Dortmund:Viel zu schnell

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Schneller Mann in gelb: Usain Bolt beim Training in Dortmund. (Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Der achtmalige Sprint-Olympiasieger Usain Bolt trainiert mit dem BVB. Dabei fällt auf: Seine technischen Fähigkeiten im Fußball sind begrenzt.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Am Freitagmittag schaltete ein Nachrichtensender live nach Dortmund-Brackel, wo Usain Bolt gerade eine Flanke verstolperte. Er traf den Ball nicht, 1400 Zuschauer jaulten auf, und Bolt, der schnellste Mann der Welt, grinste verschämt. "Ob es für die ganz große Karriere noch reicht, muss man mal abwarten", sagte der Moderator.

Der Jamaikaner Bolt, 31, acht Mal Olympiasieger und Weltrekordhalter über 100 Meter, hat seine Leichtathletik-Karriere vergangenes Jahr beendet und möchte nun offenbar Fußballprofi werden. Vor ein paar Tagen hat er in Basel auf Einladung eines Uhrenherstellers Hallenfußball gespielt, aber wenn dort Scouts waren, dann haben die sich wohl mehr für einen 57-jährigen Argentinier namens Diego Maradona interessiert. Bolt auf einem Minifußballfeld - das ist wie ein Windhund im Zwinger.

Dass seine technischen Fertigkeiten kaum über die eines Drittliga-Fußballers hinausgehen, war auch am Freitag zu erkennen, als Bolt beim Bundesligisten Borussia Dortmund mittrainieren durfte. Der 1,95 Meter lange Schlacks ist nicht besonders wendig, und wenn er den Ball führt, kommt ihm sein eingebauter Turbolader auch nicht gerade entgegen.

Bolt meint's aber offenbar ernst, er hatte bereits am Donnerstag mit den Borussen trainiert, als noch keiner der 137 akkreditierten Journalisten vom Freitag zuschaute und als noch kein Sender live übertrug. Hinterher kickte Bolt mit BVB-Flügelflitzer Christian Pulisic im Reaktionsübungsraum "Footbonaut" und erbat sich zum Schluss eine Manöverkritik von Trainer Peter Stöger. "Man sieht, dass er das Spiel versteht, er hat gute Ansätze, aber was ihm natürlich fehlt, ist die Mannschaftsarbeit, die Abläufe, die Bewegungen", sagte Stöger am Freitag. "Wenn er sich in einem höheren Bereich durchsetzen möchte, hat er noch einiges zu tun, allerdings ist er in seinem Alter sicher auch nicht mehr so wahnsinnig entwicklungsfähig." Bolt sieht das anders: "Ich will nicht in einer kleinen Liga spielen."

Bei der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin ist Bolt die 100 Meter in 9,58 Sekunden gelaufen. Das ist bis heute Weltrekord. Deshalb nennt man ihn den schnellsten Mann der Welt. In der Bundesliga ist ein Fußballfeld im Schnitt 105 Meter lang. Würde Bolt hier von einem Kopfende zum anderen sprinten, bräuchte er dafür theoretisch etwas mehr als zehn Sekunden, auf tiefem Rasen und angesichts seines Alters aber vermutlich mindestens zwölf Sekunden. Das sähe sicher spektakulär aus, aber einer Fußball-Mannschaft wäre damit kaum geholfen. Bolt wäre vielleicht allenfalls das, was man in der Branche einen Konterspieler nennt. Aber angesichts seiner begrenzten technischen Fähigkeiten ist Bolt dafür vermutlich vor allem eines: viel zu schnell.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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