Eichin verlässt Bremen:Familie unter sich

Eichin verlässt Bremen: Ende nach gut drei Jahren: Thomas Eichin hat den Machtkampf bei Werder Bremen verloren.

Ende nach gut drei Jahren: Thomas Eichin hat den Machtkampf bei Werder Bremen verloren.

(Foto: Carmen Jaspersen/AFP)

Trotz gewisser Verdienste muss Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin gehen. Zum speziellen "Werder-Weg" hat er letztlich nicht ganz gepasst. Neuer Geschäftsführer wird mit Frank Baumann ein echter Werderaner.

Von Jörg Marwedel, Bremen/Hamburg

Jetzt ist die Werder-Familie ihren Störenfried los. Im Machtkampf ist der Geschäftsführer Sport, Thomas Eichin, auf der Strecke geblieben. Er hatte darauf bestanden, Trainer Viktor Skripnik trotz des Klassenerhalts zu ersetzen, nun hat sich der Aufsichtsrat dazu entschlossen, lieber Eichin zu entlassen. Man habe bei den "Diskussionen über Philosophie und Ausrichtung" festgestellt, einen Wechsel in der sportlichen Führung vorzunehmen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Marco Bode. Neuer Geschäftsführer wird Frank Baumann, 40. Der Ehrenspielführer und Kapitän der Mannschaft, die 2004 das Double gewann, ist wieder ein echter Werderaner.

Eichins Verhältnis zu Skripnik war schon lange zwiespältig

Der frühere Kölner Eishockey-Manager Eichin dagegen wirkte mit seiner coolen Professionalität oft wie ein Fremdkörper in dem Klub. Seit Februar 2013 hatte er versucht, den defizitären Klub aufzupolieren. Zu Beginn war seine Art noch als frische Luft gelobt worden. So hatte Eichin den Mut, die erfolglose Trainer-Legende Thomas Schaaf zu beurlauben. Mit Nachfolger Robin Dutt hatte er aber wenig Glück. Nach knapp 16 Monaten musste Dutt gehen, Nachwuchscoach Skripnik, seit 1996 im Verein, wurde neuer Chefcoach. Er war nicht Eichins erste Wahl, Skripnik wurde von der Werder-Familie rund um Bode protegiert. Eichins Versuche, seinen Einfluss auszubauen, brachten ihm den Ruf eines ruppigen Umgangs ein. Baumann, damals Direktor Profifußball, zog es im Sommer 2014 vor, eine Auszeit zu nehmen.

Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Uwe Harttgen, musste gehen, weil Eichin auch diesen Bereich stärker an sich ziehen wollte. Bald trug der Profichef intern den Spitznamen "Ichin". Erst nach längeren Verhandlungen wurde Eichins Vertrag im September 2015 bis 2018 verlängert. Dabei ist seine Transferbilanz nicht so schlecht. Franco di Santo wurde 2015 beim Wechsel zu Schalke zum guten Geschäft. Ähnliches könnte jetzt mit Abwehrhüne Jannik Vestergaard passieren. Gladbachs Manager Max Eberl war am Donnerstag in Bremen, um über die Ablöse zu verhandeln. Fin Bartels, Florian Grillitsch, die Chelsea-Leihgabe Papy Djilobodji oder die Rückkehr von Claudio Pizarro erwiesen sich als gute Zugänge. Flops wie Ludovik Obraniak, Izet Hajrovic oder Cédric Makiadi waren seltener.

Eichins Verhältnis zu Skripnik war schon lange zwiespältig. Nicht nur, weil er immer wieder unglückliche öffentliche Auftritte des Trainers glattbügeln musste, sondern auch, weil er keine taktischen Fortschritte im Team erkannte; in der Vorrunde attestierte er den Profis gar physische Defizite. Nach der Niederlage im April gegen Augsburg hätte der Manager den Coach gerne des Amtes enthoben. Doch auch da gewannen die Kräfte, die für den "Werder-Weg" stehen und die einen Trainer wirklich nur im äußersten Notfall entlassen wollen.

Nun ist die Familie wieder unter sich. Der frühere Nationalspieler Bode im Aufsichtsrat, die Ex-Profis Skripnik und Torsten Frings im Trainerteam, Baumann als Geschäftsführer Sport. Ein Problem an der Rochade könnte sein: Baumann ist kein großer Kommunikator. Zudem soll die einstige Stelle von Rouven Schröder als Direktor Profifußball nicht neu besetzt werden. Werder könnte deshalb künftig jemand fehlen, der öffentlich seinen Kopf hinhält, wenn es einmal schlecht läuft. In der Vergangenheit gab es solche Figuren. Sie hießen Willi Lemke, Klaus Allofs - oder Thomas Eichin.

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