Red Bull übernimmt EHC München:Eingefangen von den Bullen

Red Bull übernimmt EHC München

Red Bull übernimmt den EHC München - Kommt jetzt auch der Erfolg?

(Foto: dpa)

Red Bull schnappt sich mit dem EHC München den nächsten Klub und baut sein Imperium aus. Red Bull stellt lustige Brause her, ist verdammt hip und verdammt reich. Und bisher verdammt schweigsam. Klar ist: Als neuer Teil des Konzerns wird sich der Verein deutlich verändern - mit dem Ziel, ein Branchenriese zu werden.

Von Michael Neudecker

Es wäre eine einfache Frage gewesen, zwei Worte: Wie geht's? Aber was ist das schon, eine einfache Frage.

Der EHC München hat am Sonntagabend in Hamburg verloren, 1:2, er ist damit am letzten Vorrundenspieltag der Deutschen Eishockey-Liga doch noch rausgeflogen aus den Playoff-Rängen, und in diese Fruststimmung drängte am Montag die Meldung, dass die neue Münchner Eishockeywelt rosig ist: Ab 1. Mai ist der EHC offiziell Bestandteil des Salzburger Weltkonzerns Red Bull. In der Mitteilung wurde der bisherige Eigentümer Michael Phillips zitiert, er sei sich sicher, "dass der Klub seine Leistung in der DEL noch weiter steigern wird".

Nach allem, was man weiß, ist das charmant untertrieben, weshalb die emotionale Gemengelage in München interessant gewesen sein muss am Montag, keine Playoffs, aber eine vielversprechende Zukunft. Natürlich hätte man da gerne gewusst, ganz banal: wie es ihnen geht.

Der Geschäftsführer sagt, dass er nichts sagen kann, bitte wenden Sie sich an den Pressesprecher, 'tschuldigung, Danke für das Verständnis.

Der Sportliche Leiter lässt ausrichten, er dürfe nur Fragen zum Sport beantworten, alles weitere müsse über den Pressesprecher laufen, bitte, danke.

Der Pressesprecher des EHC München ist ein freundlicher Mann, er sagt, dass er auch nichts sagen kann, die Fragen seien bitte schriftlich und per E-Mail zu formulieren, er leite sie dann weiter, wie auch die Antwort. Wer antworte? Nun, wir antworten, sagt der Pressesprecher.

Was sich beim EHC München ändern wird

Seit Montag ist klar, dass sich einiges ändern wird in München. Red Bull stellt lustige Brause her und ist verdammt hip und verdammt cool, aber Red Bull ist auch verdammt reich, und Reiche sind meist kompromisslos und schweigsam. Seit Montag ist klar, dass der EHC München jetzt eine Werksmannschaft ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Vor einem Jahr rettete die Salzburger Firma den EHC im letztmöglichen Moment, kurz vor der Insolvenz der EHC München GmbH stieg Red Bull als Namenssponsor ein, der Vertrag war auf ein Jahr befristet: Ein Jahr, in dem die Münchner zeigen sollten, dass sie es wert sind, ganz übernommen zu werden, und in dem die Salzburger ihr Eishockeykonzept grundsätzlich überdenken konnten.

Sie haben in der österreichischen EBEL bereits ein Team im Wettbewerb, das in den letzten sieben Jahren viermal Meister und zweimal Zweiter wurde, aber es gibt ja interessantere Märkte im Eishockey als den österreichischen, und die Ausweitung auf den deutschen Markt begreift der Konzern als nur logisch: Seit Saisonbeginn hält der firmeneigene Sender Servus TV die Übertragungsrechte an der DEL, und von Salzburg nach München ist es auch nicht weit.

Hindernisse waren zuletzt nur noch der Kaufpreis der Anteile des Kanadiers Michael Phillips und die Hallenfrage; bisher steht in München lediglich eine bald 50 Jahre alte Eishalle, in der zwar Eishockeyspieler auftreten können, aber keine coolen Konzerne. In Sachen Kaufpreis wurde vergangene Woche eine Einigung erzielt, und was die Halle angeht: Die Stadt München hat vor Wochen eine Absichtserklärung für eine neue Halle abgegeben, überhaupt sei die Stadt dem neuen Mieter sehr entgegengekommen, wie es aus Salzburg heißt.

Neue Spieler, neues Glück

Offiziell werden die Teams aus München und Salzburg künftig gleichwertig behandelt, beide sind dem neuen Eishockeydirektor und bisherigen Salzburger Trainer Pierre Pagé unterstellt. Inoffiziell aber soll der Konzern sich künftig vor allem auf München fokussieren. Schon kursieren erste Namen, der in Schweden tätige Nationalstürmer Marcel Müller etwa soll einer der international renommierten Spieler mit vorliegendem Angebot aus Salzburg beziehungsweise München sein.

Vom bisherigen Kader besitzen lediglich die Stürmer Uli Maurer und Martin Hinterstocker, der Verteidiger Felix Petermann und der Torwart Jochen Reimer einen Vertrag für kommende Saison; der Kapitän und Nationalstürmer Martin Buchwieser hat eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag wahrgenommen, er wechselt nach Mannheim. Den alten EHC hätte Buchwiesers Verlust in Schwierigkeiten gebracht, der neue EHC aber hat ohnehin vor, eine Mannschaft aus Buchwiesers aufzubauen, mindestens. "Der EHC geht mit dem Anspruch in die neue Saison, eine entscheidende Rolle zu spielen", soweit eine der schriftlichen Antworten aus dem Konzern.

Inwieweit der bisherige Sportliche Leiter, Christian Winkler, in die Zusammenstellung der neuen Mannschaft eingebunden sein wird, ist dagegen noch unklar: "Red Bull wird sich in allen Bereichen zunächst einen Überblick verschaffen und dann entsprechende Maßnahmen setzen", steht in der Mail. Geplant ist aber offenbar, Winkler als eine Art Befehlsempfänger in München zu halten, der sich um das Tagesgeschäft kümmert, ähnlich wie der bisherige Schwenninger Manager Stefan Wagner in Salzburg.

In München ist die Personalie Winkler zuletzt eifrig diskutiert worden, außerhalb Münchens aber geht es weniger um solche Details. Niemand zweifelt ja, dass in München gerade ein Branchenriese entsteht, mit welchem Personal auch immer, selbst der Verlust des Trainers Pat Cortina, der seinen Posten als Bundestrainer und Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes antreten wird, ändert daran wenig.

Im Gespräch für Cortinas Nachfolge ist der Kanadier Don Jackson, der den Eisbären Berlin zu vier Meisterschaften in den vergangenen fünf Jahren verhalf.

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