Bundesliga:Die reifere Borussia gewinnt

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Feinfuß Marco Reus ist Teil des magischen Dreiecks: Gündogan auf Reus, Tor. Reus auf Mkhitaryan, Tor. Mkhitaryan auf Gündogan, Tor. (Foto: Getty/Alex Grimm)

Marco Reus trumpft bei seinem früheren Verein auf und ist mit einem Tor und einer Vorlage die prägende Figur. Der strenge Thomas Tuchel ist angetan von seinem BVB.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Wie man mit zwei Zeigefingern und zwei Daumen ein Herz formt, das hat der Fußballer Marco Reus am Samstagabend gefühlvoll demonstriert. Einst hat sein Herz der Mönchengladbacher Borussia gehört, heute stellt er es fußballerisch in den Dienst der gleichnamigen Dortmunder Mannschaft. Als er am Samstag um 19.10 Uhr im unmittelbaren Anschluss an seinen Treffer zur 1:0-Führung das Herz ausbildete, widmete er es allerdings augenscheinlich einer Zuschauerin im Publikum. "Das bleibt mein Geheimnis", sagte er später auch bei Sky, stellte aber noch in branchenüblicher Höflichkeit fest, noch großen Respekt für seinen früheren Arbeitgeber zu haben.

Reus hatte Borussia Dortmund vier Minuten vor der Pause mit einem Tor und fünf Minuten nach der Pause mit einer ebenso feinen Torvorlage für Henrikh Mkhitaryan zum 2:0 auf den Erfolgsweg geführt im Duell der Borussia-Teams im Borussia-Park. 3:1 (1:0) siegten die Dortmunder am Ende, weil Raffael für Gladbach noch verkürzt und Ilkay Gündogan danach wieder erhöht hatte. Damit bleiben die Schwarz-Gelben dem Tabellenführer Bayern München, nun ja, zumindest ein kleines bisschen auf der Fährte, zementierten aber in jedem Fall ihren zweiten Platz. "Ich schaue vor allem auf uns selbst und dann eher nach hinten als nach vorne", gab Gündogan zu.

Xhakas Fehlen wog schwer

Abwartend, gemächlich, passiv erwarteten die Gäste zunächst aber einen Gladbacher Mut, der mit einem Kopfball von Andreas Christensen auf die Latte bereits in der 6. Minute seinen Höhepunkt erreichte. Erst nach einer knappen halben Stunde nahmen die Gäste die suggestive Gladbacher Einladung zur Spiel-Übernahme an, ließen ihren versierten Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang drei Anspiele in den Strafraum vergeigen und näherten sich sodann der Halbzeitführung mit einem 20-Meter-Schuss von Gündogan in der 33. Minute an die Latte vorsichtig an. Acht Minuten später war es wieder Gündogan, der seine Borussen zum ersten Tor des Spiels lenkte. Diesmal drosch er den Ball allerdings nicht rustikal und hoch gen Gladbacher Tor, sondern schob ihn aus dem Mittelfeld gefühlvoll in den Lauf des rechten Flügelstürmers Reus, der den Ball erlief, wie an der Schnur gezogen von rechts ins linke untere Eck des Gladbacher Gehäuses schoss und nach seinem neunten Saisontreffer sein Herz ins Publikum schickte.

Mehr Leidenschaft hätten nach dem neuerlichen Anpfiff die Gladbacher benötigt, um besseren Dortmundern nunmehr etwas entgegenzusetzen. Der Ausfall des gesperrten Xhaka wog aber schwer. Die zweite Halbzeit war keine fünf Minuten alt, als Reus von rechts ungestört und frei zum gegenüberliegenden Flügelmann Mkhitaryan hinüberspielen durfte und diesen mit seinem Zuspiel derart frei antraf, dass der Armenier in dieser 50. Minute mit seinem siebten Saisontor das 2:0 für Dortmund erzielte.

"Sehr reife, sehr erwachsene Leistung"

Doch die Gladbacher waren zu diesem Zeitpunkt durchaus noch nicht bereit, sich ihrem Schicksal zu ergeben. Und so wurde aus einem schon sehr ordentlichem ein sehr gutes Bundesligaspiel. Nach einer bis dahin kaum demonstrierten Torgefahr war es der zentrale Mittelfeldmann Raffael, der in der 58. Minute einen Querpass von Lars Stindl im Strafraum mit großer Coolness zum 1:2-Anschlusstreffer verwertete. Nun entwickelten die rheinischen Borussen neue Abwehrkräfte im Kampf gegen die Niederlage, trafen aber das Tor nicht mehr.

Reus musste in der 70. Minute vom Feld, machte Platz für Erik Durm und beobachtete von der Bank aus, wie Aubameyang in der 73. Minute nach einem Konter die große Chance zur Vorentscheidung vergab. Doch allzu sehr echauffieren brauchte sich auf der BVB-Bank deswegen niemand, weil nämlich Gündogan nur zwei Minuten später in der 75. Minute auf Vorlage von Mkhitaryan das 3:1 erzielte und die Angelegenheit damit endgültig klärte. "Wir waren gut heute, haben den Sieg verdient und haben eine sehr reife, sehr erwachsene Leistung gebracht", sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel.

© SZ vom 24.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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