Eintracht Frankfurt:Im Duell mit Real

Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Das Spektakel verweigert: Frankfurts Nelson Valdez (l.) und Sonny Kittel (M.) bleiben gegen Mönchengladbach torlos.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Die Spektakel-Spezialisten aus Frankfurt bleiben gegen die Borussia aus Mönchengladbach dieses mal torlos.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Die Tabellenführung ist fürs Erste weg, aber es lässt sich verschmerzen. Bei Eintracht Frankfurt haben sie sich ja eine nette Statistik zurechtgelegt, um sich dieser merkwürdigen Saison auf eine pfiffige Art zu nähern. Die Kernaussage: Erstmals seit 55 Jahren bewegt sich der Klub wieder auf Augenhöhe mit Real Madrid. Vor 55 Jahren war es offensichtlich, da standen sich beide im Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegenüber, diesmal braucht's ein wenig kreative Zahlenleserei, um die These zu halten. Es gibt in den Top-Ligen Europas keine Teams, in deren Spielen im Schnitt mehr Treffer fallen als bei Real und der Eintracht - wobei wissenschaftliche Pedanten darauf verweisen könnten, dass Tore und Gegentore bei Real (95:28) minimal anders verteilt sind als bei der Eintracht (51:57), aber das würden wirklich nur wissenschaftliche Pedanten tun.

Nun war das 0:0 gegen Mönchengladbach am Freitagabend für diese Rechnung und die Freunde des Spektakels ein Rückschritt, aus anderer Perspektive dafür eine Wohltat. Bei der Eintracht schielen sie immer noch auf Platz sieben, der eventuell zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Und wenn sie beim weiteren Schielen schon auf Liga-Toptorjäger Alex Meier (19 Treffer) verzichten müssen, der wegen einer Verletzung an der Patellasehne wohl bis Herbst ausfällt, ist es hilfreich, wenn wenigstens aus der Abwehr die gute Nachricht kommt, mal zu null gespielt zu haben.

"Ein 3:3 wäre noch schöner gewesen", fand Thomas Schaaf

Die Eintracht 2014/15 ist eine Elf voller Rätsel. Eines davon ist, warum sie gegen stärkere Klubs wie gegen Gladbach tendenziell überzeugt, während sie gegen schwächere Teams Pleiten kassiert; ein anderes Rätsel ist die enorme Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsbilanz und ein weiteres der Fakt, dass sie bereits 23 Führungspunkte verspielt hat. Aber das Haupträtsel bleibt, warum sie bei aller grundsätzlichen Freude am Spektakel die Abwehr so oft vernachlässigt. Außer Bremen hat in der Liga niemand so viele Gegentore kassiert, und dass Frankfurt dennoch auf den internationalen Wettbewerb hoffen darf, ist auch eine Neuheit in 52 Jahren Bundesliga. 45 Mal musste die Elf mit der schlechtesten Abwehr absteigen, nur ein Mal gelang ihr eine einstellige Platzierung (Bremen, 1968/69).

Das 0:0 vor den drei Spielen gegen die Kontrahenten um Platz sieben (Dortmund, Bremen, Hoffenheim) als Trendwende auszurufen, könnte aber verfrüht sein. Erstens hätte es gegen Gladbach auch locker 2:2 ausgehen können. Und zweitens bekannte Trainer Thomas Schaaf bei allem Stolz auf das gegentorlose Spiel: "Ein 3:3 wäre noch schöner gewesen." Real muss sich fürchten.

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