Duisburg - Würzburg:Durchmarsch ohne Durchdrehen

Wuerzburger Kickers v MSV Duisburg  - 2. Bundesliga Playoff Leg 1

Scheinbar ein guter Moderator zwischen Euphorie und Gelassenheit: Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach.

(Foto: Micha Will/Getty Images)

Die Kickers, erst seit vergangenen Sommer Drittligist, stehen vor dem Aufstieg in die zweite Liga. Trainer Bernd Hollerbach will seine Elf im Rückspiel noch einmal leiden sehen.

Von Fabian Swidrak, Würzburg

Fast die gesamte Mannschaft rannte zur Eckfahne. Dorthin also, wo auch Daniel Nagy im Freudentaumel nach seinem Treffer, dem zweiten der Würzburger Kickers, gelaufen war. Bernd Hollerbach lief nicht zur Eckfahne. Der Trainer des unterfränkischen Drittliga-Klubs stand in seiner Coachingzone und presste sich die Zeigefinger an den Kopf, den einen links, den anderen rechts - jetzt bloß nicht durchdrehen, bei der Sache bleiben, signalisierte er seinen Spielern, noch waren zehn Minuten zu spielen. Aufgeregt fuchtelnd beorderte Hollerbach sein Team zurück in die eigene Hälfte.

Erst als gut zehn Minuten später der Schlusspfiff ertönte und seine Mannschaft den Vorsprung erfolgreich verteidigt hatte, riss Hollerbach die Arme nach oben. 2:0 (1:0) gewannen die Würzburger Kickers das Hinspiel der Relegation um den Aufstieg in die zweite Bundesliga gegen den MSV Duisburg am Freitagabend vor eigenem Publikum. "Die Mannschaft war mutig, war selbstbewusst und sie hat heute wieder versucht, ihr Spiel durchzudrücken. Das hat uns ausgezeichnet", freute sich Würzburgs Trainer.

Der Einsatz stimmt: Zwei Würzburger Spieler verlassen den Platz mit Turban

Vor der Partie hatte Hollerbach seine Mannschaft als "Underdog in allen Belangen" bezeichnet, jedoch gesagt, Mentalität könne Qualität schlagen. Zweifellos stimmten Konzentration, Wille und Einsatz seines Teams. Mit Peter Kurzweg und Clemens Schoppenhauer gingen nach dem Schlusspfiff gleich zwei Würzburger Spieler mit Platzwunde und Turban am Kopf vom Platz. Gewonnen aber hatte der Drittligist, weil er schlicht in allen Belangen die bessere Mannschaft gewesen war.

Der Drittliga-Aufsteiger ist nun ganz nah dran am Durchmarsch in die zweite Liga. Der MSV Duisburg dagegen, der vor einigen Wochen bereits als Zweitliga-Absteiger festzustehen schien, sich mit 13 Punkten aus den letzten sechs Saisonspielen dann aber gerade noch auf den Relegationsplatz rettete, braucht im Rückspiel am Dienstag (19.10 Uhr, ARD) eine außergewöhnliche Leistung für den Klassenerhalt. "Die beiden Gegentore machen unsere Situation für das Rückspiel sehr schwer", sagte MSV-Coach Ilia Gruev, dessen Kapitän sich mit der zehnten gelben Karte zudem eine Sperre für das Rückspiel einhandelte.

Zehn Minuten waren gespielt, da traf Duisburgs Kingsley Onuegbu Würzburgs Peter Kurzweg bei dessen Kopfball mit dem Fuß im Gesicht und verursachte so einen Strafstoß. "Das war unglücklich von mir. Ich habe im letzten Moment versucht, den Fuß zurückzuziehen, aber es war schon zu spät", sagte Onuegbu nach dem Spiel reumütig. Richard Weil nutzte den Elfmeter zur frühen Führung. "Wir wollten in den ersten zehn Minuten richtig Druck machen und nach vorne spielen", erklärte Hollerbach anschließend seinen Matchplan. "Der Elfmeter hat uns natürlich in die Karten gespielt."

Duisburg wirkt chancenlos gegen das fränkische Bollwerk

Die defensivstarken Würzburger hielten die Duisburger anschließend weitgehend vom eigenen Tor fern. Dem MSV gelang es allerdings auch selten, das unterfränkische Abwehrbollwerk zu überraschen. Wenn sich der Ball nicht bereits als Flanke zum 1,91 Meter großen Onuegbu aufgemacht hatte, suchte Duisburg meist Sturmpartner Giorgi Chanturia.

Ein ums andere Mal versuchte der Georgier, seine Bewacher in Zweikämpfe zu verwickeln und so zumindest Freistöße in der Nähe des Würzburger Strafraums zu provozieren. Bereits im ersten Durchgang dokumentierten zwei große Risse in Chanturias Stutzen dessen Erfolge. Ein nennenswerter Abschluss gelang jedoch weder Onuegbu noch Chanturia. "Wir wussten, dass Duisburg mit Wucht kommt und vorne zwei stabile Stürmer hat. Das haben wir ganz gut in den Griff bekommen", sagte Würzburgs Weil.

Und Hollerbach? Der Trainer bemühte sich zu erklären, dass seine Mannschaft den Aufstieg trotz der guten Ausgangslase noch nicht geschafft habe. "Im Moment ist das Momentum ein bisschen für uns. Aber ich werde jetzt einen Teufel tun, irgendwie groß was zu erzählen. Wir müssen auch in Duisburg wieder leidensfähig sein und uns das richtig verdienen", sagte der Trainer. Was er meinte: Jetzt bloß nicht durchdrehen, bei der Sache bleiben, noch sind 90 Minuten zu spielen. Mindestens.

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