Douglas Costa bei der Seleção:Seleção praktiziert den Bayern-Stil

Football: FIFA World Cup 2018 Qualifiers

Douglas Costa: Der Torschütze und Vorlagengeber ist auch von Mitspieler Neymar (rechts) kaum zu bremsen.

(Foto: pixathlon / SIPA)
  • Die Seleção und deren Trainer Carlos Dunga entledigen sich ihres engen taktischen Korsetts und kehren zu alter Spielfreude zurück.
  • Davon profitiert besonders Douglas Costa, der nun auch in der brasilianischen Nationalmannschaft glänzt.

Von Javier Cáceres

Es hat ein wenig gedauert. Doch nun scheint es tatsächlich so zu sein, dass Douglas Costa, der neue Liebling der Anhänger des FC Bayern München, auch in der brasilianischen Heimat zu einem Begriff wird. Als in seiner neuen Wahlheimat längst der Mittwoch angebrochen war, brillierte Douglas Costa endlich einmal auch im legendär kanariengelben Leibchen der brasilianischen Nationalelf.

Beim 3:0 im Qualifikationsspiel für die WM 2018 gegen Peru in Salvador erzielte Douglas Costa nicht nur den Führungstreffer (21. Minute), auch an den anderen beiden Toren durch den früheren Leverkusener Renato Augusto (57./Corinthinas São Paulo) und Atlético Madrids Außenverteidiger Filipe Luis (76.) war er beteiligt. Er raubte Kapitän Neymar (FC Barcelona) die Bühne und ließ den viel kritisierten Trainer Carlos Bledorn Verri alias Dunga aufatmen. In der Tabelle der Südamerika-Gruppe überholte Brasilien den Copa-América-Sieger Chile und ist nun nach vier Spieltagen der Südamerika-Gruppe Dritter.

Im Lichte des Triumphs verstieg sich Dunga zu einer etwas eigentümlichen Behauptung: "Das Gute in diesem Jahr war, dass wir auf der Essenz der brasilianischen Schule beharrt haben, dem Dribbling, dem Eins-gegen-eins." Eigentümlich war das vor allem deshalb, weil Dunga stets dazu geneigt hat, seine kreativsten Kräfte in ein enges taktisches Korsett zu schnüren. Zwar erklärte Dunga, dass er seinen Offensivkräften niemals Restriktionen auferlegt habe. Douglas Costa freilich strafte ihn Lügen und argumentierte, dass er - in einer erkennbar vom FC Bayern inspirierten Mannschaft - Freiheit verspürt habe wie sonst nur unter Pep Guardiola .

"Haben im Angriff mehr Qualität"

"Anders als in vorangegangenen Spielen" hätten die Angreifer "nicht die Positionen halten müssen", sondern hätten rotieren können. "Heute hat die Seleção zum ersten Mal so agiert wie der FC Bayern. Wir haben den Bayern-Stil praktiziert", freute sich Douglas. Für ihn ist das vor allem deshalb gut, weil er in Brasilien bislang ein relativ unbekannter Spieler war - bis zu seinem Wechsel nach München spielte er beim ukrainischen Meister Schachtjar Donezk, also im toten Winkel; nun endlich scheint er sich in die Stammformation Brasiliens zu spielen. Gegen Peru glänzte Douglas Costa auf Bayern-Niveau: weniger wegen seines Tores, einem Treffer in klassischer Mittelstürmer-Manier, als wegen seiner waghalsigen Dribbeleien, einem grandiosen Freistoß an den Pfosten und insbesondere der Vorbereitung des 3:0. Da zog er fünf Gegenspieler auf sich - und spitzelte den Ball weiter zu Filipe Luis.

Er selbst gab all die Hymnen weiter an die Kollegen. "Es gab keinen besten Spieler in der Seleção, das waren wir alle." Einen Unterschied zu seinem Alltag beim FC Bayern sah er dennoch: "Beim FC Bayern ist alles anders, weil ich da der einzige Brasilianer bin. Hier in der Nationalelf dagegen spielen Neymar und Willian, so dass die Leute hier im Angriff etwas mehr Qualität haben." Mehr Qualität als wer? Diese Frage könnte bald in der Bayern-Kabine erörtert werden.

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