Fußball-Deutschland war gespannt, wie sich Fortuna Düsseldorf im ersten Spiel ohne den teuersten Co-Trainer der Welt schlagen würde. Friedhelm Funkels Assistent Peter Hermann war bekanntlich vergangene Woche für 1,75 Millionen Euro - plus 250 000 Euro, falls die Fortuna nicht aufsteigt - als Assistent zu Jupp Heynckes nach München umgezogen. Ohne Hermann also musste die Fortuna bei Arminia Bielefeld gleich eine wahrlich fordernde Aufgabe bewältigen - und tat dies mit Bravour. Der 2:0 (1:0)-Sieg im Spitzenspiel lieferte Indizien dafür, dass die Düsseldorfer vielleicht auch ohne ihren umworbenen Assistenten in die Bundesliga zurückkehren könnten. Die Tabelle der zweiten Liga führen sie jedenfalls mit acht Siegen nach zehn Spieltagen vorübergehend an, der Vorsprung auf den dritten Platz betrug am Samstag acht Punkte.
Funkel lobte seine Mannschaft überschwänglich, das ist nicht selbstverständlich, selbst nach einem Sieg. Diesmal aber, befand Funkel, "hatten wir eine gute Raumaufteilung und haben immer wieder versucht, nach vorne zu spielen - über die beiden Stürmer, über die beiden Außenspieler und auch über die Drei im Mittelfeld, die es überragend gemacht haben." Die Spieler motivierte er damit zu ebenfalls eindeutigen Bewertungen. "Wir haben unser konstantestes Spiel abgeliefert", fand der Innenverteidiger Kaan Ayhan. "Es war einer unserer am wenigsten gefährdeten Siege", urteilte der Stürmer Rouwen Hennings, auch wenn er mit dieser Einschätzung unter den Beobachtern wohl keine absolute Mehrheit gefunden hätte.
Düsseldorf zieht erneut sein herausragendes Tempospiel auf
Funkels neue Assistenten heißen übrigens Axel Bellinghausen und Thomas Kleine, noch recht junge, ehemalige Spieler, die natürlich nicht annähernd über Hermanns Erfahrung verfügen und eher bei Funkel in die Lehre gehen als dass sie ihm helfen. Aber schon im ersten Spiel ihrer Ausbildung haben sie eine Menge lernen können, weil die Düsseldorfer auch ohne den Assistenten Hermann wieder ihr in dieser Saison bislang herausragendes Pressing- und Tempospiel aufzogen. Der kleine belgische Flügelflitzer Benito Raman, 22, hatte bereits mehrere Schüsse auf das Bielefelder Tor abgegeben, von denen einer in der 7. Minute an den Pfosten geklatscht war, als er in der 35. Minute einen Spielzug zur 1:0-Führung vollendete, den man in der nationalen Trainerausbildung künftig ins Videoarchiv übernehmen sollte.
Und der ging so: Im Mittelfeld ergrätschte Düsseldorfs leidenschaftlicher Vorstopper Oliver Fink, 35, vorbildlich einen Ball von Bielefelds Tom Schütz, der eroberte Ball landete bei Raman, der ihn auf Hennings prallen ließ - um selbst sofort in die Spitze zu spurten, aus vollem Lauf Hennings' Steilpass mitzunehmen und ins Tor zu drücken. Wenn der Co-Trainer Hermann solche Traumtore in München bezeugen darf, dann hat er Glück. Das vermeintliche 2:0 kurz vor der Pause durch Fink wurde wegen Abseits ebenso abgepfiffen wie das vermeintliche 1:1 durch Andraz Sporar kurz nach dem Wiederanpfiff.
Bielefeld bleibt stets gefährlich - aber die Fortuna trifft
Hennings hätte in der 54. Minute per Kopf aus drei Metern dann die Vorentscheidung zugunsten der Fortuna herbeiführen müssen, sein Ball landete aber knapp neben dem Tor; genauso wie jener von Lukas Schmitz, der in der 62. Minute aus steilem Winkel hätte treffen können. Ein hochkarätiger Kopfball von Florian Neuhaus nur eine Minute später markierte den Höhepunkt der Düsseldorfer Druckphase. All der Leichtsinn drohte sich zu aber rächen, Bielefeld blieb stets gefährlich, der Ausgleich lag durchgängig im Bereich des Möglichen - aber im Moment läuft für die Düsseldorfer wirklich alles.
Neuhaus, ausgeliehen aus Mönchengladbach, schloss in der 76. Minute einen Konter nach Hereingabe von Schmitz zum 2:0 und zu seinem vierten Saisontreffer ab. Die Bielefelder brachten in der Nachspielzeit auch einen Freistoß aus fünf Metern nach einem Düsseldorfer Rückpass nicht im Tor unter. Anschließend feierten sich die Fortunen.