Dressur:Wieder Königin

Dressur: Hat gut lachen: Isabell Werth.

Hat gut lachen: Isabell Werth.

(Foto: John Locher/AP)

Die glanzvolle und ruhmreiche Karriere von Isabell Werth verlief in Wellen - nun steht die Dressurreiterin vor ihrem dritten Sieg bei einem Weltcupfinale.

Von Gabriele Pochhammer, Omaha

Sie strahlt, sie lacht, mit der rechten Hand klopft sie abwechselnd den Hals der dunkelbraunen Stute und winkt in die Menge. Isabell Werth lacht niemals leise, immer mit diesem hellen Teenager-Glucksen. Und sie hatte am Donnerstag in Omaha allen Grund zu lachen. Beim Weltcupfinale im US-Bundesstaat Nebraska gewann die einzige deutsche Starterin auf der zwölfjährigen Hannoveraner Stute Weihegold souverän mit 82,300 Prozentpunkten den Grand Prix, deutlich vor ihrer US-Konkurrentin Laura Graves auf Verdades (79,800) und dem Briten Carl Hester auf Nip Tuck (76,671).

Der Ritt wurde lediglich durch einen Fehler in den fliegenden Galoppwechseln getrübt. "Das war mein Fehler", entschuldigte Werth ihr Pferd, "ich war so froh, dass die ersten drei Wechsel klappten, dann habe ich ein wenig die Konzentration verloren." Die Nerven der Stute wurden kurz vor Beginn der Aufgabe auf eine harte Probe gestellt, als per Lautsprecher die Noten für Graves bekannt gegeben und vom Publikum lautstark bejubelt wurden. "Jetzt war sie richtig wach", sagte Werth, die ihr Pferd gleichwohl unter Kontrolle behielt.

Wie schon bei Olympia in Rio spielte sie Weihegolds Stärken aus: die perfekten Passagen und Piaffen, die Galopp-Pirouetten auf kleinstem Kreis - "auf dem Teller", sagen die Reiter. Damit macht Weihegold wett, dass sie im starken Trab nicht die Siebenmeilenstiefel rausholen kann. "Sie ist halt kein Ferrari", sagte die deutsche Chefrichterin Katrina Wüst, die Weihegold gut kennt. Und Dressur ist kein Autorennen. Zwar zählt der Grand Prix für den Gesamtsieg nicht mehr, bei der Kür an diesem Samstag fangen alle Reiter wieder bei Null an. Aber mit ihrem Ritt setzt Isabell Werth den Maßstab für dieses 32. Weltcupfinale. Es wäre ihr dritter Sieg nach 1992 mit Fabienne und 2007 mit Warum Nicht.

Ihre US-Konkurrentin "tut der Dressur gut", findet Werth

Werths Karriere im Sattel, die vor mehr als 30 Jahren begann und ihr unter anderem die Rekordsumme von zehn Olympia-Medaillen einbrachte, verlief in Wellen. Im Moment ist Werth wieder ganz oben. Die schärfste Konkurrentin der vergangenen Jahre, die dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin, ist frisch verheiratet und nach eigenen Aussagen mit der Familienplanung beschäftigt. Ihr Pferd Valegro träumt auf der Weide von ruhmreicher Vergangenheit. Der Thron wurde also frei, und die 47 Jahre alte Werth hat ihn umgehend zurückerobert. Medien in Omaha sprechen von "Queen Isabell". Es zeugt von Selbstbewusstsein, wenn Laura Graves, die Olympiadritte von Rio, sagt: "Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen." Und ein wenig Frust klingt durch, wenn sie hinzufügt: "Aber Zweite hinter Isabell zu werden, fühlt sich fast so an wie gewinnen."

In der Kür wird Graves nun erneut versuchen, mit ihrem 15 Jahre alten niederländischen Wallach, dessen dynamische Bewegungen begeistern, Werth den Weltcup streitig zu machen. "Finde ich gut", sagt Isabell Werth. Sie liebt die Herausforderung durch starke Gegner. Und: "Das tut der Dressur gut." Konkurrenz aus der neuen Welt belebt das Geschäft, in jeder Hinsicht: "Ich sage nur, make America great again." Ein Spaß, zum Trump-Fan wird Werth auch in Nebraska nicht. Sie fügt feixend hinzu: "Yes, we can."

Abschiedsgedanken sind Isabell Werth in solchen Siegesmomenten fern. "Aber mir ist klar, dass ich mich im letzten Drittel meiner Karriere befinde", sagt sie. Deswegen holt sie sich immer wieder Talente in ihren Stall nach Rheinberg, aus denen sich ein Nachfolger-Team rekrutieren könnte. Auch den Plan für den Rückzug aus dem Sport hat sie schon im Kopf.

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