Ehemaliger Schiedsrichtersprecher des DFB:Manfred Amerell ist tot

Der frühere Fußball-Referee Manfred Amerell ist in seiner Wohnung in München tot aufgefunden worden. Dies berichten mehrere Medien. Der langjährige Schiedsrichtersprecher des Deutschen Fußball-Bundes war 65 Jahre alt. Zuletzt stand er wegen eines Rechtsstreits mit dem Verband und einem Kollegen in der Öffentlichkeit.

Der ehemalige Schiedsrichter und Schiedsrichtersprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Manfred Amerell ist im Alter von 65 Jahren in seiner Wohnung in München tot aufgefunden worden. Das berichteten übereinstimmend mehrere Medien.

Die Münchner Polizei bestätigte am Mittwochmorgen, am Dienstagnachmittag im Stadtteil Neuhausen die Leiche eines Mannes gefunden zu haben. Wegen der laufenden Ermittlungen wollte eine Sprecherin den Namen des Toten nicht nennen, auch über Ursache oder Zeitpunkt des Todes machte sie keine Angaben.

"Wir geben momentan keinerlei Auskünfte", sagte ein anderer Polizeisprecher auf SID-Anfrage. Seinen Angaben zufolge sollte am Vormittag eine Entscheidung getroffen werden, ob und welche Informationen die Polizei zu dem Fall herausgeben geben will - es wird damit gerechnet, dass gegen Mittag nähere Erkenntnisse bekannt sein sollen.

Die Bild-Zeitung hatte berichtet, dass die Polizei die Wohnungstür aufbrechen musste, nachdem ein überfüllter Briefkasten auffällig geworden war. Gegenüber Nachbarn soll sich der früherer Referee zuletzt negativ über seinen eigenen psychischen Zustand geäußert haben - durch die öffentliche Schlammschlacht mit dem ehemaligen Fifa-Schiedsrichter Michael Kempter vor knapp zwei Jahren sei sein Privatleben aus den Fugen geraten, heißt es auch in einem Bericht der Münchner Abendzeitung - dort wird auch über einen möglichen Suizid spekuliert.

Amerell hatte sein Schiedsrichterdebüt 1984 in der 2. Bundesliga gegeben, zwei Jahre später leitete der gelernte Hotelier seine erste Begegnung in der Fußball-Bundesliga. Er pfiff bis 1994 insgesamt 66 Begegnungen in der höchsten deutschen Klasse. Ein Höhepunkt seiner Karriere war das Pokalfinale 1994 zwischen Werder Bremen und Rot-Weiss Essen (3:1).

Der gebürtige Münchner war in den vergangenen Jahren besonders durch den Rechtsstreit mit seinem Kollegen Kempter in die Schlagzeilen geraten. Amerell hatte von Kempter Schadenersatz in Höhe von 150.000 Euro gefordert, nachdem dieser ihm sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vorgeworfen hatte. Amerell bestand jedoch immer darauf, dass die Beziehung einvernehmlich war, und verlangte deshalb Schmerzensgeld wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte.

Im Dezember 2011 stimmten beide einem Vergleich des Oberlandesgerichts Stuttgart zu, wonach Kempter in einer Erklärung frühere Vorwürfe gegen Amerell zurücknahm. Zugleich zog Kempter zwei Klagen gegen Amerell zurück. Nach Meinung des Gerichts habe sich Kempter den Annäherungsversuchen Amerells nicht entschieden genug zur Wehr gesetzt. Zudem habe es große Unterschiede zwischen den Aussagen Kempters vor dem DFB sowie vor Gericht und in der Presse gegeben.

"Die Auseinandersetzung mit Michael Kempter in den vergangenen Jahren hat ihn sehr hart getroffen. Er hat um seine Rehabilitierung gekämpft, das hat sehr viel Kraft gekostet. Das war psychisch eine sehr hohe Belastung für ihn", sagte der frühere Fifa-Schiedsrichter Bernd Heynemann am Mittwoch beim Sportnachrichtensender Sky Sport News HD. Heynemann blickte in dem Gespräch auch auf Amerells Tätigkeit als Unparteiischer und späterer Schiedsrichter-Beobachter zurück. "Wir waren gemeinsam als Schiedsrichter-Beobachter viel unterwegs. Er war ein sehr rigoroser Mensch, er hatte den Spitznamen Aquarell, wegen der vielen Karten, die er zeigte. Er war ein sehr gradliniger Mensch", sagte der Magdeburger.

Im Stadion wurde Amerell nach dem Rechtsstreit fast überhaupt nicht mehr gesehen. Am 31. August 2012 hatte er nach seinem Besuch des Spiels 1860 München gegen den MSV Duisburg erklärt: "Es hat gutgetan, mal wieder die Atmosphäre in einem Stadion zu erleben. Ich habe das vermisst, es ist ja eine lange Zeit her."

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Die Berichterstattung im Fall Amerell gestalten wir deshalb bewusst zurückhaltend, wir verzichten weitgehend auf Details. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide.

Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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