Drittligist Würzburg:Plötzlich Favorit

Richard Weil Wuerzburger Kickers Elia Soriano Wuerzburger Kickers nach dem 1 0 Wuerzburger
(Foto: Eibner/imago)

Die Kickers stehen nach dem 2:0 gegen den MSV Duisburg vor dem Aufstieg in die zweite Liga.

Von Markus Schäflein

Auf einem Plakat zeigten die Anhänger der Würzburger Kickers vor dem Anpfiff ihre seit 1907 andauernde Vereinsgeschichte in einer Fieberkurve, die zwischen 1978 und den vergangenen paar Jahren eine nicht unerhebliche Talsohle aufwies. Aber dass man ein Emporkömmling ohne jede Tradition sei, wie es vor dem Relegationsspiel um die Zweitliga-Teilnahme gegen den Meidericher Sportverein aus Duisburg die überregionale Wahrnehmung gewesen war, wollten sie dann doch nicht auf sich sitzen lassen. Danach ging es ohnehin nur noch um die Frage, wer aktuell das bessere Team stellt - die Würzburger nach einer überragenden Drittliga-Rückrunde oder die Duisburger nach ihrer Aufholjagd im Zweitligakeller. Die Antwort fiel deutlich aus: Die Würzburger siegten verdientermaßen 2:0 (1:0) und stehen mit einem Bein in Liga zwei. "Wir wollten die ersten zehn Minuten richtig Druck machen", sagte Kickers-Trainer Bernd Hollerball. "Das haben wir getan, und die frühe Führung hat uns in die Karten gespielt. Danach wir uns vorgenommen zu lauern - und dann noch überragend das zweite Tor geschossen."

Das Stadion am Dallenberg war mit 9806 Zuschauern selbstredend ausverkauft. Und abgesehen von den 2000 mitgereisten Duisburgern hatten sie nach zehn Minuten bereits etwas zu jubeln: Duisburgs Torwart Marcel Lenz, der den verletzten Michael Ratajczak vertrat, irrte im Strafraum umher, Stürmer Kingsley Onuegbu hatte im Anschluss das Bein hoch, aus Sicht des Schiedsrichters Sascha Stegemann zu hoch gegen Peter Kurzweg, Richard Weil (links, umjubelt von Elia Soriano) verwandelte den Foulelfmeter sicher.

Die frühe Führung kam den außerordentlich defensivstarken Würzburgern sehr entgegen. Passiv wurden sie aber nicht, sondern setzten immer wieder Nadelstiche. Lenz spielte den Ball Joannis Karsanidis in die Füße, doch der überraschte Mittelfeldspieler brachte keinen gefährlichen Abschluss zustande (22.); ein Kopfball von Rico Benatelli ging knapp am entfernten Pfosten vorbei (24.).

Nach der Pause verteidigen die Kickers äußerst robust

Duisburgs Angriffsversuche versandeten hingegen meist schon irgendwo im Mittelfeld. Es dauerte bis zur 33. Minute, ehe Würzburgs Torhüter Robert Wulnikowski bei einem Distanzschuss von Stanislav Iljutcenko etwas zu tun bekam. Kurz vor der Pause war der Keeper hingegen zwei Mal auf Glück angewiesen: Onuegbu setzte sich wuchtig durch und legte quer auf Kevin Wolze, dessen Schuss den linken Pfosten traf (41.); und Wolze schoss, erneut nach Onuegbu-Vorlage, knapp am entfernten Pfosten vorbei (45.).

Im zweiten Durchgang passierte lange nichts Nennenswertes, die Kickers verlegten sich nun doch konsequent aufs robuste Verteidigen des eigenen Tores, dem MSV fiel nichts ein. Als sich Würzburg doch mal wieder nach vorne wagte, verpasste der eingewechselte Marco Haller aus dem Hintergrund knapp das zweite Tor (64.). In der 80. Minute legten die Kickers doch den zweiten Treffer nach: Daniel Nagy traf nach einer Hereingabe von Nejmeddin Daghfous und brachte seine Mannschaft dem Aufstieg sehr nahe. Plötzlich reist Würzburg als Favorit zum Rückspiel am Dienstag nach Duisburg. Oder, um es mit dem weisen Bernd Hollerbach zu sagen: "Im Moment ist das Momentum für uns."

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