Dortmund scheitert in der Champions League:Europa ohne Borussia

Dortmund ist gescheitert: Nach einer 2:0-Führung verliert die Borussia noch 2:3 gegen Olympique Marseille und darf nicht einmal in der Europa League weiterspielen. Kapitän Kehl verletzt sich schwer am Kopf - gibt jedoch Entwarnung.

Borussia Dortmund ist gescheitert. Der Deutsche Meister hat die Vorrunden-Gruppe F der Champions League als Vierter und Letzter abgeschlossen. Noch nicht einmal in der Europa League darf die Mannschaft von Jürgen Klopp weiterspielen.

"Es ist bitter, wie wenig für Olympique heute gereicht hat", sagte der Dortmunder Trainer. Im sechsten Gruppenspiel unterlag seine Elf Olympique Marseille nach einer 2:0-Führung noch 2:3 (Halbzeit 2:1); mehr als einen unbedeutenden statistischen Wert hatte das aber nicht mehr. Um international im Spiel zu bleiben, wäre ein hoher Sieg nötig gewesen.

Das Spiel in Marseille hatte Olympique 3:0 gewonnen. Entsprechend selbstbewusst hatten sich die Franzosen bei der Ankunft im Ruhrgebiet gegeben. "Wir wissen, dass Dortmund wirklich viele Tore schießen muss. Also werden sie viel riskieren", dozierte Kapitän und Torwart Steve Mandanda, 26, vor dem Anpfiff: "Wir dürfen einfach kein frühes Tor fangen, dann spielt die Zeit für uns. Sie müssen aufmachen - und wir können kontern." So weit die Theorie.

Die Praxis sah dann ein wenig anders aus. 23 Minuten waren vorüber, als Dortmund einen Einwurf auf Höhe des Strafraums von Marseille erhielt. Lukasz Piszczek schleuderte den Ball ins Spiel, Sebastian Kehl verlängerte mit dem Kopf, Robert Lewandowski ließ die Kugel auf dem saftgrünen Boden auf- setzen, und Jakub Blaszczykowski drückte sie aus sieben Metern zum 1:0 in die Maschen. Mandana und die anderen Männer aus Marseille - sie standen recht unbeteiligt in der Nähe.

Der Treffer ließ die Dortmunder Fans hoffen. Olympique-Trainer Didier Deschamps hatte sich zuvor demonstrativ unbeeindruckt gezeigt von der Aussicht, es mit recht vielen stimmgewaltigen Anhängern des Gegners zu tun zu bekommen. "Dortmund? Kenne ich. Schön da", hatte er auf die Frage geantwortet, welche Atmosphäre er in dem ausverkauften Stadion erwarte. Nach ziemlich genau einer halben Stunde wurde es dort dann erst außergewöhnlich ruhig - und kurz darauf sehr laut.

Als Borussen-Kapitän Sebastian Kehl im Strafraum seinen Kopf einer Flanke entgegenreckte, machte er eine äußerst schmerzhafte Begegnung: Mit Karacho kam ihm der linke Fuß von Stephane Mbia entgegen. Der Abwehrspieler hatte sich in der Sportart geirrt. Ein Tritt in dieser Höhe - das erinnerte an Kickboxen.

Ruppige zweite Halbzeit

Milde wurde Mbia dafür mit Gelb verwarnt (Klopp: "Da kann man auch eine andere Karte zeigen") und Dortmund mit einem Strafstoß bedacht. Davon, dass Mats Hummels den bedacht zum 2:0 flach ins linke Toreck schoss, bekam Kehl nur noch wenig mit. Sein Auge schwoll zu. Der 31-Jährige musste ausgewechselt werden; er sah verschwommen. Die erste Diagnose ergab: Kehls Jochbein blieb heil, am Mittwoch gab er dann Entwarnung: "Die gute Nachricht: Es ist nichts gebrochen und auch das Auge ist soweit ok. Die Schlechte: Ich seh aus wie nach einem Kampf gegen beide Klitschkos gleichzeitig."

In den drei Champions-League-Spielen vor dem Auftritt in Dortmund war Olympique kein Sieg und kein Tor geglückt. 291 torlose Champions-League-Minuten standen schon vor der Partie für den Klub in der Statistik, und nachdem der Brite Howard Webb die Begegnung angepfiffen hatte, zeichnete sich zügig ab: Es würden noch einige mehr werden.

Lange verzichteten die Gäste großzügig darauf, dem Tor, das Roman Weidenfeller bewachte, überhaupt nahe zu kommen. Erst in der vierten Minute der, wegen der Kehl-Verletzung üppig bemessenen Nachspielzeit der ersten Hälfte, kreuzte Loic Rémy dort auf. Just zu dem Moment segelte eine Flanke vom rechten Flügel herbei - und kein Dortmunder war weit und breit. Warum nicht, dachte sich Rémy da und beendete nach 340 Minuten die torlose Champions-League-Zeit für Marseille: 2:1.

Als es in die Pause ging, zeichnete sich eine weitere Schwächung für Dortmund ab. Mario Götze plagten muskuläre Probleme; der 19-Jährige konnte nicht mehr. Für ihn kam Ivan Perisic. Ein echter Ersatz aber war der Kroate nicht. "Eine Halbzeit, in der viel passiert ist", so fasste Michael Zorc, der Sportdirektor der Borussia, den Abend bis dahin zusammen. Dessen weiterer Verlauf war dann ausgeglichen, etwas ruppig bisweilen, für Dortmund aber weitgehend belanglos. "Das Spiel war plötzlich ein ganz anderes. Der Gegner hat viel besser gespielt", bilanzierte Klopp.

Seine Spieler ahnten: Sie waren draußen. Fast lethargisch nahmen sie in der 85. Minute den Kopfstoß des eingewechselten Jordan Ayew zum 2:2 hin und nur zwei Minuten später den Rechtsschuss des ebenfalls eingewechselten Mathieu Valbuena zum 3:2-Endstand. Mit den zwei späten Toren fing Marseille noch Olympiakos Piräus ab. Als Gruppenzweiter zieht der Klub ins Champions-League-Achtelfinale ein. Auf Piräus wartet die Europa League.

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