Dortmund:Glitzernder Gepard

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Erst um Fassung ringend, dann wieder schillernd selbstbewusst: Pierre-Emerick Aubameyang mit Pokal. (Foto: Pius Utomi Ekpei/AFP)

Pierre-Emerick Aubameyang ist zum ersten Mal Afrikas Fußballer des Jahres - und bleibt beim BVB, wie er vor Kameras bei diesem Auftritt bezeugt.

Von Sebastian Fischer, München

Nummer eins war typisch: Er war viel zu schnell für seinen Freiburger Gegenspieler, sah, schoss, traf. Nummer fünf ist berühmt: Da schlenzte er den Ball mit dem Außenrist ins Schalker Tor und stülpte sich zum Jubeln eine Batman-Maske über. Elegant war Nummer 35, mit der Picke gegen Augsburg, am schönsten war Nummer 38, ein Chip in den Winkel gegen Stuttgart. 41 Tore hat Pierre-Emerick Aubameyang, 26, 2015 für den BVB geschossen. 2015 war das Jahr, in dem sich der Kapitän der gabunischen Nationalmannschaft entwickelt hat: von einem durch Strafräume rasenden Naturereignis zu einem der besten Angreifer der Welt; zu Afrikas Fußballer des Jahres.

Die Zeremonie in Nigerias Hauptstadt Abuja am Donnerstagabend war besonders für den Franzosen mit gabunischem Vater. Das zeigen die Bilder, auf denen der Exzentriker um Fassung ringt. Die Zeremonie war auch für seinen Arbeitgeber nicht unwichtig. Bei der Borussia können sie sich jetzt noch etwas sicherer sein, dass zu den 41 Toren aus dem Vorjahr 2016 wieder ein paar dazukommen. Als Aubameyang in Abuja vor die Kameras trat, sagte er: "Ich bleibe in Dortmund."

In Dortmund haben sie die Gerüchte der vergangenen Tage ohnehin wesentlich unaufgeregter verfolgt, als sich vermuten ließe. Von einem 57-Millionen-Euro-Angebot, das der FC Arsenal vorbereite, war zu lesen. Und es wurde wild über Aubameyangs Fernbleiben beim Trainingsauftakt spekuliert. Dass sein Bruder, der Amateurkicker Willy Aubameyang, wohl den Essener Viertligisten FC Kray verlassen wird, wurde schon als nahender Abschied der Familie Aubameyang aus dem Ruhrgebiet fehlgedeutet. Richtig ist laut BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dass der Verein nach dem Weggang von Jonas Hofmann nach Mönchengladbach und der Rückkehr von Adnan Januzaj zu Manchester United keinen Spieler mehr abgeben wird. Und dass sie den mit ins Trainingslager nach Dubai gereisten Talenten Felix Passlack und Christian Pulisic, beide 17 Jahre alt, zutrauen, die Lücken zu füllen - also nicht zwingend Zugänge brauchen, aber "die Augen offen halten", wie Michael Zorc, der Sportdirektor des BVB, sagt.

Richtig ist auch, dass sie Aubameyang natürlich nicht ersetzen könnten. Der Stürmer, der vor eineinhalb Jahren noch oftmals nur mit seinem einzigartigen Antritt auffiel und den Jürgen Klopp 2014 verkaufen wollte, ist die Speerspitze des Dortmunder Systems. Glücklicherweise will Aubameyang ja gar nicht weg: Zu Arsenal werde er nicht wechseln, sagte er ausdrücklich. Wie sehr ihn seine Mitspieler schätzen und brauchen, zeigten auch die reihenweisen Glückwünsche in den sozialen Netzwerken am Freitag, selbst von seinem Sturm-Konkurrenten Adrian Ramos. Es gab eigentlich nur einen, der Aubameyang die Wahl missgönnte: Afrika-Cup-Gewinner Yaya Touré, zuvor viermal in Serie bester Fußballer seines Kontinents, hätte gerne ein fünftes Mal gewonnen. Der Ivorer fand: "Das ist erbärmlich. Es ist eine Schande für Afrika."

Er bewundere Touré, sagte Aubameyang noch und schaute demütig. Doch dann sah man sein silbern-schwarzes, Gepard-artiges Muster am Anzugrevers glitzern. Und er erklärte, er würde sich schon zutrauen, den Titel nächstes Jahr wieder zu gewinnen.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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