Dortmund nach dem Spiel in München:Auf der Suche nach Robert Lewandowski

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Robert Lewandowski: zentrale Figur vieler Spekulationen. (Foto: dpa)

Nach der Niederlage im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern muss sich Borussia Dortmund wieder mit Angreifer Robert Lewandowski beschäftigen. Der spielte furchterregend schwach. Trainer Jürgen Klopp startet Ablenkungsmanöver.

Von Jürgen Schmieder

Irgendwann nach dem Spiel, es war schon recht spät, da wurde Jürgen Klopp von den Journalisten gefragt, was der Borussia denn gefehlt habe bei dieser Partie gegen den FC Bayern. Der Dortmunder Trainer hätte nun ausholen können, er hätte die Worte "Spielfreude", "Einsatz" oder auch "Glück" einführen können. Doch Klopp sagte nur kurz: "Was uns gefehlt hat? Eine erste Halbzeit!"

Das war eine treffende Aussage - und in Dortmund werden sie wohl auch einen Tag nach der 0:1-Niederlage noch danach suchen, wo sie denn hingekommen ist, diese erste Halbzeit. Wenn diese Suche beendet ist, dann könnten die Dortmunder mal nachsehen, wo ihr Angreifer Robert Lewandowski geblieben ist. Auf dem Spielfeld war er am Mittwochabend nicht zu sehen.

"Er war überhaupt nicht gehemmt, da sollte man nicht immer so viel hineininterpretieren", schimpfte Klopp. Nun gut, dann eben die nackten Daten ohne jegliche Interpretation: Lewandowski schoss ein Mal aufs Tor, mit 29 Ballkontakten hatte er exakt halb so viele Ballberührungen wie der mit den zweitwenigsten (Mario Mandzukic, 58), seine Zweikampfquote lag bei 29 Prozent, ein Drittel seiner Pässe landete beim Gegner. Lewandowski fiel nur ein Mal auf in diesem Spiel, als er von Javi Martínez böse gefoult wurde. "Das war richtig gefährlich", sagte Klopp.

Lewandowski war ja nicht nur deshalb ein interessanter Spieler bei dieser Partie, weil er zuletzt häufig gegen den FC Bayern getroffen hatte - sondern weil er mittlerweile zum Spekulationsobjekt von Beratern und zum Wettobjekt ehemaliger Fußballstars geworden ist. Doch auch hier erst einmal die Fakten ohne Interpretation: Lewandowski steht in Dortmund bis 2014 unter Vertrag, die Borussia könnte also nur nach dieser Spielzeit eine Ablöse für den Angreifer bekommen und - das ist nicht uninteressant - bestimmen, wohin Lewandowski wechselt.

Fakt ist auch, dass Lewandowski den Verein spätestens im Jahr 2014 verlassen wird. Das bestätigte Sportdirektor Michael Zorc vor dem Spiel in München: "Sein Vertrag läuft noch bis 2014. Es gibt noch zwei Möglichkeiten: Entweder, er geht im Sommer, oder er bleibt noch ein Jahr." Lewandowskis Berater Cezary Kucharski bestätigte die Aussage von Zorc, dass der Angreifer das Dortmunder Angebot zur Vertragsverlängerung nicht annehmen werde.

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Der Spieler selbst äußerte sich nach der Partie recht kryptisch: "Ich bin noch Fußballspieler bei Borussia Dortmund - aber das kann im Sommer anders sein." Zuvor hatte er in mehreren Interviews noch gesagt, dass er sich ein weiteres Jahr in Dortmund sehr gut vorstellen könne. Das alles erhärtet den Verdacht - Achtung, nun wird ein wenig interpretiert -, dass Lewandowski erst 2014 wechseln wird, ablösefrei nach München.

Die Münchner Verantwortlichen gaben sich derweil äußerst gelassen. Präsident Uli Hoeneß sagte nach der Partie: "Ich habe mich heute voll und ganz auf unsere Mannschaft konzentriert und keine Spieler des Gegners beobachtet." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: "Wir planen keine Verhandlungen mit Dortmund."

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In solchen Fällen ist es immer gut, wenn Jürgen Klopp irgendwo auftaucht. Als er nicht mehr nach der ersten Halbzeit suchte und ihm auch die Fragen nach Lewandowski langsam auf die Nerven gingen, sagte er: "Mich würde viel mehr interessieren, wo Mario Gomez nächstes Jahr spielt - oder Arjen Robben. Weil ich glaube nicht, dass die ein zweites Jahr so mitmachen."

Er ist schon ein schlauer Fuchs, dieser Jürgen Klopp. Das war ein feines Manöver, die beiden Angreifer des FC Bayern ins Spekulations-Spiel einzuführen. Ob aber nun über Robben und Gomez ähnlich spekuliert und interpretiert wird wie über Robert Lewandowski, das darf doch stark bezweifelt werden.

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