-Hatira"; das Foto habe "nichts mit der medizinischen Behandlung von ihm zu tun". Der Klub habe den Profi "ausdrücklich darauf hingewiesen, dass solche Fotos von Spielern von Eintracht Frankfurt zu Missverständnissen führen und daher nicht in den sozialen Medien veröffentlicht werden dürfen". Interessieren könnte die Nada dennoch, was sich in der abgebildeten 20-Milliliter-Spritze befand, die nach Einschätzung des Nürnberger Pharmakologen Fritz Sörgel "zweifelsfrei" erkennbar sei. Solche Mengen würden laut Sörgel üblicherweise nicht ins Gelenk gespritzt.

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