Drees verletzt ausgewechselt:"Mehr Schiedsrichter als Tore"

In der zweiten Halbzeit überlässt der Unparteiische verletzungsbedingt Marco Fritz das Feld - das Umziehen dauert.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Ein bisschen Abwechslung tat dem Spiel nach einer knappen Stunde sicher gut, sonderlich viele Torchancen hatten der Hamburger SV und Schalke 04 ja nicht zu bieten gehabt. Es stand 0:0 im Volksparkstadion, wie bereits eine Woche zuvor gegen Eintracht Frankfurt. Aber musste unbedingt der Schiedsrichter ausgewechselt werden? Offenbar ja, da war nichts zu machen.

Jochen Drees hatte Probleme mit dem Oberschenkel, so kam in der 56. Minute überraschenderweise Marco Fritz zum Einsatz, der sogenannte vierte Offizielle. Dr. Drees wusste sicher, weshalb er dem Kollegen das Feld räumte, denn er hat Medizin studiert und arbeitet hauptberuflich als Allgemeinarzt. Sein erstes Bundesligaspiel hatte der Doktor 2005 geleitet, Wolfsburg gegen Frankfurt. Beim DFB-Pokalfinale 2006 war er selbst der Ersatzreferee gewesen. Drees fiel auch auf, als er 2008 das Match Nürnberg gegen Wolfsburg wegen starken Regens abbrach und 2013 zwei Elfmeter gegen Borussia Dortmund gewährte und Roman Weidenfeller vom Platz stellte, als sich die TSG Hoffenheim in die Relegation rettete.

Am Samstag in Hamburg verließ er das Feld, er zog das Bein leicht nach, und musste sich also erst entkabeln und dann seinen Vertreter Fritz verkabeln, was ungefähr sechs Minuten dauerte, die Regelhüter tragen heutzutage ja allerlei Equipment.

Dann ließ er sich am Spielfeldrand vom Hamburger Physiotherapeuten behandeln und sah zu, wie Schalkes Leroy Sané unmittelbar nach Wiederanpfiff das 0:1 schoss. Den HSV hatte die Verletzung des Dr. Drees so durcheinander gebracht, dass er das Match verlor. Und Kai Dittmann witzelte am Sky-Mikro trefflich: "Mehr Schiedsrichter als Tore."

© SZ vom 27.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: