Dortmund gewinnt beim FC Arsenal:Mit Geschick und Konter

Arsenal v Borussia Dortmund - UEFA Champions League

Erzielte den Siegtreffer: Robert Lewandowski

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sieg ohne Trainer: Der für die Champions League gesperrte Jürgen Klopp verfolgt auf der Tribüne, wie Borussia Dortmund mit einem wichtigen 2:1-Sieg beim FC Arsenal zum Tabellenführer in der Gruppe F aufschließt. Am Ende entscheidet ein perfekter Konter eine zerfahrene Partie.

Tor für Dortmund, Jürgen Klopp schob den Unterkiefer nur ein ganz kleines bisschen vor, man sah es kaum, er ballte nur ganz kurz die Faust, er blickte nach rechts und nach links, dann setzte er sich wieder hin.

Rechts von Jürgen Klopp saß Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Borussia Dortmund, links von Klopp saß Reinhard Rauball, der Vereinspräsident, beide trugen sie einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte; Klopp auch. Champions-League-Abende von Borussia Dortmund, an denen Jürgen Klopp auf der Ehrentribüne unter Anzugträgern sitzen muss, sind schwere Abende für den Trainer Jürgen Klopp.

Dieser Dienstagabend, an dem Dortmund beim FC Arsenal in London antrat, war bereits der zweite für Klopp, den er nicht bei seiner Mannschaft sein durfte; nach seinem Ausraster beim ersten Gruppenspiel gegen Neapel, bei dem er seinen Unterkiefer so sehr in Richtung des vierten Offiziellen schob, dass man um seine Gesichtsknochen fürchten musste, war er von der Uefa für zwei Partien gesperrt worden. Vielleicht, sagte Klopp, "ist es ganz gut für meine Mannschaft, wenn ich ein-, zweimal im Jahr etwas weiter weg bin". Das ist natürlich nicht nachzuprüfen, Tatsache aber ist: Borussia Dortmund gewann am Dienstag beim FC Arsenal 2:1 (1:1).

Zwölf Spiele hintereinander war Arsenal bis Dienstag ungeschlagen, eine Serie, die ihren Preis hat, gewiss, rund 50 Millionen Euro war Mesut Özil bekanntlich teuer, ihm haben sie in London viel von diesem guten Gefühl zu verdanken, mit dem sie seit Wochen über die Fußballplätze schweben. "In einer überragenden Verfassung" sei Arsenal derzeit, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor dem Spiel, es klang sehr respektvoll, aber Respekt ist etwas anderes als Angst.

Arsenal wollte das Spiel ruhig angehen, wollte Dortmund zunächst mit eng gemachten Räumen die Luft rauben und abwarten. Es gab auch deshalb anfangs kaum Offensivaktionen beider Teams, dafür viele Fehlpässe, die oft dem Druck durch die Gegenspieler geschuldet waren. Kaum überraschend, dass aus genau so einem Fehler der erste Treffer resultierte.

Nach einer Viertelstunde verloren die Dortmunder an Arsenals Strafraum den Ball, der Waliser Aaron Ramsey, eigentlich seit Wochen in herausragender Form, ließ sich den Ball von Marco Reus gleich wieder abnehmen, über Robert Lewandowski kam der Ball dann zu Henrikh Mkhitaryan, und der: zog aus gut 14 Metern einfach ab. Es war sein erster Treffer für den BVB in der Champions League.

Özil läuft unauffällig mit

Die Londoner mögen da wohl gemerkt haben, dass ihre Zermürbungs-Taktik nicht funktionierte: Arsenals statisches Abwarten ließ selbst Özil wie einen unauffälligen Mitläufer erscheinen. Arsenal änderte die Taktik und versuchte, das Spiel an sich zu reißen, und das hätte nach 38 Minuten beinahe schon zum Ausgleich geführt, als der frühere Dortmunder Tomas Rosicky von der Strafraumgrenze aufs Tor schoss, Mats Hummels aber auf der Linie für den bereits geschlagenen Torhüter Roman Weidenfeller rettete.

Drei Minuten später aber rettete niemand mehr, im Gegenteil. Nach einer Flanke von Bacary Sagna aus dem Halbfeld liefen Weidenfeller und Dortmunds Innenverteidiger Neven Subotic dem Ball entgegen, Subotic war vor Weidenfeller da, berührte den Ball und irritierte seinen Torhüter - der Ball flog weiter zu Olivier Giroud, von dem man weiß, dass er die Befähigung besitzt, aus zwei Metern Entfernung das leere Tor zu treffen.

Konsequent am eigenen Strafraum

Vom Ausgleichstreffer beflügelt spielte Arsenal jetzt zunehmend wie das Arsenal der vergangenen Wochen, bestimmte das Spiel, und Mesut Özil schlug ein paar feine Pässe. Dortmund versammelte sich konsequent am eigenen Strafraum, verteidigte mit Geschick - und konterte. Ein einziges Mal: das genügte. Nach gut 82 Minuten stand am Ende dieses einen Konters eine Flanke von Kevin Großkreutz, die Robert Lewandowski aus vollem Lauf zum 2:1 für Dortmund nutzte. "Zu naiv" habe sich seine Mannschaft beim Gegentreffer verhalten, tadelte Arsène Wenger. Mit Blick auf die gesamte Partie befand er: "Dortmund hat mit sehr gut organisiertem Auftreten unseren Spielfluss unterbunden."

Oben, bei den Ehrengästen, sprang Klopp nach Lewandowskis Tor wieder auf, diesmal aber standen sie um ihn herum, schon jubelnd, er hob Watzke hoch und umarmte Rauball, er war jetzt wieder ganz bei sich. "Wir waren so gut im Spiel, dass wir immer in der Lage waren, das Spiel für uns zu entscheiden", würde Klopp später sagen, "das sah sehr reif aus".

Die übrigen Minuten hielt Klopp mühelos durch, das Spiel war jetzt entschieden. In zwei Wochen ist wieder Arsenal der Gegner in der Champions-League-Gruppe F, Jürgen Klopp darf dann wieder auf die Bank zurück.

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