Dortmund verliert gegen Wolfsburg:Ein Feldverweis, zwei Elfmeter, fünf Tore

Dortmund verliert gegen Wolfsburg: Fehlentscheidung: Marcel Schmelzer wird von Wolfgang Stark des Feldes verwiesen.

Fehlentscheidung: Marcel Schmelzer wird von Wolfgang Stark des Feldes verwiesen.

(Foto: AP)

Borussia Dortmund kontrolliert die Partie gegen den VfL Wolfsburg, doch dann greift Schiedsrichter Wolfgang Stark mit einigen Fehlentscheidungen ein. Es entwickelt sich ein interessantes Spiel, das Wolfsburg schließlich mit 3:2 gewinnt und das Dortmunds Trainer Jürgen Klopp an der Seitenlinie verzweifeln lässt.

Von Jürgen Schmieder

Jürgen Klopp sah wirklich nicht gut aus. Mit rotem Kopf und dicker Wollmütze stand er vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg an der Seitenlinie und verkündete, nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund zu sein. Eine fiese Grippe habe ihn unter der Woche überfallen und dafür gesorgt, dass er seine Spieler kaum sehen durfte.

Noch schlimmer: Diese Grippe verbannte Klopp nicht nur vom Trainingsgelände, sondern war auch für die Startaufstellung am Samstag verantwortlich: Gemeinsam mit den Kollegen Zerrung und Dehnung hatte sie den Dortmunder Kader heimgesucht. Sven Bender und Sebastian Kehl fehlten komplett, Lukas Piszczek, Jakub Blaszczykowski, Felipe Santana und Mario Götze gingen angeschlagen in die Partie.

"Sie haben nicht in der Champions-League-Partie gespielt, also haben wir sie hinbekommen", sagte Klopp und beschrieb seinen eigenen Zustand so: "An der Seitenlinie stehen geht schon." Klopp stand jedoch nicht nur. Er lief und hüpfte - und regte sich auf: über den Schiedsrichter und über seine Mannschaft, die das Spiel am Ende mit 2:3 (1:2) verlor.

Die Partie begann zunächst ausgeglichen, die Wolfsburger standen sicher in der Defensive und kombinierten mitunter auch nach vorne. Die Befürchtungen von Klopp schienen sich zu bewahrheiten. Als er um eine Einschätzung des Gegners gebeten worden war, hatte er vor dem Spiel gesagt: "Leider gut. Die Mannschaft hat zum Leidwesen ihrer Gegner wieder Spaß am Fußball gefunden."

In der sechsten Spielminute dann gab es einen Freistoß an der linken Strafraumkante. Marco Reus tat so, als wolle er flanken, in der Mitte tat Robert Lewandowski so, als wolle er köpfen. Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio fiel auf diese feine Finte hinein, weshalb das Spielgerät direkt ins Tor flog. Von diesem Moment an spielte Wolfsburg nicht mehr gut, die Mannschaft hatte zur Freude des Gegners keinen Spaß mehr am Fußball. Die einzige Form der Gegenwehr waren gepflegte Grätschen und unfaire Tritte.

Stark mit Fehlentscheidungen

Die Dortmunder durften sich zahlreiche Gelegenheiten erspielen. Benaglio klärte einen Freistoß von Reus (15.) mit den Fäusten, bei einem Schuss von Marcel Schmelzer reagierte er schnell (22.), gegen den frei auf ihn zulaufenden Lewandowski verkürzte er geschickt den Winkel (25.). Gegenüber war Roman Weidenfeller damit beschäftigt, die gelben Luftschlangen aus seinem Strafraum zu entfernen, die die Dortmunder Fans nach dem Schweigeprotest aufs Feld geschossen hatten. Zeit dafür hatte Weidenfeller.

Es waren dann auch nicht die Wolfsburger, die sich gegen einen Dortmunder Sieg wehrten, es war auch nicht die Grippe, sondern Schiedsrichter Wolfgang Stark. Bas Dost schoss in der 35. Spielminute aus zwölf Metern aufs Tor, nachdem er den Ball vom deutlich im Abseits herumlaufenden Vieirinha bekommen hatte. Marcel Schmelzer bekam das Spielgerät erst an das linke und dann an das rechte Knie, womöglich spürte Schmelzers linker Finger noch einen Lufthauch.

Stark allerdings sah ein Handspiel, entschied auf Elfmeter (Diego traf zum 1:1) und stellte Schmelzer vom Platz. Sechs Minuten später gab Stark den Wolfsburgern einen zweifelhaften Freistoß, Diego schlug den Ball in den Strafraum. Über Umwege tropfte das Spielgerät zu Naldo, der es mit einem feinen Drehschuss ins rechte Eck prügelte.

Klopp wechselte zur Pause Moritz Leitner ein. Er forderte die Zuschauer auf, die in Unterzahl auf den Ausgleich drückende Mannschaft zu unterstützen. Die Wolfsburger hielten mit einem 8-1-1-System dagegen: Nur Diego und Dost probierten ein paar Angriffe, alle anderen verteidigten.

Die Dortmunder mühten sich, sie brauchten jedoch die Hilfe von Wolfgang Stark, um den Ausgleich zu erzielen: In der 59. Spielminute fiel Lewandowski im Strafraum zu Boden - und Stark gab wohl nur deshalb einen Elfmeter, weil er während der Pause wohl gesehen hatte, dass er da mit Schmelzers Aktion falsch gelegen hatte. Blaszczykowski verwandelte sicher.

In den letzten 30 Minuten entwickelte sich dann eine höchst interessante Partie: Die spielstärkere Mannschaft (Dortmund) versuchte in Unterzahl, dieses Spiel noch zu gewinnen. Die Wolfsburger sahen sich aufgrund der Überzahl durchaus aufgefordert, ebenfalls Interesse an einem Sieg zu zeigen. Beide Mannschaften hatten Gelegenheiten zum jeweils dritten Treffer, die Wolfsburger erzielten ihn in der 74. Spielminute: Dost tauchte alleine vor Weidenfeller auf und schob den Ball cool ins Tor. Danach drückte die Borussia auf den Ausgleich, doch Benaglio wehrte mit teils herausragenden Reflexen alle Versuche ab.

Nach dem Spiel sagte Jürgen Klopp: "Ich habe Erfahrung darin, Niederlagen zu akzeptieren - doch das Zustandekommen war skurril. Wir waren zuerst nicht konsequent genug bei den Torchancen, doch entscheidend war der Elfmeter und der Feldverweis. Ich war mir sofort sicher, dass es kein Handspiel von Schmelzer war."

Es war ein verrückter Nachmittag in Dortmund, an dessen Ende einige Dinge als sicher gelten dürfen: Jürgen Klopp ist immer noch Trainer in Dortmund, die Grippe und andere Krankheiten haben ab sofort Hausverbot. Und Wolfgang Stark dürfte sich bei der Analyse seiner Entscheidungen ärgern, dass er nicht mit Grippe hatte daheim bleiben dürfen.

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