EHC München:Sehnsucht nach der blauen Masse

Nach dem Sieg gegen Augsburg vor 11.000 Fans hofft DEL-Klub EHC München auf Bewegung im Hallenbau. Die aktuelle Spielstätte im Olympia-Eisstadion ist stark renovierungsbedürftig, die Olympiahalle ziemlich ausgebucht - und für den EHC keineswegs rentabel.

Benedikt Warmbrunn

Der Mann des Abends, Sebastian Elwing, wurde eingerahmt von den Reportern, nur wenig neben ihm stand Uli Maurer, er tippelte von einem Fuß auf den anderen und immer weiter weg vom Zentrum des Lobes. Ob das auch sein Abend sei, wurde Maurer gefragt, und Maurer sagte: Neinneinnein. Gut, er habe das 2:0 erzielt, das wichtigste Tor bei diesem 5:0 des EHC München gegen die Augsburger Panther am Freitag, das schon - aber sonst?

EHC München in der Olympiahalle.

Uli Maurer (im Vordergrund) erzielte das 2:0 für den EHC München.

(Foto: imago sportfotodienst)

Ja, er habe auch in der Organisation des Ausflugs in die Olympiahalle geholfen, er mache ja gerade ein Praktikum auf der Geschäftsstelle; "ein paar Ideen" habe er da gehabt, für die Facebook-Seite des Klubs, auch ein Video habe er gedreht. "Aber die Arbeit haben die anderen gemacht", sagte Maurer. Letzte Frage: Ob er, als Stürmer und als Teil der Organisation, das wiederholen würde: Eishockey in der Münchner Olympiahalle. Maurer stand still, er zögerte nicht: "Da hätte ich nix dagegen."

Der letzte Eishockey-Abend des Jahres endete beim EHC in großer Zufriedenheit, war es doch auch ein Rekordabend: 11.000 Zuschauer verfolgten das Derby in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), mehr als je zuvor bei einem EHC-Heimspiel. Jürgen Bochanski, der Geschäftsführer, freute sich über "drei Stunden zum Genießen". Und als Trainer Pat Cortina gefragt wurde, ob es auch ihm gefallen habe, sagte er: "Oh, yeah."

Für die Zufriedenheit sorgte in erster Linie das klare Ergebnis gegen den Lieblingsrivalen, der erste Sieg nach bisher zwei Niederlagen gegen Augsburg in dieser Saison; aber auch die Atmosphäre beeindruckte. Vor der Partie spielte eine Musikgruppe, es wurden Raketchen unters Hallendach gefeuert, und als die Spieler einliefen, begleitet von Feuereffekten, auf die blaue EHC-Tribüne zu, "da hat man schon gespürt, dass das was Besonderes ist", sagte Maurer.

Die blaue Masse sang und hüpfte unaufhörlich; akustisch besonders beeindruckend: Pfiffe gegen die Augsburger Panther, vor allem bei deren Penalty - den Elwing dann ja auch gegen Chad Bassen parierte (23.). Manager Christian Winkler fand, in anderen Arenen mit einem ähnlichen Fassungsvermögen herrsche im Vergleich dazu eine "Totengräberstimmung".

Dass sie so einen Abend gerne wiederholen würden, daran ließen sie beim EHC später keinen Zweifel. Ob es in dieser Saison noch einmal klappe, sagte Bochanski, "das wage ich zu bezweifeln"; die große Olympiahalle sei ziemlich ausgebucht. Für die nächste Saison könne er sich aber gut vorstellen, "auch einmal zwei Spiele hintereinander in die Olympiahalle zu gehen". Der Geschäftsführer ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass die Olympiahalle eine Ausweichstätte bleiben soll; er äußerte, natürlich, den ewigen Wunsch nach einer neuen Halle in München.

Ruf nach einer neuen Multifunktionsarena

Das Olympia-Eisstadion, die eigentliche Spielstätte des Klubs, ist über 40 Jahre alt und kaum renoviert, es fehlen moderne Standards wie anständige Videoleinwände; Bochanski wünscht sich zudem eine Gastwirtschaft. Schon länger gibt es den Ruf nach einer neuen Multifunktionsarena in München, etwa gemeinsam mit den Bundesliga-Basketballern des FC Bayern, konkrete Pläne gibt es nicht. "Vielleicht überlegt sich die Stadt jetzt ja relativ zügig, dass das nicht schlecht wäre", sagte Bochanski, "dieser Abend war von uns aus Signal genug."

Es müssten ja nicht gleich 11 000 Zuschauer reinpassen, ergänzte er, "aber bei Platz für 8000 könnte ich mir vorstellen, dass wir unseren Schnitt steigern". In der aktuellen Spielzeit kamen durchschnittlich 3736 Zuschauer zu den EHC-Heimspielen.

Die Forderung nach einer neuen Halle wurde auch bemüht, da an diesem Abend nicht alles besser war als im alten Eisstadion. Dort hätte der EHC laut Bochanski "gegen Augsburg mehr verdient"; in der Olympiahalle müsse man die endgültigen Zahlen abwarten, "aber man kann davon ausgehen, dass wir kein Geld eingenommen haben", sagte Bochanski. Aufgrund der Kosten für Hallenumbau, Werbung und Catering wäre er froh, wenn es finanziell "in etwa Pari ausgeht".

Auch der Zustand der in wenigen Tagen präparierten Eisfläche wurde bemängelt, wie schon beim Deutschland-Cup, der ebenfalls in der Olympiahalle ausgetragen wird; im November klagte besonders der Schweizer Nationaltrainer Sean Simpson.

Am Freitag wurde das Eis erneut schnell weich, zumindest die EHC-Spieler beschwerten sich nicht. Bei den beiden Trainingseinheiten vor dem Spiel sei der Zustand "hervorragend" gewesen, sagte Doppeltorschütze Martin Schymainski, beim Aufwärmen vor der Partie "war es eine Katastrophe"; im Spiel selbst habe er nichts mehr gemerkt. Es sei aber sicher nicht optimal gewesen, und "wenn man das öfter macht, kann man hier schon etwas verschönern".

Wenige Minuten vor Spielende kündigte der Hallensprecher dann das nächste Heimspiel an: am 8. Januar (16.30 Uhr) geht es gegen Wolfsburg, dann wieder im altgewohnten Eisstadion. Der Sprecher sagte: "im geliebten Eisstadion", aber seine Stimme ließ nicht erkennen, wie sehr das ernst gemeint war und wie sehr ironisch.

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