Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski:Plötzlich Torjäger

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Lange Zeit galt Robert Lewandowski als Chancentod. Mittlerweile schießt er regelmäßig Tore und hat sich von Lucas Barrios emanzipiert - die Dortmunder legen ihre Hoffnungen auf ein Weiterkommen in der Champions League auch auf ihren nun treffsicheren Angreifer.

Es gibt für Stürmer wirklich ganz tolle Spitznamen: "Bomber" ist die wohl schönste Bezeichnung, die aber seit Gerd Müllers Zeiten nur an Gerd Müller vergeben werden darf. Auch schön: "Fenomeno" (Ronaldo), "Zaubermaus" (Sergio Zarate), "der Schreckliche" (Ivan Zamorano) oder "Air" (Kerlheinz Riedle). Einen Spitznamen will jedoch kein Angreifer haben: Chancentod.

Robert Lewandowski jubelt gemeinsam mit Lucas Barrios - mit dem er um den Platz im Sturmzentrum konkurriert. Jürgen Klopp erwägt, beide gemeinsam von Beginn an aufs Feld zu schicken. (Foto: dpa)

Stephan Kießling hat sich kürzlich gegen diesen Beinamen gewehrt - um ein Spiel später Chancen im zweistelligen Bereich zu vergeben. Der Dortmunder Robert Lewandowski galt auch lange Zeit als als Experte in der Kunst, den Ball aus grandioser Position am Tor vorbei zu schießen und damit Kollegen, Trainer und Anhänger zur Verzweiflung zu treiben.

Das ist nun vorbei: Mit bislang zehn Saisontreffern in Meisterschaft und DFB-Pokal trat der Pole beim deutschen Meister aus dem Schatten des in dieser Spielzeit häufig verletzten Lucas Barrios. In der Champions League hat Lewandowski in dieser Saison erst ein Mal getroffen - was auch ein Grund dafür ist, dass Borussia Dortmund nun mit einem Punkt aus drei Spielen bei der Partie gegen Olympiakos Piräus (Di., 20.45 Uhr) arg unter Druck steht.

Die positive Entwicklung seines einstigen Problemfalls erfüllt vor allem Jürgen Klopp mit Stolz. "Robert ist ein Beispiel dafür, dass man mit Beharrlichkeit viel erreichen kann", sagte der BVB-Trainer, "es war gut, dass wir uns von der öffentlichen Kritik an ihm nicht haben blenden lassen."

Das Vertrauen Klopps in Lewandowski zahlte sich aus. Die lange Verletzungspause von Barrios nutzte der 37-malige polnische Nationalspieler zur Werbung in eigener Sache und machte sich nicht nur als Torjäger, sondern auch als Vorbereiter verdient. "Robert hat alles gegeben, um mich zu ersetzen", lobte Barrios, der sich nach auskurierter Muskelverletzung zuletzt mit Kurzeinsätzen begnügen musste.

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Vor allem ein formidabler Auftritt Anfang Oktober verhalf Lewandowski zu mehr Akzeptanz. Zum 4:0 seiner Mannschaft über den FC Augsburg steuerte er drei Treffer bei und stahl dabei selbst BVB-Shootingstar Mario Götze die Show. "Seitdem läuft es bei ihm richtig gut", sagte Mittelfeldspieler Sven Bender.

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Anders als im zurückliegenden Meisterjahr der Borussia, in dem der 4,5 Millionen Euro teure Neuzugang aus Posen hauptsächlich Teilzeitarbeit leistete, strotzt er neuerdings vor Selbstvertrauen. Auch BVB-Sportmanager Michael Zorc hat einen Stimmungswandel ausgemacht: "Robert ist lockerer geworden."

Das für die Borussia in den kommenden Wochen anstehende schwere Programm mit Spielen gegen Wolfsburg, Bayern München, Arsenal, Schalke 04 und Mönchengladbach wird zeigen, wie stabil Lewandowskis Aufwärtstrend wirklich ist. Gut möglich, dass er seinen Platz im Angriffszentrum schon bald an Barrios verliert. Der Südamerikaner fühlt sich nach eigenen Aussagen wieder völlig fit und drängt auf die Rückkehr in die Stammelf.

"Die Zeit, in der Lucas für uns sehr wichtig wird, kommt definitiv", sagte Klopp. Gleichwohl gibt es für Klopp mittlerweile wenig Gründe, auf Lewandowski zu verzichten. Für den Polen hat Klopp im Falle einer dauerhaften Barrios-Rückkehr deshalb die Zehner-Position im Sinn: "In dieser Konstellation haben wir die Rückrunde unserer Meistersaison gespielt." Von dieser Idee hält Lewandowski jedoch nicht besonders viel: "Eigentlich fühle ich mich mehr als Stürmer." Dennoch würde er sich dem Wunsch des Trainers fügen: "Ich arbeite für die Mannschaft. Mit ist es egal, wer die Tore schießt."

Immerhin hat er den Beinamen des "Chancentods" verloren - jede Wette, dass die Dortmunder Fans bald einen liebevollen Spitznamen für Lewandowski findet, wenn er seine Mannschaft doch noch ins Achtelfinale der Champions League schießt.

© dpa/sueddeutsche.de/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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