Dustin Johnson:Plötzlich verantwortlich - und besser als alle

World Golf Championships-Dell Match Play - Final Day

Der Grün-Leser: Dustin Johnson beim WGC-Turnier in Austin.

(Foto: Heathcote/Getty)
  • Dustin Johnson ist ein besonderer Golfer. Er musste sechs Monate wegen eines Kokainbefunds pausieren, dann wurde er Vater.
  • Jetzt spielt er rekordverdächtiges Golf: Er ist nun der Erste, der alle vier WGC-Events einmal gewinnen konnte.
  • Sein Konkurrent Jon Rahm sagt, Johnson sei "ein perfekter, kompletter Spieler".

Von Gerald Kleffmann

Dustin Johnson ging hart mit sich ins Gericht. Er könne "in allen Aspekten des Spiels" besser werden. Die Schläge mit den Wedges für die Annäherungen seien "definitiv" ausbaufähig. Seine Schläge mit mittellangen Eisen auch. Viele finden, sein Spiel sehe so leicht aus. Diesen Beobachtern entgegnete Johnson nun: Sein Spiel fühle sich "zu 95 Prozent nicht leicht an". Überhaupt: "Ich spüre immer noch, dass ich nicht mein bestes Golf spiele." Einen Moment lang klang der Profi mit dem Dreitagebart und der Kautabak-Stimme wie einer, der in der Krise steckt.

Was für ein falscher Eindruck.

Am Sonntag gewann der 32-Jährige aus South Carolina das im Matchplay-Format (nur Lochgewinne zählen) ausgetragene Turnier der World-Golf-Championship-Serie in Austin, Texas. Vier WGC-Events gibt es insgesamt. Kein Spieler hatte bislang alle gewonnen. Bis Johnson nun das Quartett perfekt machte. Er zelebrierte den Finalsieg bei dem turbulenten Duell mit dem neuen Überflieger Jon Rahm aus Spanien, den er mit einem gewonnenen Loch mehr (1 auf) besiegt hatte, auf gewohnt lässige Art.

Bei seinen letzten drei Starts siegte er: dreimal

Johnson lächelte wie jemand, dem ein leckeres Sorbet vorgesetzt wurde. Er scheint nie wahnsinnig von sich selbst beeindruckt zu sein, vielleicht ist genau dies das Geheimnis seiner aktuellen Dominanz. Der Golfsport erlebte in den vergangenen Jahren verschiedene Akteure als Nummer eins. Nun steht Johnson ganz oben. Keiner bietet diese Konstanz. Bei seinen letzten drei Starts siegte er: dreimal.

"Was soll ich euch erzählen, das ihr noch nicht kennt?", sagte Rahm und fing dann doch zu schwärmen an. Von der Power der Abschläge Johnsons. Dessen Fähigkeit, "die ganze Runde cool zu bleiben". Rahm findet, DJ, so dessen Spitzname, sei "ein perfekter, kompletter Spieler". Dieses ausufernde Lob war insofern beachtlich, weil Rahm jemand ist, der höchste Elogen seinerseits gerade zu hören bekommt und sich selbst nicht davon beeindrucken lässt. Der Baske war lange der beste Amateur der Welt, der bullige Hüne legte eine furiose College-Golf-Zeit an der Arizona State University hin, nur Phil Mickelson gelangen einst mehr Siege dort. Der fünfmalige Major-Sieger sagte USA Today jüngst: "Jon hat keine Schwächen. Er ist einer der besten Spieler der Welt." Sein erster Sieg auf der PGA Tour in San Diego im Januar sowie sein Aufstieg auf Rang 14 der Weltrangliste belegen sein enormes Potenzial. Für Johnson hat es aber noch nicht gereicht, wenngleich Rahm seine unerschütterliche Wettkampfhärte nachhaltig bewies.

Johnson, der nacheinander Martin Kaymer, Jimmy Walker, Webb Simpson, Zach Johnson, Alex Noren und Hideto Tanihara bezwang, lag nach acht Bahnen mit fünf gewonnenen Löchern vorne. Rahm erhob sich wie ein angeschlagener Boxer und hatte nach vier Birdies auf den letzten beiden Bahnen gar die Chance, auszugleichen. Aber Johnson kann längst Druck aushalten. Viele Jahre lang konnte er Führungen bei den größten Turnieren ja nicht ins Klubhaus retten. "Ich glaube an meine Fähigkeiten", erklärte er - diesen Glauben setzt er wieder um. Zwei Pars sicherten ihm den Siegerscheck über 1,57 Millionen Euro.

Gattin Paulina ist wieder schwanger

Mit seinem 15. Turniererfolg nistet sich Johnson jetzt als Weltranglistenerster ein, er hat sich einen ersten größeren Abstand herausgesiegt zu den Verfolgern, die eigene Probleme zu bewältigen haben. Der Australier Jason Day stieg früh mit Tränen in Austin aus, um seiner an Krebs erkrankten Mutter Beistand zu leisten. Der Nordire Rory McIlroy hatte eine Stressfraktur zu überstehen, der Amerikaner Jordan Spieth kämpft mit Formschwankungen und will jetzt mehr Spaß auf dem Platz vorleben. Coachguru Butch Harmon, der früher Tiger Woods betreute, sieht Johnson umso mehr in einer starken Position.

"Dustin ist der Typ, der die Kraft besitzt, oben zu bleiben", sagte der 73-Jährige dem Magazin Golfdigest und führt das nicht nur auf dessen Spiel zurück. "Ich glaube wirklich, dass sein kleiner Junge ihm einen neuen Sinn für Verantwortung gegeben hat", erklärte Harmon. 2015, ein Jahr, nachdem sich Johnson aufgrund eines Kokainbefundes sechs Monate vom Golf zurückgezogen hatte, kam Tatum auf die Welt. Gattin Paulina, Tochter der früheren Eishockey-Koryphäe Wayne Gretzky, ist wieder schwanger.

Johnson weiß, dass er nun mehr denn je als Favorit auf Titel gilt, in zehn Tagen etwa beginnt das Masters, das edelste Major. Ob er es möge, als erster Sieganwärter in Augusta abzuschlagen, wurde er gefragt. "Ob ich es mag?", fragte er trocken zurück, "das ist mir egal." Johnson ist auch nach der Runde cool.

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